Wie Gebäudesanierungen beim Atomausstieg helfen

Berlin (dpa-infocom) - Eine Zukunft ohne Atomkraft - das gelingt nur durch Energiesparen. Doch viele Gebäude verschwenden Strom und Wärme. Wo Verbraucher ansetzen können, erläutert Christian Noll, Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff).

Gebäudesanierungen seien für den Ausstieg aus der Atomkraft unumgänglich, sagte Christian Noll in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Zum einen soll so der Stromverbrauch gesenkt werden. Zum anderen „müssen wir fossile Energieträger wie Gas und Öl im Gebäudebestand einsparen, wenn wir sie mittelfristig stärker für die Stromerzeugung brauchen“, erklärte er.

Die Bundesregierung hat dafür einen Gebäudesanierungsfahrplan angekündigt, der 2020 starten soll. Darin geht es um die Senkung des Energiebedarfs - unter anderem durch Fassadendämmungen und moderne Heizungssysteme. „Damit müsste man aber eher beginnen. Denn es gibt Maßnahmen, die sich schnell rechnen“, sagte Noll.

Der Energie-Experte verweist auf die Optimierung von Heizungsanlagen. Damit sinke der Verbrauch und mit ihm die Heizkosten. Die größten Stromschlucker seien die Pumpen, die eigentlich für eine gleichmäßige Wärmeverteilung im Haus sorgen sollen. Ineffizient seien sie, wenn Heizungen in den unteren Etagen heiß und oben teilweise kalt seien. Zudem liefen sie oft das ganze Jahr durch und seien um ein vielfaches überdimensioniert, erklärte der Deneff-Vorstand.

Wer einen ersten Überblick über seinen Wärmeverbrauch erhalten will, kann ein Heizgutachten erstellen lassen. Das zeigt, wie viel jeder selbst verbraucht und wie viel das Gebäude. Der schlechte energetische Zustand sei dabei der Verbrauchstreiber, sagte Noll. Eigentümer, die sanieren wollen, empfiehlt er eine Vor-Ort-Energieberatung. Durch eine Bestandsaufnahme von Gebäudehülle und -technik würden individuell sinnvolle Maßnahmen ermittelt.

Doch noch immer sind viele Gebäude nicht saniert. Das hat mehrere Ursachen: Bei den privaten Haushalten liege es oft an der Unwissenheit der Verbraucher, aber auch an der Unwissenheit der Handwerker, sagte er. Sie böten die Einsparmaßnahmen nicht oft genug an. Zudem gebe es ein Mieter-Vermieter-Dilemma. „Mieter haben ein großes Interesse an energetischen Modernisierungen, weil sie Energiekosten sparen wollen. Der Vermieter profitiert aber nicht davon. Im Gegenteil, auf ihn kommen hohe Kosten zu“, erläuterte er. Mieter sollten dennoch das Gespräch mit ihrem Vermieter suchen.

Wer eine Mietererhöhung wegen einer Sanierung fürchte, der soll laut Christian Noll bedenken, dass der Vermieter bereits jetzt jährlich 11 Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete umlegen könne. Außerdem werden „die Warmmieten in den nächsten Jahren dort, wo nicht saniert wurde, vor allem durch steigende Energiekosten explodieren“, sagte der Energie-Experte.