Kampflustige Katze brauchen Aufmerksamkeit
Bonn (dpa/tmn) - Ausgefahrene Krallen und lautes Fauchen: Katzen sehen nicht nur beim Nachbarshund rot, sondern oft auch bei ihren Artgenossen. Um die Streithähne zu befrieden, müssen Besitzer aktiv werden.
Streit kommt in den besten Familien vor. Auch bei Katzen geht es nicht immer harmonisch zu. Viele Katzenhalter klagen über Streit und Missgunst bei ihren Tieren. Wird ab und zu mal gefaucht und gerangelt, ist das sicher keine große Sache. Beobachten Besitzer aber, dass ein Tier permanent unterdrückt wird, sollten sie als Streitschlichter aktiv werden.
Fauchen, aggressives Anstarren und vom Futternapf vertreiben - Mobbing unter Katzen ist keine Seltenheit. Dicke Luft im Miezenclub kann viele Ursachen haben, weiß Julia Stüeken, Katzenexpertin vom Tierfachmarkt Fressnapf in Krefeld. „Futterneid, Stressabbau, unterschiedliche Charaktere, große Altersunterschiede und Langeweile können das aggressive Verhalten verursachen.“ Die Verteidigung des Reviers gegenüber einem neuen Tier oder fehlende Rückzugsmöglichkeiten haben oft ähnliche Folgen.
Generell ist das Zusammenleben für Katzen nicht immer einfach - gerade in der Anfangszeit. „In Haushalten mit mehreren Tieren gibt es meistens eine sogenannte Alpha-Katze. Es kann jedoch etwas dauern, bis die Katzen ihre Rangordnung untereinander ausgemacht haben“, erklärt Nadja Kutscher von der Tierrechtsorganisation PETA im baden-württembergischen Gerlingen. „Normalerweise legen sich die Streitigkeiten mit der Zeit. Einige Tiere benötigen jedoch Monate, manchmal sogar Jahre, bis sie ihren Status innerhalb der Gruppe gefunden haben.“
Wenn es mal Zoff unter den Stubentigern gibt, sollten Halter nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen, sagt Nadja Kutscher. Viele Streitigkeiten seien nur Spielereien, die etwas aus dem Ruder gelaufen sind - zum Beispiel, wenn die aktivere Katze zu heftig oder zu lange spielen will. „Solche Konflikte lösen sich meistens schnell von selbst, indem die weniger aktive Katze davonläuft“, sagt Kutscher. Wird es jedoch zu brenzlig, können Halter versuchen, die Katzen abzulenken, indem sie in die Hände klatschen. Die Expertin warnt jedoch davor, die Tiere körperlich anzugreifen. „Wenn Katzen miteinander kämpfen, könnte sich die Aggression auf den Menschen übertragen.“
Wer solche Situationen vermeiden will, sollte verstehen, wie seine Katzen ticken. „Katzen unterscheiden sich in fast allen Verhaltensweisen von ihren Artgenossen. Die große Individualität hat aber nichts mit Einzelgängertum zu tun“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Viele Katzen pflegen einen freundschaftlichen Kontakt mit den Artgenossen ihres Haushalts - wenn die Chemie stimmt. „So passen zwei gleichgeschlechtliche Jungtiere oft sehr gut zusammen, da sie sich im Selbstvertrauen meistens sehr ähnlich sind“, erklärt Tünte.
Gibt es im Zusammenleben trotzdem ernstzunehmende Differenzen, ist es wichtig, dass Halter die Anzeichen schnell erkennen. „Wenn einer Katze ständig der Weg zum Futternapf versperrt wird, ihr die Artgenossen an der Katzentoilette auflauern, demonstrativ im Türrahmen liegen und sie bei jeder Gelegenheit wegdrängen, können das Alarmsignale sein“, sagt Julia Stüeken.
Auch die gemobbte Katze sendet Hinweise, indem sie sich ängstlich und dauerhaft zurückzieht, das Katzenklo meidet oder einem Putzzwang verfällt. „Andere stellen sich schlafend, fressen aus Verzweiflung Wolle oder Kabel, werden hyperaktiv und jagen ihrem eigenen Schwanz nach“, fügt Stüeken hinzu. Bei Streitigkeiten können Katzenbesitzer die Tiere mit Spielzeug ablenken. Nadja Kutscher schlägt dazu eine sogenannte Katzenangel vor, mit der Halter die Aufmerksamkeit auf sich lenken können.
Kutscher empfiehlt außerdem Produkte, die synthetische Nachbildungen von Pheromonen ausströmen. „Besonders wenn eine neue Katze in den Haushalt einzieht, können die Tiere damit beruhigt werden.“ Julia Stüeken rät, jedem Tier seinen eigenes Katzenklo sowie den eigenen Fress- und Trinknapf hinzustellen und für Rückzugsmöglichkeiten zu sorgen. Der Kratzbaum sollte genug Fläche für alle bieten. „Einem Mobbingopfer im Rudel hilft man am besten mit viel Zuwendung und Aufmerksamkeit“, so Stüeken. Wenn das alles nichts hilft, wird am besten ein Fachtierarzt für Verhalten zurate gezogen.