Nicht kuschelig, aber treu Haltung und Pflege der Griechischen Landschildkröte
Berlin (dpa/tmn) - An schönen Tagen sitzt Ines Kosin gerne mit einer Kaffeetasse in der Hand auf einem Stein und beobachtet ihre Griechischen Landschildkröten. Manchmal müsse sie selbst lachen, wie sie aufblühe, wenn sie die Tiere in ihrem weitläufigen Freigehege sieht, sagt Kosin.
„Es ist so ein schönes Gefühl, diese Tiere zu sehen, einfach wunderbar“, schwärmt sie. Schon lange ist Kosin fasziniert von den Reptilien, die bis zu 80 Jahre alt werden. Inzwischen hält sie nicht nur selbst 30 Schildkröten, sie hat auch ein Buch über die artgerechte Haltung geschrieben.
„Der häufigste Fehler ist leider die Terrarienhaltung“, beklagt Kosin. Das Terrarium sei auf Dauer zu trocken und schade der Gesundheit der Reptilien, erklärt auch der Tierarzt Fritz Karbe von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Die Griechische Landschildkröte braucht eine sonnige Freilandanlage. Außerdem brauchen die Tiere ein Gewächshaus oder ein Frühbeet, in das sie sich bei schlechtem Wetter zurückziehen können.
Ein Tier, das bis zu 25 Zentimeter lang werden kann, braucht mindestens 10 Quadratmeter Lebensraum. Für jede weitere Schildkröte sollten Halter zusätzlich 5 bis 10 Quadratmeter einplanen. Besonders männliche und weibliche Schildkröten müssen sich aus dem Weg gehen können.
Aber nicht nur Platz ist wichtig. „Bei der Gestaltung des Freigeheges sollte man Struktur und Beschaffenheit des natürlichen Lebensraumes als Vorbild nehmen“, rät Kosin. Das Gehege muss neben Sonnenplätzen auch Unterschlupfmöglichkeiten und einen Schattenplatz bieten, wie der Deutsche Tierschutzbund erläutert. Perfekt sind Steine, Hügel und Grabmöglichkeiten. „Schildkröten sind sehr bewegungsfreudig, sie klettern gerne und bewegen sich viel“, sagt Kosin. Daher sollte das Gehege mit einem blickdichten Zaun abgegrenzt werden.
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt für die Zusammensetzung des Bodens eine Mischung aus Sand, Kies und Stein. Ein flache Wasserschale dient zum Trinken und Waschen.
„Eine Schildkröte ist ein Kräuterfresser“, erklärt Karbe. Es bietet sich daher an, im Gehege selbst Wildkräuter wie Löwenzahn oder Brennnesseln wachsen zu lassen. So können die Tiere sich selbst ernähren. Kosin rät davon ab, die Schildkröten mit Obst, Gemüse oder Pellets zu füttern. Sie bietet ihren Tieren die Kräuter aber teilweise auch getrocknet an.
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz empfiehlt eine Zufütterung mit Mineralien wie Kalzium. Besonders für Schildkrötenbabys ist eine gute Ernährung wichtig. Karbe empfiehlt, die Jungtiere erst nach der ersten Winterruhe vom Züchter zu holen. Erst dann sei die Darmflora der Schildkröten endgültig ausgeprägt.
Auf die Winterruhe können die Landschildkröten nicht verzichten. Viele Halter fürchten aber, ihr Tier könnte dabei sterben. „Gesunde Tiere überstehen die Winterstarre gut. Voraussetzung ist, dass der Halter seinen Schildkröten die Bedingungen gibt, die die Schildkröte dafür braucht“, beruhigt Kosin. Die Winterruhe dauert etwa von November bis April.
Karbe erklärt, dass sie instinktiv spüren, dass die Temperaturen sinken. Sie stellen das Fressen ein und ziehen sich zurück. Da die Tiere aber an die Jahreszeiten des Mittelmeerraums gewöhnt sind, sollte man den Sommer mit einer Heizquelle im Gewächshaus „verlängern“ und auch im Frühjahr „heizen“.
Die Winterruhe kann in einem eigenen Kühlschrank, einer Grube im Freigehege oder einer Kiste im Keller stattfinden. Mit Laub und Erde können diese Plätze natürlicher gestaltet werden. Spezialisierte Tierärzte übernehmen die Durchführung auch für Halter. Wichtig: Die Umgebungstemperatur sollte stabil zwischen 4 und 6 Grad liegen. „Es muss frostfrei sein“, so Karbe. Außerdem müssen die Schildkröten vor anderen Tieren wie Ratten geschützt sein.
„Regelmäßige Gesundheitschecks bieten sich an, besonders vor und nach dem Winterschlaf“, sagt Karbe. So können Parasiten und Herpesviren für die Tiere lebensgefährlich werden. Daher sollten Schildkröten, die neu zu einer Gruppe stoßen, zuerst in Quarantäne gehalten werden. Halter müssen die Tiere bei der zuständigen Naturschutzbehörde anmelden.
Griechische Landschildkröten sind keine Tiere zum Kuscheln. Hochheben versetzt sie in Panik. „Man sollte Schildkröten immer als Beobachtungstiere akzeptieren“, sagt Ines Kosin. Und: Sie können über Generationen in der Familie bleiben.