Angriff auf die Lauscher: Ohrenerkrankungen beim Hund

Dortmund (dpa/tmn) - Der Bassethound schleift seine über den Boden, der Podenco reckt seine wie Schalltrichter in die Höhe: Hundeohren unterscheiden sich rein optisch stark. Doch wenn die Sinnesorgane Probleme machen, ist der Grund dafür oft ähnlich: Das Tier hat sich eine Entzündung eingefangen.

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„Die Entzündung im äußeren Gehörgang gehört zu den häufigsten Hundekrankheiten“, erklärt Thomas Steidl von der Bundestierärztekammer in Berlin. Verantwortlich sind in der Regel Bakterien, Pilze oder Milben, die sich in den engen, tiefen und behaarten Gehörgängen wohlfühlen. Vor allem im Frühsommer können Fremdkörper im Ohr den Vierbeiner ärgern. „Gern verirren sich Grannen, das sind Grassamen, in den Gehörgang und führen zu Schmerzen“, sagt Tierarzt Roderich Sondermann vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV) in Berlin.

Nach der Nase ist das Ohr für viele Hunderassen noch vor den Augen das wichtigste Sinnesorgan. „Es ist sehr fein ausgeprägt, der wahrnehmbare Frequenzbereich ist wesentlich größer als beim Menschen“, sagt Sondermann. Durch die Beweglichkeit der Ohren kann der Hund Töne im Raum genau orten. Außerdem dienen die beweglichen Ohrmuscheln als wichtiges Kommunikationsmittel, mit dem ein Hund seine Stimmung signalisiert.

Tief im Ohr sitzt das Gleichgewichtsorgan. „Alle Bewegungen des Körpers werden von hier ans Gehirn geleitet“, erklärt Sondermann. Gegen Schmerzen im äußeren Ohr wehrt sich ein Hund mit Kratzen, Kopfschütteln und -schiefhalten oder Jaulen. „Manche Tiere schieben die betroffene Kopfseite über den Boden oder wischen mit der Pfote über das Ohr.“

Sind innere Teile entzündet, kann das Tier Symptome eines Schlaganfalls zeigen: „Er kann das Gleichgewicht nicht mehr halten oder verdreht die Augen“, sagt Tierarzt Rolf Brahm. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund.

Meinen Halter andauernde Ohrenprobleme entdeckt zu haben, hilft nur ein Besuch beim Tierarzt. „Sie sollten nicht versuchen, selbst zu therapieren und vor allem nichts in die Ohren tropfen oder einreiben“, betont Sondermann. Der Tierarzt fragt zunächst das Verhalten des Hundes ab. „Ein Riechtest kann dem Fachmann schon viel mitteilen.“ Denn ein entzündeter Gehörgang riecht säuerlich-muffig bis faulig-eitrig. Der äußere Gehörgang und das Trommelfell werden mit einem Ohrspiegel untersucht, erläutert Steidl: „Bei Entzündungen macht der Arzt häufig Abstriche, die im Labor auf Krankheitserreger untersucht werden.“

Um eine Taubheit festzustellen, gibt es auch für Hunde einen Hörtest. Verordnet der Doktor Tropfen, müssen Halter zweimal täglich Hand anlegen. „Meist stellt das kein Problem dar“, beruhigt Brahm. Das Medikament wird mit einem beiliegenden Aufsatz eingeführt, Tropfen auf die Öffnung des Gehörgangs gegeben und von außen leicht einmassiert. Am besten verbindet man die Prozedur mit der Gabe eines Leckerlis.

Eine Möglichkeit, Ohrenentzündungen vorzubeugen, gibt es nicht. „Sehr häufig ist Nichtstun die beste Ohrenpflege“, sagt Brahm. Denn ein gesunder Gehörgang reinigt sich selbst. Allenfalls Dreck aus der Ohrmuschel können Halter mit Watte entfernen.

Bei Hunden mit einer Neigung zu Ohrenproblemen kann regelmäßiges Spülen mit Lösungen vom Tierarzt vorbeugend wirken. Sondermann erklärt das Vorgehen: „Lösung in die Ohrmuschel rein, zuklappen, massieren, damit die Flüssigkeit Zeit hat, die Beläge zu lösen.“ Dann den Hund loslassen, schnell zurücktreten und das Tier alles rausschütteln lassen.

Erkrankungen des äußeren Gehörgangs können nicht nur langhaarige Hunde mit Schlappohren, sondern auch kurzhaarige Hund mit Stehohren treffen, erklärt Brahm. Sehr enge, stark behaarte Gehörgänge wie unter anderem beim Cocker Spaniel und Pudel fördern Sondermann zufolge bakterielle Entzündungen.

Da der äußere Gehörgang zum Organ Haut gehört, haben Rassen, die öfter Hautprobleme haben, häufiger mit Ohrleiden zu kämpfen. Dazu gehören etwa Westis, Boxer oder Labradore. „Angeborene Taubheit kommt häufiger beim Dalmatiner vor“, sagt Steidl. Sie ist vererbbar und häufig mit weißer Fellfarbe gekoppelt.