FRISCHER LEBENSSAFT Ölwechsel am Auto: So läuft es wie beim Fachmann

Einmal jährlich sollte jedes Auto, ungeachtet seiner Jahreslaufleistung, einen Ölwechsel bekommen. Mit der nötigen Sorgfalt kann man das auch in der heimischen Garage tun.

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Nein, viele Auto-Arbeiten kann man als Laie heute nicht mehr übernehmen. Dazu sind die Fahrzeuge schlicht zu kompliziert geworden – und haben viel zu viele Abdeckungen und versteckte Schrauben. Für den Wechsel des Motoröls gilt das jedoch nicht. Der läuft nach wie vor auf die gleiche Weise wie „Anno Ford Capri“. Doch wie wechselt man den „Auto-Lebenssaft“ richtig? Der folgende Artikel zeigt es.

1. Warum im Frühjahr?

Warum sollte man das Öl wechseln, wenn der Winter sich verzieht? Nein, es hat nichts mit philosophischen Gedanken an frühjährliche Erneuerung zu tun. Reine Technik steckt dahinter:

1. Im Winter wirken Kaltstarts besonders dramatisch. Da sich Kolben und vor allem Kolbenringe noch nicht durch Betriebstemperatur ausgedehnt haben, gelangt bei jeder Umdrehung eine minimale Kraftstoffmenge an den Kolbenringen vorbei in die Ölwanne. Dadurch ist das Öl im Frühjahr verdünnt;

2. Aus gleichem Grund befindet sich im Kurbeltrieb viel Kondenswasser aus der Luft. Einiges wird zwar über die Kurbelgehäuseentlüftung abgesaugt. Viel Kondensat gelangt jedoch ins Öl, wird mit umgepumpt. Dadurch oxidiert das Öl. Zudem reduziert das Wasser die Schmierfähigkeit;

3. Durch das Kondenswasser und Alterungsprozesse entstehen im Öl Säuren. Diese greifen alles an. Auch Lagerschalen, Ölschläuche und dergleichen.

Drei gute Gründe, den Ölwechsel bei Frühlingstemperaturen anzugehen. Allerdings bitte auch in der eigenen Garage mit professioneller Attitüde.

Bitte beachten: Das Absaugen des Öls, wie es selbst die Stadt Köln empfiehlt, ist keine vollwertige Alternative zu einem echten Ablassen, weil hierbei viele Feststoffe in der Ölwanne verbleiben. Außerdem besteht das große Risiko, dass Rest-Öl verbleibt, wodurch man ggf. zu viel frisches Öl einfüllt – enorm gefährlich für den Motor.

2. Die richtige Ausrüstung

Für einen Ölwechsel benötigt man nur verhältnismäßig wenige Teile. Da es hier jedoch um ein a) potenziell umweltschädliches Medium geht und man b) das Auto aufbocken muss, sei dringend empfohlen, alles über den Teile-Profi Autodoc.de zu bestellen und nicht auf „Baumarktqualität“ zurückzugreifen. Mit dem Fahrzeugschein ist das auch bei den spezifischen Teilen problemlos möglich. In alphabetischer Ordnung benötigt man folgendes:

  • Auffahrrampen oder Unterstellböcke (je 2x) und ein Wagenheber;
  • Bremsenreiniger (eine Dose);
  • Gummihandschuhe, Schutzbrille, Lappen, Plastikbeutel (dick);
  • Handlampe;
  • Kunststoffplane;
  • Motoröl in zum Fahrzeug und seiner Motorisierung passenden Qualität und Menge;
  • Ölablassschraube und -Dichtung (Kupfer oder Gummi-O-Ring), fahrzeugspezifisch;
  • Ölauffanggranulat;
  • Ölauffangwanne, Volumen >6l;
  • Öltrichter;
  • Ölfilterschlüssel (Blech-Filterpatrone) bzw. fahrzeugspezifischer Steckschlüssel-Aufsatz für den Deckel des Ölfiltereinsatzes;
  • Öl-Messkanne aus Blech);
  • Schlüssel für die Ölablassschraube (i.d.R. Torx oder Sechskant);
  • Stück grobes Sandpapier (bei Filterpatrone aus Blech);

(Bezüglich des Motoröls in Art und Menge hilft meist ein schneller Blick in die Betriebsanleitung des Wagens).

Das klingt nach viel. In der Praxis ist jedoch alles bis auf das Öl eine Einmal-Anschaffung, die viele Jahre lang treue Dienste tun wird. Das gilt selbst für den Bremsenreiniger und das Ölauffanggranulat.

3. Die Vorbereitungen

Bitte beachten: Für alles weitere wird als Basis angenommen, dass eine waagerechte, ausreichend tragfähige und mit einem nicht saugfähigen Boden ausgestattete Fläche vorhanden ist. Eine Garage mit Beton- oder gar Kunststoff- oder Fliesenboden ist ideal.

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Die Arbeit beginnt damit, dass man all die gekauften Teile auspackt und zurechtlegt. Handelt es sich um einen Ölfiltereinsatz (keine Filterpatrone aus Blech), wird dazu wahrscheinlich auch ein großer Gummi-O-Ring gehören. Diesen bitte gut weglegen.

