Ein Orang-Utan zum Fest? Weihnachtstrend Tier-Patenschaft

Berlin (dpa) - Bayat soll Patenkind werden. Das Orang-Utan-Mädchen aus Borneo ist noch ein Baby, aber sie hat schon Schlimmes erlebt, ist Waise und hätte ohne die Hilfe der Organisation „Orangutan Foundation International“ (OFI) wohl nicht überlebt.

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Das kleine Bündel Menschenaffe habe eine „aufgeweckte Persönlichkeit und langes orangefarbenes Haar“, werben die Tierschützer auf der Webseite. In der Urwaldschule in Kalimantan lerne sie gerade das Klettern, um irgendwann wieder alleine im Dschungel zurechtzukommen. Solche Geschichten berühren - besonders an den Festtagen. „40 Prozent aller Orang-Utan-Patenschaften werden in den Wochen vor Weihnachten übernommen“, sagt ein OFI-Sprecher.

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Denn in vielen Familien weltweit kommt alle Jahre wieder die gleiche Frage auf: Was soll ich meinen Lieben bloß schenken? Noch einen Pullover, noch eine Halskette, noch irgendeinen technologischen Schnickschnack? Tierschutzorganisationen wollen der Ratlosigkeit ein Ende bereiten und bieten Naturfreunden eine ebenso nützliche wie niedliche Alternative an: Tier-Patenschaften.

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Meist geht es dabei um ein einzelnes, oft exotisches Tier, das vor dem sicheren Tod gerettet wurde - und nun entweder in einem angemessenen Gehege lebt oder in einem Rehabilitationszentrum darauf vorbereitet wird, irgendwann in die Freiheit entlassen zu werden.

Ob Orang-Utans, Löwen, Meeresschildkröten, Giraffen oder sogar Igel: Die Auswahl ist schier unbegrenzt. Die Organisation SANCCOB, die in Südafrika Pinguine aufpäppelt, wirbt sogar mit dem Slogan: „Adopt a Christmas Chick“ (Adoptiere ein Weihnachtsküken).

Oft sind die Patenschaften ein Geschenk von Eltern an ihre Kinder. Sie erhalten dann ein „Adoption Pack“ mit Informationen und Fotos des ausgewählten Tieres sowie manchmal auch einer kleinen Plüschversion des Originals. Auf einer Urkunde ist der Name des Paten verzeichnet. „In der Weihnachtszeit möchten viele Menschen etwas zurückgeben. Aber seit ein paar Jahren beobachten wir, dass die Zahl der Leute, die solche Patenschaften verschenken, enorm zugenommen hat“, so OFI.

Ähnlich sieht es bei der „Born Free Foundation aus“, die sich seit über 30 Jahren für den Schutz wilder Tiere einsetzt. Von den 10 000 neuen Patenschaften pro Jahr werde die Hälfte im November und Dezember vergeben, erklärt Entwicklungskoordinator Matt Smithers. Born Free bietet rund 15 Tierarten in zahlreichen Ländern an, darunter auch ganze Tierfamilien sowie Vierbeiner, die normalerweise eher nicht auf der Wunschliste von Kindern stehen, wie Hyänen und Wölfe. „Aber am beliebtesten sind Elefanten, Tiger und Löwen.“

Ganz oben auf der Adoptions-Webseite jedenfalls steht „Dolo“. Der Löwe wurde jahrelang im äthiopischen Awash-Nationalpark in einem winzigen Käfig an einer Kette gehalten. Wegen der ständig über den Hals reibenden Metallfessel blieb der Wuchs der charakteristischen Mähne so gut wie aus. Mangelernährung ließ das misshandelte Tier fast erblinden. Aber 2012 wurde die Raubkatze von Born-Free-Mitarbeitern gerettet und lebt seither mit der fünfjährigen Löwin Safia in einem wild bewachsenen Gehege voller Schirmakazien und Pinienbäume.

Aber was geschieht denn nun genau mit dem Geld, das für die Patenschaft bezahlt wird? „Wir schicken das Geld an die Einrichtung, in der das Tier von uns versorgt wird“, sagt Smithers. „Dort kommt es hauptsächlich dem adoptierten Tier zugute, jedoch kann es bei Bedarf auch dafür verwendet werden, andere Tiere zu versorgen.“

Bei OFI werden die 100 Dollar (etwa 95 Euro), die eine einjährige Patenschaft kostet, hingegen für „allgemeine Operationen“ verwendet und gehen dahin, wo das Geld im Rehabilitationszentrum in Kalimantan gerade am dringendsten gebraucht wird. Die Zertifikate seien also eher symbolisch, so OFI, auch wenn die Adoptiveltern übers Jahr über das Paten-Tier informiert würden und oftmals sogar eine sehr enge Bindung zu ihm aufbauten. „Wir haben ein paar Spender, die jedes Jahr immer wieder den gleichen Orang-Utan adoptieren, weil sie ihn auch aus der Entfernung so liebgewonnen haben.“

„Manche Adoptiveltern schicken uns zu Weihnachten sogar Lebensmittel oder Spielzeug für ihr Patenkind“, sagt Alison Cronin, die Direktorin von „Monkey World“ im britischen Dorset, wo 250 gerettete Primaten - darunter Schimpansen und Gibbons - auf 65 Hektar Land in Großgehegen leben. „Immer mehr Menschen scheinen sich nach alternativen Geschenkideen umzuschauen“, sagt sie. Und eine Patenschaft komme schließlich von Herzen.