Winterzeit Naturschützer bitten um Gastfreundschaft für Spinnen
Frankfurt (dpa) - In der kalten Jahreszeit sind manche Spinnen besonders darauf angewiesen, ein warmes Eckchen im Haus zu finden. Naturschützer rufen deswegen dazu auf, die Achtbeiner als Gast aufzunehmen und als Mitbewohner zu tolerieren.
Am sinnvollsten sei es, sie einfach dort zu lassen, wo sie sich eingerichtet hätten, sagt Laura Kettering vom Naturschutzbund (Nabu) Rheinland-Pfalz. Dann könnten sie auch ihren Nutzen als Insektenjäger nachweisen. Alternativ könne man eine Spinne mit Glas und Bierdeckel vorsichtig einfangen und ins Freie bringen.
Dann allerdings würden viele Spinnen nach kurzer Zeit den Weg zurück finden, erklärt Julia Altmann, technische Assistentin der Abteilung Arachnologie am Senckenberg-Forschungsinstitut in Frankfurt. „Zitterspinnen kommen mit Sicherheit wieder, auch wenn man sie 500 Meter weit weg trägt.“ Diese Spinnen, die eine ganze Familie (Pholcidae) mit vielen Arten bilden, leben in Mitteleuropa das ganze Jahr über im Haus. Zu ihren Beutetieren gehört eine andere klassische Hausspinne, die Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica). „Man sollte die Spinnen spinnen lassen“, sagt Altmann. „Sie leben problemlos mit Menschen zusammen und fressen die noch übrigen Insekten.“
Neben Hausspinnen, die das warme und trockene Zimmerklima suchen, verirren sich aber auch regelmäßig Spinnen ins Haus, die eigentlich viel lieber unter Steinen, in einer Erdhöhle oder in der Baumrinde überwintern. Sie brauchen hohe Leuchtfeuchtigkeit und können in der trockenen Hauswärme gar nicht überleben. „Bei über 1000 Spinnenarten in Deutschland haben wir ebensoviele Lebensweisen dieser Tiere“, sagt Laura Kettering. Solche kleinen Irrläufer sollten behutsam ins Freie gesetzt werden. Wenn eine Spinne in eine Badewanne geraten sei und verzweifelt einen Ausweg aus glatter Keramik suche, sei es gar nicht gut, sie kaltherzig in den Ausguss weg zu brausen.
Dieser Ekelfaktor, den Spinnen auf viele Menschen ausüben, wird von vielen Filmen, aber auch in der Literatur gepflegt. Aber „die Spinnen gibt es schon um Millionen Jahre länger als Menschen und Häuser“, sagt Altmann, „sie sind nicht angewiesen auf uns.“