Bello für immer: Tote Haustiere präparieren lassen

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Wenn ein Haustier stirbt, ist die Trauer groß. Wer sich nicht trennen will, kann den toten Körper präparieren lassen. Aus psychologischer Sicht macht es das aber nicht einfacher, über den Tod hinwegzukommen.

Der Eintrag des Katzenbesitzers in einem Internetforum klingt zufrieden. „Nach zwei Wochen haben wir sie wieder nach Hause geholt“, schreibt er und meint damit seine tote Katze, die er präparieren ließ. Der Körper liege nun auf einem Kissen im Regal. Das Tier täglich zu sehen, habe ihm bei seiner Trauerarbeit geholfen.

Für manchen mag das abartig klingen - für Doris Gottschalk ist es das aber nicht. „Das sind ganz normale Leute, die sich von ihren Tieren nicht trennen können“, sagt die Tierpräparatorin im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge. Häufig bearbeitet sie tote Katzen oder Vögel, manchmal ist auch ein Hund dabei. Die Tiere werden kurz nach dem Tod zu ihr gebracht, im Idealfall im gefrorenen Zustand. „Zur Not reicht auch eine Kühlung des Körpers, dann hält er aber höchstens zwei Tage.“

Die Besitzer zeigen ihr Fotos und beschreiben, wie sie das Tier haben möchten - die meisten bevorzugen eine sitzende Position. Gottschalk häutet die Tiere in ihrer kleinen Werkstatt und entfernt die Innereien. Mit Hilfe von Holzwolle, Schaum, Ton, künstlichen Augen und Kleber baut sie den Körper so nach, dass er möglichst lebensecht aussieht. So muss sich der Mensch nie wieder von seinem Tier trennen - zumindest nicht von dem toten.

Die Psychologin Andrea Beetz aus Erlangen rät allerdings davon ab, das Haustier präparieren zu lassen. „Die Menschen versuchen so, die Trauer zu umgehen“, sagt die Wissenschaftlerin, die zu der Beziehung zwischen Mensch und Tier forscht. Im ersten Moment mag es tröstlich sein, den Körper in der Nähe zu haben und streicheln zu können. Doch den Menschen fällt es viel schwerer, Abschied von dem Tier zu nehmen und zu trauern - schließlich können sie es noch sehen.

„Heute sind Haustiere beste Freunde und Familienmitglieder. Es dauert, bis man über den Verlust hinwegkommt“, sagt die Psychologin. „Aber die meisten schaffen es.“ Sie rät, sich in Ruhe von dem Tier zu verabschieden und so zu begreifen, dass es tot ist. Nach einigen Wochen oder Monaten kommen dem Besitzer nicht mehr die Tränen, wenn er an sein Tier denkt. Die Trauer verblasst. Er ist bereit, sich auf ein neues Tier einzulassen.

Der Tierschutzbund in Bonn äußert sich zum Thema Präparation zurückhaltend. „Wenn jemand gerne seine geliebte Hauskatze nach deren Tod im Wohnzimmer sehen möchte, steht es ihm natürlich frei“, sagt Pressesprecher Marius Tünte. Voraussetzung für das Präparieren sei aber ein respektvoller Umgang mit dem Tier. Der Körper dürfe nicht zur Witzfigur degradiert werden.

Das sieht Tierpräparatorin Gottschalk ebenso. „Ein Tier ist etwas Schönes, man sollte es nicht verunstalten“, sagt sie. Manchmal bekommt sie Anfragen, aus den Überresten von Wildtieren Wolpertinger zu kreieren - also Fantasiewesen. Dies lehnt sie jedoch ab. Schlucken muss sie aber auch manchmal bei den Wünschen der Besitzer. So etwa bei dem Auftrag einer Frau, ihren toten Hund in einen Bettvorleger inklusive Kopfteil zu verarbeiten. „Das ist schon grenzwertig.“

Ihre Arbeit beginnt mit dem Abziehen der Haut. Wenn die Tiere schon sehr alt waren, kann das schwierig werden, weil die Haare ausfallen. Außerdem entnimmt sie die Organe und schickt sie auf Wunsch an die Besitzer, wenn diese sie beerdigen wollen. Das Fell kommt zum Gerber, wo es bearbeitet wird. Die Knochen werden gesäubert, Fleisch und Fett werden entfernt. Hatte das Tier Krebs, werden die Geschwüre ausgeschält. Besonders bei den zart gebauten Vögeln ist Vorsicht angebracht, damit nichts kaputtgeht.

Gottschalk misst die Proportionen des Körpers, um ihn möglichst genau nachbauen zu können. Außer dem Fell und einigen Knochen bleibt nur wenig von dem Tier übrig. Auch der Kopf ist nicht mehr das Original, er wird nachmodelliert. Ganz zum Schluss, wenn alles aufgebaut und zugenäht ist, bringt sie bei den Vögeln alle Federn einzeln mit der Pinzette an.

Bei den größeren Tieren stehen zum Abschluss die Gesichtszüge an - das ist bei Hund und Katze Feinarbeit. Aus einem Katalog wählt Gottschalk Glasaugen aus, die denen des toten Tieres am ähnlichsten sehen. Ohren, Lippen, Augenlider und die Lefzen werden nachgebildet, die Nase wird ausgeformt und mit Acrylfarbe möglichst originalgetreu angemalt.

Nach etwa 14 Tagen können die Besitzer das fertige Produkt abholen, das mindestens ein Menschenleben lang hält. Für einen Wellensittich bezahlen sie circa 100 Euro, eine Katze kostet etwa 450 Euro und ein mittelgroßer Hund noch einmal 100 Euro mehr. Gottschalk selbst würde ihre eigenen Tiere - sie hat drei Hunde - übrigens nie präparieren. „Wenn sie mal tot sind, hänge ich mir lieber Bilder von ihnen an die Wand.“