Partnerschaft: Koalitionsverhandlungen in der Liebe
Meist hat die Frau in der Beziehung die Machtstellung.
<strong>Koblenz/Berlin. "Du entscheidest immer, wohin es geht." - "Und du bestimmst immer, welchen Kinofilm wir sehen." Solche Gespräche unter Partnern scheinen normal. Sie werden erst dann zum Problem, wenn es nicht mehr um die Sache, sondern um etwas anderes geht: um Macht. "Ohne Macht gibt es keine Beziehung", sagt die Paartherapeutin Tanja Böckling aus Koblenz. Entwickelt sich eine Beziehung, setze das gegenseitigen Einfluss voraus. "Es ist wichtig, diese Machtprozesse zu kennen und sie zu überwinden", sagt der Psychologe Wolfgang Krüger aus Berlin.
"Die meisten Paare tragen immer wiederkehrende Konflikte aus", sagt Rudolf Stroß, Paartherapeut aus Bergisch Gladbach. Im Vordergrund stehe der Austausch von Ressourcen, über die ein Partner verfügt und der andere nicht, sagt Böckling. Sex, Geld und Eifersucht sind klassische Themen. "Krass ausgedrückt: Wenn der Mann zum Beispiel der Frau ein Kleid kauft, geht sie mit ihm ins Bett - oder in umgekehrter Reihenfolge", sagt Böckling.
Ein solcher Austausch von Ressourcen beruhe in erster Linie auf Gegenseitigkeit. "Die eine Seite belohnt die andere dafür, dass sie ihr etwas Gutes getan hat." Häufig drehe es sich bei der Machtverteilung auch darum, wer sich emotional mehr einbringt. "Macht hat zum Beispiel der, der eher auf den anderen verzichten kann", sagt Wolfgang Krüger. Das seien heutzutage oft die Frauen.
Zu Beginn der Beziehung geben nach Krügers Ansicht aber meist die Männer den Ton an und suchen oft eher schüchterne Frauen. Diese gingen darauf bei den "Koalitionsverhandlungen der Liebe" ein: "Sie wissen, wenn sie zu stark wirken, machen die Männer nicht mit." Meist seien die Frauen auch kooperationsfreudiger und würden erst mit der Zeit mächtiger. An einer einmal gefestigten Machtverteilung zu rütteln, kann laut Tanja Böckling die Beziehung allerdings gefährden.
Versucht ein Partner, allein etwas zu ändern, weil er unzufrieden ist, gehe das meist schief. Doch langfristig könne eine Neuverhandlung der Machtbeziehung positive Wirkung haben.