Anschließend muss das Alt-Motoröl erwärmt werden. Umso schneller läuft es aus dem Ablassstopfen und es nimmt auch besser die Verunreinigungen mit, die im Ölkreislauf immer vorhanden sind. Dazu fährt man das Auto einige wenige(!) Kilometer um den Block – bitte nicht zu weit, sonst muss man es zu lange abkühlen lassen.

Dann muss die Fahrzeugfront nach oben:

  • Bei Verwendung von Auffahrrampen diese bei gerade eingeschlagenen Vorderrädern bis an die Räder schieben. Dann am besten mit Unterstützung eines Helfers vorsichtig und mit präziser Kupplungs-Dosierung auffahren. Danach mittleren Gang einlegen, Handbremse ziehen.
  • Bei Verwendung von Unterstellböcken das Fahrzeug mittels Wagenheber an der vorgesehenen Stelle anheben (Betriebsanleitung). Dann den Bock unterstellen und ebenfalls unter einen Auflagepunkt manövrieren. Wagenheber wieder ablassen und auf der anderen Seite wiederholen. ACHTUNG: Niemals unter ein nur per Wagenheber gesichertes Auto kriechen; Lebensgefahr!

Jetzt öffnet man die Motorhaube, dreht den Öleinfüllstopfen ab und legt ihn beiseite.

4. Raus mit dem Öl

Wer nun unter das Fahrzeug robbt, wird bei neueren Modellen feststellen, dass der Unterboden verkleidet ist. Meist gibt es unter der Ölwanne aber eine geschraubte oder per Clip fixierte Teilabdeckung. Diese bitte entfernen und mit der Hand vorsichtig prüfen, ob die Ölwanne nur „handwarm“ ist. Falls nicht, zehn Minuten warten.

Anschließend bugsiert man die Kunststoffplane unter das den Motorbereich und darauf die Auffangwanne unter die Ablassschraube. Die Wanne ein wenig nach hinten versetzt (durch die Schrägstellung des Autos wird der Ölstrahl zunächst etwas nach hinten gehen). So löst man anschließend die Ablassschraube:

  1. Gummihandschuhe anziehen,
  2. Schraube mit dem Schlüssel nur lösen,
  3. dann mit zwei Fingern vorsichtig losdrehen, bis aus dem Gewinde etwas Öl hervorquillt. Nun versuchen, in flüssiger Bewegung die Schraube loszudrehen und samt Hand wegzuziehen.

Bei Anfängern wird die Ablassschraube höchstwahrscheinlich in der Auffangwanne landen. Da ist sie für den Moment gut aufgehoben. Lieber den Ölstrahl beobachten und die Wanne gegebenenfalls nachjustieren.

Nun darf das Öl in Ruhe zehn Minuten auslaufen, damit auch der letzte Tropfen Schmutz verschwindet. Unterdessen wird der Ölfilter entweder mit dem Filter- oder Steckschlüssel entfernt. Bitte vorsichtig sein und den Filter noch im Motorraum in einen Plastikbeutel stecken. Auch er enthält viel Altöl.

5. Schließen, säubern und reinigen

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Ein Großteil der Arbeit ist jetzt bereits geschafft. Weiter geht es, indem der Ölfilter installiert wird:

  • Bei einer Filterpatrone den integrierten Dichtring mit Altöl (Handschuhe tragen) dünn benetzen. Dann ansetzen und werkzeuglos festdrehen. Kommt man mit der blanken Hand nicht weiter, Sandpapier zu Hilfe nehmen.
  • Bei einem Filtereinsatz den alten O-Ring des Deckels mit einem Flachschraubenzieher entfernen. Den neuen aufbringen und ebenfalls mit etwas Altöl benetzen. Patrone richtig herum einsetzen, Deckel ansetzen und festziehen – bitte dabei nicht zu viel Kraft aufwenden.

Wenn aus dem Ablassstopfen nun kein Öl mehr tropft, kann er verschlossen werden. Dazu ggf. die Schraube mit Handschuhen aus dem Auffangbehälter fischen und mit Lappen abwischen. Dichtung austauschen. Dann Schraube ansetzen und ebenfalls ohne zu viel Kraft per Schlüssel festziehen.

Nun auf einen frischen Lappen eine gute Portion Bremsenreiniger geben und damit das Areal um den Ablassstopfen und den Filter abwischen. Es dürfen nirgendwo mehr Ölreste vorhanden sein. Danach kann die Unterbodenabdeckung wieder verschlossen werden.

Bitte beachten: Selbst kleinste Ölspritzer jenseits des Auffangbehälters bitte sofort mit Granulat abdecken.

Jetzt kann die nötige Ölmenge in den Messbecher gegeben werden. Von dort aus geht es vorsichtig und in kleinen Schlucken in den Öleinfüllstutzen. Ist die korrekte Ölmenge im Motor, kann auch er geschlossen werden.

Dann nutzt man den Trichter, um das Altöl in den nun leeren Ölkanister umzufüllen. Auch hierbei bitte große Sorgfalt walten lassen. Wir empfehlen, den Ölfilterbeutel, die Handschuhe und alte Dichtungen sowie gegebenenfalls vollgesaugtes Granulat in die Plane einzuwickeln und zusammen mit dem Altölkanister zur örtlichen Schadstoff-Sammelstelle zu bringen.

Der Vollständigkeit halber fährt man nun noch eine kurze Probefahrt, damit sich das neue Öl vollständig im Motor verteilt. Herzlichen Glückwunsch, das war der erste selbsttätige Ölwechsel.