Keine echten Haustiere: Minischweine im Garten halten

Friesoythe (dpa/tmn) - Sie sind intelligent und mitunter sogar verschmust, gern mal im Haus - brauchen aber ihren Freiraum: Minischweine. Sie sind mit keinem Haustier zu vergleichen, sagt Elke Striowsky aus Friesoythe, die mehrere Minischweine hält.

Foto: dpa

Als Minipigs werden kleinwüchsige Schweine bezeichnet, erklärt Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer in Berlin. Je nach Zuchtlinie wiegen sie zwischen 10 und 60 Kilo und sind bis zu 60 Zentimeter groß. Darauf sollte man sich allerdings besser nicht hundertprozentig verlassen, warnt Striowsky, die auch das Buch „Minischweine“ geschrieben hat: Manchmal schlägt das Erbe der großen Vorfahren durch und das ausgewachsene Mini-Tier bringt es auf 100 Kilo.

Einige Merkmale des Hausschweins sehen bei den Minipigs anders aus: Sie haben kleine Stehohren und ein üppiges Borstenkleid. „Der für Hausschweine typische Ringelschwanz fehlt, stattdessen haben sie einen geraden abstehenden Schwanz“, beschreibt Theo Mantel. Ihr außergewöhnlichstes Körperteil ist der Rüssel: „Mit diesem Wunderwerk übertreffen sie sogar den Hund“, sagt Buchautorin Striowsky. Sie können Menschen 300 Meter weit riechen und Futter bis zu 60 Zentimeter unter der Erde erschnüffeln.

Im Sommer liegen die Schweinchen gerne im Stroh, im Winter machen sie es sich gern auch mal auf dem Wohnzimmerteppich bequem. Manche laufen hinter ihrem Herrchen her wie ein Hund. Minischweine sind sehr soziale Tiere, sagt Sarah Ross, Heimtierexpertin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in Hamburg. Der enge Bezug zum Menschen ist wichtig, kann aber Artgenossen nicht ersetzen. Minischweine sollten mindestens paarweise gehalten werden.

Und auch wenn die Tiere oft nicht größer sind als ein Hund: „Die Haltung in Wohnungen ist abzulehnen“, sagt Theo Mantel. Denn weder die Umgebungstemperatur noch die Wohnungsumwelt entsprechen den Bedürfnissen der Minipigs. „Schweine wollen wühlen und sich suhlen“, erklärt der Tierarzt. Am wohlsten fühlen sie sich bei Temperaturen um die 15 Grad. Sie brauchen also ein Außengehege mit Stall. Dieser sollte pro Tier mindestens sechs Quadratmeter Platz bieten, rät Mantel.

Der Auslauf sollte mindestens zehn Quadratmeter groß sein und unterschiedliche Böden wie Sand, Rasen und Einstreu sowie Schattenplätze haben. „Der Futterplatz sollte betoniert werden, weil sich sonst schnell Morast bilden kann“, empfiehlt der Tierarzt. Insgesamt muss das Zuhause so gestaltet sein, dass das Schweinchen getrennte Schlaf-, Futter- und Toiletten-Plätze hat.

Aber Minischweine gehen auch gern mal ins Warme. „Nehmen Sie Ihre Minis auch mal mit ins Haus“, empfiehlt Striowsky. So könnten sie am Familienleben teilhaben, und eine tiefe Bindung entstehe. Und die Autorin sagt: entgegen vieler Vorurteile stinken Schweine nicht, sind stubenrein und stellen in der Wohnung nichts an - solange sie ihre Bedürfnisse in einem artgerechten Gehege ausleben können.

Minischweine sind sehr intelligent, eine feste Sozialstruktur ist für sie wichtig. „Das Minischwein muss wissen, wer das Leittier ist“, erklärt Ross. Macht der Mensch das nicht rechtzeitig klar, tanzt ihm sein Schweinchen womöglich auf der Nase herum. Ähnlich wie Hundewelpen neigen junge Schweine dazu, Unfug anzustellen, den Rasen umzugraben und die Wohnung zu verwüsten. „Hat man die Tiere mit liebevoller Konsequenz und Geduld erzogen, wird man sich aber anhänglicher und verschmuster Tiere erfreuen dürfen.“

Auch wenn Schweine Allesfresser sind, sollten sie nicht mit Essensresten aus dem Haushalt versorgt werden, sagt Ross. Sie empfiehlt Früchte, Gemüse und Heu sowie eine Getreideschrotmischung. Die Tiere brauchen immer Zugang zu frischem Wasser. Futter ist für Schweine nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Beschäftigung, sagt Elke Striowsky. Sie packt den Tieren ihr Fressen daher gern in Bälle, Tonnen oder Flaschen, die die Schweine herumkullern.

Striowsky nutzt außerdem Clickertraining, um ihre Schweine zu erziehen und die Intelligenz zu fordern. Dabei wird erwünschtes Verhalten mit einem Klicken positiv besetzt. So trainiert sie den Schweinen das Beißen ab und bringt ihnen Kommandos wie „Sitz“ bei. Zu Kaufen gibt es Minischweine bei Züchtern oder aus privater Haltung.

Beim Züchter kostet ein Tier Ross zufolge etwa zwischen 150 und 300 Euro. Auch wenn viele Halter das anders sehen, gelten sie rechtlich als Nutztiere. So müssen sie beim Veterinäramt gemeldet werden, bei der Tierseuchenkasse und bei der zentralen Datenbank für Schweine.

Literatur:

Elke Striowsky: „Minischweine: Haltung, Pflege, Erziehung“, Kosmos Verlag, ISBN-13: 978-3-4401-0472-9, 14,99 Euro

Jane Croft: Minischweine - eine Liebeserklärung. Blv Buchverlag München 2011, ISBN-13: 978-3-8354-0830-2, 14,95 Euro