In freier Natur ausgestorben Habichtskäuze sollen in der Oberpfalz heimisch werden
Erbendorf (dpa) - Fünf Habichtskäuze sollen in Nordbayern eine neue Heimat finden. In freier Natur sind die Eulenvögel in Deutschland seit fast 100 Jahren ausgestorben.
Der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) mit Sitz in Erbendorf im Kreis Tirschenreuth hat 2017 ein Projekt zur Wiederansiedelung gestartet und sechs Habichtskäuze in der Oberpfalz ausgewildert. In den vergangenen Wochen sind nun fünf weitere, in Zoos gezüchtete Vögel in Volieren vom Menschen entwöhnt worden, wie der Vereinsvorsitzende Johannes Bradtka sagte. Die Vögel sollen sich in Nordbayern und darüber hinaus ausbreiten und ansiedeln.
Der Habichtskauz ist der größte und zugleich einer der seltensten Käuze in Mitteleuropa. Er ist etwa 60 Zentimeter groß, hat eine Spannweite von 125 Zentimetern und kann mehr als 20 Jahre alt werden. Habichtskäuze sind scheue Jäger mit sehr gutem Gehör. „Selbst unter 20 Zentimeter hohem Neuschnee können sie eine Maus hören“, sagte Bradtka.
Im Steinwald in der Oberpfalz fänden die Vögel geeignete Bedingungen, um in Freiheit heimisch zu werden. Die Region sei dünn besiedelt und das raue Klima mache ihnen nichts aus. In den Wäldern gebe es geeignete Plätze zum Nisten, und auch an Beutetieren - vor allem Mäusen - mangele es nicht.
Um in der Natur überleben zu können, müssten die Habichtskäuze langsam vom Menschen entwöhnt werden. In den Auswilderungsvolieren würden sie vorübergehend noch mit toten Mäusen gefüttert, lernten aber auch, selbst auf die Jagd zu gehen. Wichtig sei, dass sie die Mitarbeiter des Vereins möglichst nicht mehr sehen und hören. Die in diesem Jahr in die Freiheit entlassenen Habichtskäuze stammen aus dem Opel-Zoo im Taunus, aus der Greifvogelstation Hellenthal in der Eifel sowie aus dem Tierpark Gotha.
Von den 2017 ausgewilderten sechs Vögeln lebten nach aktuellen Erkenntnissen noch vier in der Region, bilanzierte Bradtka. Zwei Käuze seien verunglückt - vermutlich mit einem Lastwagen zusammengestoßen. Einer der beiden habe eingeschläfert werden müssen und der andere sei in eine Tierstation gebracht worden.
Die Bayerischen Staatsforsten unterstützen das Projekt, etwa indem sie vereinzelt abgebrochene Bäume stehenlassen und Wiesenflächen schaffen, wie Forstwirt Martin Hertel erklärt. Vermodernde Baumstümpfe seien bei Habichtskäuzen begehrte Nistplätze und auf Wiesen seien Mäuse ein leichte Beute. Zudem zimmerten Mitarbeiter der Staatsforsten die Volieren für die Auswilderung der Vögel.
Das auf zehn Jahre angelegte Projekt kostet jährlich etwa 100.000 Euro. Gefördert wird es unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung. Referentin Martina Porzelt sieht darin auch eine gute Möglichkeit, Menschen für Naturschutz zu sensibilisieren. Bradtka bezeichnete den Habichtskauz als Leitart, von dessen Wiederansiedelung andere Tiere und auch Pflanzen profitierten. Totholz und Wiesen in den Wäldern seien beispielsweise gut für Moose, Pilze, Flechten und damit wiederum für Insekten und Amphibien.