Der Kampf um Liebe: Der Hund und der neue Partner

Kiel (dpa/tmn) - Auch ein Hund geht mit seinem Menschen eine innige, exklusive Beziehung ein. So ging es auch Dackelrüde Luca: Kam ein Rivale seiner Halterin zu nahe, verstand er keinen Spaß mehr.

Foto: dpa

„Er pflegte vermeintliche Störer seiner Beziehung zu mir zu bedrohen“, erzählt Dorit Feddersen-Petersen. Denn Eifersucht spüren nicht nur Menschen, sagt die Hundeverhaltensforscherin aus Kiel.

Wenn beispielsweise in einen Singlehaushalt, in dem das Tier besonders hohe Aufmerksamkeit genießt, ein neuer Partner kommt, kann sich der Hund bedroht fühlen. „Er sieht den Neuen als Konkurrent um die Zuwendung des Menschen“, sagt die Tierärztin.

Entsprechend wird mancher Hund in Gegenwart des neuen Partners versuchen, ständig die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mancher drängelt zwischen das Liebespaar, andere präsentieren permanent Spielzeug oder knabbern an Teppichen und Schuhen. „Dabei wird gefiept, gebellt oder geknurrt“, sagt Feddersen-Petersen.

Um den Hund an den neuen Partner zu gewöhnen, sollten sich beide am besten auf neutralem Boden kennenlernen. „Es ist hilfreich, zusammen tolle Dinge zu erleben“, rät Ariane Ullrich, Verhaltensbiologin und Hundeschulinhaberin vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV), aus Zossen. Das kann zum Beispiel ein schöner Spaziergang sein oder ein entspanntes Treffen mit anderen Hunden.

Entscheidend ist, dass der Hundebesitzer seinem Tier weiterhin genug Aufmerksamkeit schenkt, betont Ullrich. „Interesse und Zuwendung sollten relativ gleichmäßig auf Mensch und Hund verteilt werden“, meint auch Feddersen-Petersen. Der Hund darf sich nicht zurückgesetzt fühlen.

Ein eifersüchtiger Hund ist aber kein Grund, seine Wünsche als Paar zurückzustellen. Wer etwa beieinander übernachten möchte, sollte das tun. Allerdings kann es erst mal gut sein, dafür die Wohnung des Hundlosen zu nutzen, rät Ullrich. „Mit dem Hund woanders hinzugehen ist oft einfacher, als jemand Neuen in das Territorium des Hundes zu lassen.“

Auch Tricks wie ein T-Shirt des Partners ins Hundekörbchen zu legen, damit das Tier den Neuen gut riechen kann, können einen Versuch wert sein. Meist ist das aber gar nicht nötig, sagt Ullrich. „Wichtiger ist, dass die Gegenwart des Partners auch schön für den Hund ist“, meint die Verhaltensbiologin. Helfen könne da, wenn in Gegenwart des „Neuen“ schöne Dinge passieren - wie Spielen, Üben oder Füttern.

Eine gute Möglichkeit, um eine Bindung zu fördern, ist die Handfütterung, sagt Hundetrainerin Kristina Ziemer-Falke aus Großenkneten. Dabei leckt das Tier sein Futter über den Tag verteilt direkt aus der Hand des Menschen. Widmet sich der neue Partner dieser Aufgabe, übernimmt er die Verteilung einer der grundlegendsten Ressourcen: Nahrung.

„Damit wird er für den Hund wichtig, und zwar im positiven Sinne“, erklärt Ziemer-Falke. Wenn das Tier es zulässt und mag, sind auch Kraulen und Streicheln gut, weil dabei das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird, beschreibt Ziemer-Falke. „Aber nur wenn Hund es auch genießt!“

Darf ein Tier wegen der neuen Beziehung künftig nicht mehr auf der Couch oder im Bett schlafen, sollten Halter diesen Zusammenhang vor ihm verbergen, rät die Hundetrainerin. Am besten lernt der Hund den neuen Standard also bereits vorher kennen. So ist es nur eine neue Spielregel - die er aber nicht negativ mit dem neuen Partner in Verbindung bringt.

Ziemer-Falke hält es ohnehin für sinnvoll, wenn ein Hund von Anfang an lernt, nicht 24 Stunden am Tag im Mittelpunkt zu stehen. „Er soll wissen, dass es Zeiten gibt, in denen Herrchen oder Frauchen etwas alleine oder mit anderen Menschen unternimmt, ohne dass er mitmachen kann“, sagt sie. Das erleichtere dann auch das Kennenlernen eines neuen Partners.

Hat ein Tier das nicht gelernt und es gibt einen neuen Partner, dann empfiehlt die Hundetrainerin Geduld. „Nicht alles auf einmal verändern, sondern lieber Stück für Stück neue Regeln einführen, um dem Hund die Chance zu geben, mit der Veränderung Schritt zu halten“, sagt sie. Der neue Partner sollte dafür Verständnis aufbringen.

Dass ein Zusammenleben gar nicht klappt und die beiden Rivalen auch nach längerer Zeit partout nicht miteinander auskommen, sei der Einzelfall. BHV-Expertin Ariane Ullrich meint: „Dann ist dort aber vermutlich etwas gravierend schiefgelaufen, und es sollte ein Hundeverhaltensberater hinzugezogen werden.“

Literatur:

Dr. Dorit Feddersen-Petersen: Hundepsychologie, Franckh-Kosmos Verlag, ISBN-13: 978-3440137857