Stadt oder Land: Was ist billiger?
Die geringere Pendlerpauschale und die Spritpreise machen das Leben weit entfernt vom Job immer unrentabler.
Bonn. Ländliche Regionen locken häufig mit niedrigen Grundstückspreisen. Viele Familien, die sich Haus und Garten in der Stadt nicht leisten können, ziehen deswegen ins Umland.
Doch das ist angesichts steigender Energie- und Spritpreise möglicherweise kurz gedacht - und zwar dann, wenn die Eltern in der Stadt arbeiten und täglich pendeln müssen.
Die Fahrtkosten machen die Ersparnis beim Immobilienerwerb für Autofahrer schon heute innerhalb weniger Jahre zunichte. Und die Spritpreise werden in der Zukunft weiter steigen, sind sich Experten sicher. Deshalb lohnt sich die Rechnung, was ein Umzug aufs Land tatsächlich kostet.
Es ist sinnvoll, den Hauspreis mit der Kaufkraft in einer Region in Verbindung zu setzen. Für ein Standardhaus müssen Familien in Deutschland im Schnitt das 6-fache Jahresnettoeinkommen bezahlen.
In Metropolen, zu denen laut BBR neben Hamburg, Berlin und München zum Beispiel auch Frankfurt, Bonn oder Leipzig gehören, wird es aber deutlich teurer: Ein Haus kostet dort das 7,4-fache Jahresnettoeinkommen. In anderen Großstädten ist es noch das 6,3-fache.
In Umlandkreisen, zu denen etwa die Kreise Paderborn, Segeberg oder Neu-Ulm zählen, kostet ein Standardhaus den Durchschnittspreis, also das 6-fache Jahresnettoeinkommen. In ländlichen Kreisen kommen Familien günstig ans Eigenheim: In Kreisen wie Uelzen oder Oberallgäu müssen sie nur das 5,2-fache Jahresnettoeinkommen hinlegen.
Bei den Mieten verhält es sich ähnlich: Eine 100 Quadratmeter (qm) große Wohnung kostet auf dem Land rund 5 Euro pro qm und in der Metropole etwa 6,80 Euro, was 500 beziehungsweise 680 Euro monatlich ergibt. Eine Familie muss in der Stadt also im Monat 180 Euro mehr Kaltmiete zahlen. Man könnte also salopp sagen: Dumm, wer in der Stadt wohnen bleibt - wären da nicht die täglichen Fahrtkosten.
Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes gaben im Jahr 2004 von den 35,7 Millionen Erwerbstätigen 30,3 Millionen an, Berufspendler zu sein. 67 Prozent nutzten dabei vor allem ein Auto. Die meisten Pendler wohnen nahe am Arbeitsplatz: 52 Prozent mussten weniger als zehn Kilometer (km) zur Arbeit zurücklegen, dennoch nutzten mehr als die Hälfte von ihnen (53 Prozent) das Auto.
Rund 17 Prozent der Pendler legten mehr als 25 km zur Arbeit zurück, 5 Prozent sogar mehr als 50 km - für die einfache Strecke. Mit zunehmender Entfernung zum Arbeitsplatz bekommt das Auto immer größere Bedeutung: Mehr als 80 Prozent der Pendler, die 10 km oder weiter vom Job entfernt wohnen, setzen sich in den Pkw.
Nimmt man nun einen zwei Jahre alten Golf als Beispiel, kostet nach Berechnungen des ADAC in München jeder gefahrene Kilometer 37,5 Cent, den Sprit noch gar nicht eingerechnet. Beim derzeitigen Benzinpreis von 1,60 Euro und einem Durchschnittsverbrauch von 6,3 Litern pro 100 Kilometer, kommen 10 Cent dazu, jeder Kilometer mit einem Golf kostet also 47,5 Cent.
Geht man nun davon aus, dass der Arbeitnehmer in einem Umlandkreis wohnt, etwa zum Beispiel in Hofheim im Main-Taunus-Kreis, und täglich in die Metropole - in diesem Fall nach Frankfurt - fährt, dann sind das pro Strecke 20 Kilometer. Die tägliche Fahrt von 40 Kilometern mit dem Beispiel-Golf kostet ihn dann 19 Euro am Tag.
Bei 20 Arbeitstagen sind das - einen Monat Urlaub abgezogen - 380 Euro im Monat und 4180 Euro im Jahr. Von Quickborn im Umlandkreis Pinneberg bis in die Metropole Hamburg hinein wären es hin und zurück rund 60 Kilometer - macht 28,50 Euro am Tag und 6270 Euro im Jahr.
Der durchschnittliche Privathaushalt verfügte laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2005 über ein Nettoeinkommen von 33700 Euro, was einem monatlichen Einkommen von rund 2808 Euro entspricht. Die Fahrt zur Arbeit würde bezogen auf die Beispielstädte also etwa 1,5 beziehungsweise 2,2 Monatsnettoeinkommen kosten.
Legt man für die beispielhafte Berechnung der Hauspreise das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen zugrunde, dann kostet eine Standardimmobilie in der Metropole 249380 Euro und im Umland 202200 Euro. Der Unterschied zwischen Stadt und Land beträgt also 47 180 Euro. Dafür kann man rund elf Jahre lang mit einem Golf 40 Kilometer am Tag pendeln - oder rund 7,5 Jahre lang 30 Kilometer.
Fährt aber nicht nur einer zur Arbeit, sondern müssen das beide Elternteile, liegt der Arbeitsort noch weiter entfernt oder verbraucht das Auto mehr Sprit, sieht das Verhältnis deutlich ungünstiger aus. Und die steigenden Spritpreise werden dafür sorgen, dass das Aufs-Land-Ziehen keine wirkliche Alternative mehr ist.