Heuler an der Nordsee auf keinen Fall berühren
Norddeich (dpa/tmn) - Oooh, wie süß! Das ist die erste Reaktion, wenn Urlauber an der Nordseeküste einen Heuler entdecken. Doch zum eigenen Schutz und dem der Seehunde sollten sie nicht auf die Tiere zugehen.
Anfang Mai haben auf den Sandbänken der Nordsee die ersten Heuler das Licht der Welt erblickt. „Und eigentlich verbringen sie dort auch die folgenden Monate“, sagt Peter Lienau, Leiter der niedersächsischen Seehundstation Norddeich. Doch durch Stürme oder auch durch den Menschen kann es vorkommen, dass ein Heuler von seiner Mutter getrennt wird - und später an einen Strand gespült wird. Dort kann der Nachwuchs seine Mutter oft nicht mehr finden und macht durch das charakteristische Heulen auf sich aufmerksam. Meistens braucht das Tier dann Hilfe.
Sobald ein Urlauber einen Heuler sichtet, sollte er dennoch nicht gleich auf das Tier zugehen - im Gegenteil: „Je weiter der Abstand zwischen Mensch und Tier ist, desto besser“, sagt Lienau. Ideal seien 300 Meter. Auf keinen Fall sollten Menschen den Heuler anfassen, sondern zuerst aus der Ferne beobachten, ob sich die Mutter nicht doch in der Nähe des Tieres aufhält. Ist das nicht der Fall, sollten Urlauber die Seehundstation anrufen.
Über 100 Ehrenamtliche stehen an der ganzen niedersächsischen Nordseeküste bereit und werden alarmiert, sobald ein Fund bei der Station gemeldet wird. Sind sie vor Ort, beobachten sie das Tier zunächst rund eine knappe Stunde lang aus der Ferne. Sollte auch dann noch kein Muttertier aufgetaucht sein, bringen sie das Tier in die Aufzuchtstation.
„Das sollte unbedingt dem Fachpersonal überlassen werden“, sagt Lienau. Denn so süß und possierlich die kleinen Heuler aussehen mögen - für Menschen können sie gefährlich werden: Als Fischfresser haben sie von Geburt an spitze Zähne, mit denen sie ihnen ernsthafte Verletzungen zufügen können. Hinzu komme eine ungeheure Reaktionsfähigkeit, die kaum einer von Seehunden erwartet. „Die Tiere können den Kopf blitzschnell drehen und zubeißen“, warnt der Experte. Der Speichel der Fischfresser enthalte außerdem toxische Stoffe, was schwere Verätzungen der Haut hervorrufen kann.
Das gleiche gilt für Heuler, die zusammen mit ihrer Mutter am Strand liegen und gesäugt werden: Werden sie vom Menschen gestört, verschwinden sie ins Wasser - und kommen lange Zeit nicht zum Säugen an den Strand zurück. „Die kleinen Seehunde sind aber auf die Milch angewiesen“, sagt Lienau. Deswegen sollten Urlauber auch hier großen Abstand halten.
Etwa bis August werden die Tiere gesäugt und sind von der Mutter abhängig. Danach sind sie selbstständig und brauchen keine Hilfe mehr. Dann rücken die ehrenamtlichen Aktiven der Seehundstation nur noch aus, wenn ein Tier mit ernsthaften Verletzungen gesichtet wird.
Information:
Für die gesamte niedersächsische Küste ist die Seehundstation Norddeich zuständig, Tel.: 04931/97 33 30, oder E-Mail: info@seehundstation-norddeich.de,
für die Küsten in Schleswig-Holstein die Station Friedrichskoog, Tel.: 04854/1372, E-Mail: info@seehundstation-friedrichskoog.de.