Germanys Next Top Hund: Haustiere als Models
Nürnberg (dpa/tmn) - Charakterkopf statt 90-60-90: Bei Tiermodels kommt es nicht auf Idealmaße an. Um im Scheinwerferlicht zu glänzen, brauchen sie ein gelassenes Gemüt, Neugier auf Fremdes und vor allem Spaß am Shooting.
Sonst wird die Werbekarriere zur Tierquälerei.
Hauskatze Bällchen präsentiert Kratzbäume, Setter Anouk hat einen Auftrag für Tiermode und Rauhaardackel Biene shootet mit Spielzeug: In der Kartei von Trixie Heimtierbedarf in Tarp in Schleswig-Holstein sind die tierischen Models mit Foto, Maßen und Spezialgebiet gelistet. „Wir sind immer auf der Suche nach ausdruckstarken Charakterköpfen“, erklärt Trixie-Fotografin Fanny Melzer.
Auch Ute Woelki aus Nürnberg stellt für ihre Tiermodellagentur Vierbeiner vor die Kamera. An manchen Wochenenden bekommt Woelki bis zu 100 Anfragen von Tierbesitzern. Bei einem Testshooting klärt sie, ob sich ein Tier vor der Kamera wohl fühlt, ob es mit fremden Menschen, Studiolicht und Blitzgeräuschen klarkommt. Ein Raster, welche Tiere sich als Models eignen, haben die Fotografinnen nicht. Beliebt seien derzeit Golden Retriever und Labradore, Australian Shepherds und Border Collies sowie West Highland Terrier.
„Bei Tiermodels geht es nicht zwingend ums Aussehen, sondern mehr um den Charakter.“ Wichtig sei jedoch, dass die Tiere gesund und gepflegt sind. „Nicht infrage kommen für uns Tiere mit Übergewicht, kupierte Tiere und Qualzuchten wie Möpse oder Bulldoggen mit Atemproblemen“, ergänzt Melzer.
Doch sein Tier ins Scheinwerferlicht zu stellen, ist nicht unumstritten. So erklärt Caterina Mühlhausen vom Deutschen Tierschutzbund: „Wir sind grundsätzlich gegen das Modeln von Tieren, da es für Tiere einen enormen Stress bedeutet.“
Tierpsychologin Tina Messjetz in Oldenburg räumt ein: „Es gibt auch gute, seriöse Agenturen.“ Wer sein Tier zum Werbestar machen möchte, dem empfiehlt sie, einen Fachmann zu befragen. Professionelle Tiertrainer könnten einschätzen, ob sich ein Tier für diese Beschäftigung eigne. Seriöse Agenturen erkenne man daran, dass ausschließlich Heimtiere fotografiert werden, und keine Wildtiere, erklärt Birgitt Thiesmann von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in München.
Außerdem dürften Tiere nicht zu unnatürlichen Posen gezwungen werden. Bevor über das Geschäftliche gesprochen wird, sollte sich der Anbieter für das Tier, seine Vorlieben und Schwächen interessieren. Ansonsten sei von einer Zusammenarbeit abzuraten, sagt Thiesmann. Wer vorab um das Überweisen einer hohen Gebühr bittet, sei ebenso zweifelhaft wie Agenturen, bei denen man das Tier abgeben und nach ein paar Stunden wieder abholen soll, findet Woelki.
Ob ein Tier Spaß am Modeln hat, lässt sich an seinem Verhalten ablesen. „Besitzer sollten ihren Liebling während des Shootings stets beobachten und sofort mit ihm nach Hause fahren, sobald er unwillig oder müde wird“, betont Thiesmann. Zentral sei, dass bei den Shootings Fachleute anwesend sind, betont Tierpsychologin Messjetz: „Ohne einen professionellen Tiertrainer sollte sich kein Halter auf so etwas einlassen.“