Warum der Kohlweißling am Kohl knabbern kann
Bonn (dpa) - Eigentlich sind Kohlpflanzen gut vor Schädlingen geschützt. Sie haben im Laufe der Zeit eine Abwehranlage aufgebaut aus den jeweils nicht giftigen Senfölglykosiden und pflanzlichen Enzymen.
Normalerweise sind sie im Kohl räumlich voneinander getrennt, erklärt der Verbraucherinformationsdienst aid und verweist auf eine internationale Studie mit Beteiligung des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie. Aber frisst etwa eine Raupe den Kohl an, vermischen sich beide Komponenten. Es kommt zu einer chemischen Reaktion, und es bilden sich Abbauprodukte.
Für Schädlinge sind diese mindestens abschreckend, teils sogar giftig. Menschen macht diese sogenannte Senfölbombe nichts aus - im Gegenteil: Sie gibt zum Beispiel dem Senf oder Meerrettich seine Schärfe.
Aber manche Schmetterlingsarten haben sich im Laufe der Evolution perfekt an diese Abwehrstoffe abgepasst, zum Beispiel der Große Kohlweißling. Bei ihm wirkt das Gift nicht. Das hat nun die Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams bestätigt. Kohl und Schmetterlinge rüsteten über fast 80 Millionen Jahre parallel auf, zahlreiche neue Arten entstanden dabei.
Der Kohlweißling kann daher seine erst grünlichen, später gelben Eier an den Blattunterseiten des Kohls ablegen. Die Raupen fressen dann ohne Probleme die Blätter ab. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe rät Hobbygärtnern, früh nach den Eiern zu suchen und diese zu zerdrücken sowie die Raupen abzusammeln.