Kaninchen bei Laune halten: Futtersuche und Hindernislauf
Berlin (dpa/tmn) - Kaninchen sind im Gegensatz zu Hunden von Natur aus eher scheu. Menschen gehen sie als Fluchttiere aus dem Weg. Deshalb müssen sich Halter ihnen ganz behutsam nähern.
Sie grob anzufassen oder zum Schmusen zu zwingen, sei bei Kaninchen tabu, erläutert Ursula Bauer von der Organisation Aktion Tier. Auch Hochheben ist nicht zu empfehlen, da es die Tiere stresst. „Besser ist es, sich den Kaninchen auf Augenhöhe zu nähern“, rät Bauer.
Aufmerksamkeit und Streicheln sind also nicht ideal, um Kaninchen zu beschäftigen. Viel mehr macht der Kontakt zu Artgenossen aus, erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. „Kaninchen sind sehr soziale Tiere, daher beschäftigen sie sich viel miteinander.“ Dazu gehören gegenseitiges Fellputzen sowie zusammen fressen und ruhen. Meerschweinchen sind aber kein geeigneter Partner für Kaninchen. „Die Verständigung zwischen den beiden Arten ist schwierig“, erklärt Schmitz. Außerdem kommt es leicht zu einem Ungleichgewicht in der Rangordnung, und das Kaninchen dominiert.
Was Kaninchen neben Artgenossen noch zum Glücklichsein fehlt, ist genug Bewegung. „In Käfigen verkümmert die Muskulatur der Tiere, deshalb sollte man als Halter auf ausreichend Platz achten“, rät Anne Posthoff, Fachärztin für Klein- und Heimtiere. Auch Hindernisläufe sind eine gute Möglichkeit. „Dabei ist es wichtig, dass der Halter die Tiere zu nichts zwingt“, erklärt die Tierärztin. Insbesondere Leinen sollte man nicht benutzen.
Eine Möglichkeit, um mit dem Kaninchen zu kommunizieren, bietet das Clicker-Training. Dabei verstärkt man jede positive Handlung des Tieres mit dem immer gleichen Geräusch. Dadurch erlernt das Kaninchen neue Verhaltensweisen, zum Beispiel leichte Kunststücke, und kann diese auf Wunsch wiederholen.
Auch normale Haushaltsgegenstände halten die Tiere auf Trab. „Zur Beschäftigung eignen sich Papierröhren zum Durchlaufen, Häuschen und erhöhte Flächen zur Aussicht“, sagt Sarah Ross, Heimtierexpertin der Organisation Vier Pfoten. „Außerdem sollte der Boden eine Möglichkeit zum Buddeln bieten.“ Dabei müssen Halter darauf achten, dass der Käfig sowohl von oben als auch von unten zu ist - sonst können sich die Nager ins Freie graben. Schutz bietet ein Netz, das in die Erde eingegraben wird. Von oben schützt es die Tiere vor Angriffen von Greifvögeln und Katzen.
Wer die Tiere in der Wohnung frei laufen lässt, muss auch dort einige Dinge beachten. Stromkabel werden schnell zum gefundenen Fressen und angeknabbert, warnt Ross. Sinnvoll ist es, ihnen eine bestimmte Ecke der Wohnung dauerhaft als Spielecke einzurichten. Auch dort brauchen Kaninchen eine Möglichkeit zum Graben, etwa eine mit Erde befüllte Buddelkiste. Ideal ist aber trotzdem, Kaninchen ganzjährig draußen zu halten. „Kaninchen sind robuste Tiere und schaffen das ohne Probleme“, sagt Posthoff. Das Gehege sollte aber ausreichend Rückzugsmöglichkeit bieten und nach Möglichkeit nicht an einer zugigen Stelle liegen.
Auch mit Füttern lassen sich Kaninchen bei Laune halten. „Das Futterangebot sollte vielfältig sein und kann mithilfe von Kordeln in verschiedenen Positionen aufgehängt werden“, schlägt Posthoff vor. Neben Heu können Besitzer Obststücke, Gemüse oder frische Zweige mit Knospen in den Käfig legen. „Diese Dinge kann man dann auch im Häuschen verstecken oder ein Stück in die Erde einbuddeln, um die Futtersuche spielerisch zu gestalten.“
Wer mehr Nähe zum Kaninchen sucht, kann dem Tier kleine Futtermengen ab und zu auch aus der Hand reichen. Dadurch nimmt das Kaninchen den Geruch seines Besitzers wahr und verbindet diesen mit etwas Positivem - das sorgt für Vertrauen.