Snack für Spatz und Meise: Vögel bei Kälte richtig füttern
Berlin (dpa/tmn) - Das Futterhäuschen im Garten oder Meisenknödel auf dem Balkon: Für viele Vogelfreunde gehört das genauso zum Winter wie Lebkuchen und Glühwein. Wer Wildvögeln helfen will, sollte aber auf das richtige Futter und einen sauberen Fressplatz achten.
Ein Spatz flattert zum Futterplatz, die Drossel hat den bereitgelegten Apfel entdeckt. Wenn es draußen kälter wird, stellen Vogelfreunde das Futterhäuschen auf oder kaufen Meisenknödel. Nicht nur Kinder haben Spaß daran, die Wildvögel aus nächster Nähe zu beobachten. „Die Winterfütterung ist für viele Menschen die erste oder sogar einzige Möglichkeit, mit der Natur unmittelbar in Kontakt zu kommen“, sagt Lars Lachmann, Referent für Ornithologie und Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Viele Vögel nehmen den zusätzlichen Körnersnack im Winter dankbar an, ist er doch eine willkommene Ergänzung ihres mageren Speisezettels. Tierfreunde sollten aber auf das richtige Futter achten. „Vögel sind keine Resteverwerter“, sagt Marius Tünte, Pressesprecher beim Deutschen Tierschutzbund. Gesalzene oder gewürzte Speisen können den Tieren sogar schaden. Verschiedene Körner eignen sich dagegen gut.
Wer fertige Vogelfuttermischungen im Handel kauft, sollte dennoch vorsichtig sein: Der Körnercocktail kann Samen der Beifuß-Ambrosie enthalten, einer Pflanze, auf die viele Menschen allergisch reagieren. Der Biologe Stefan Nawrath forscht zur Ausbreitung der Ambrosie in Deutschland. Nach seiner Erfahrung werden die vorgeschriebenen Grenzwerte bei Vogelfutter längst nicht immer eingehalten. Darum empfiehlt er, das Vogelfutter entweder selbst zu mischen oder fertiges Futter noch einmal zu sieben. „Dafür eignet sich ein normaler Salatseiher mit fünf Millimeter Maschenbreite“, sagt Nawrath.
Wer das Futter selbst zusammenstellt, kann Sonnenblumenkerne, Hanfsamen oder zerkleinerte unbehandelte Erdnüsse anbieten. Auch Getreidekörner, beispielsweise Weizen oder Hafer, eignen sich gut. Bei Weichfutterfressern, wie der Amsel oder dem Rotkehlchen, sind Äpfel oder getrocknete Beeren beliebt. Das Obst sollte jedoch stets frisch sein und auf keinen Fall schimmeln. „Es kommt immer wieder vor, dass Vögel durch verdorbenes Obst verenden“, sagt Tünte.
Ohnehin ist die Hygiene beim Vogelfüttern das A und O. In feuchtem oder verschmutztem Futter können sich Krankheitskeime ausbreiten und den Tieren schaden. Darum empfiehlt Lars Lachmann, auf traditionelle Futterhäuschen zu verzichten. Geeigneter seien sogenannte Futtersilos, in denen die Körner vor Nässe und Schmutz geschützt sind.
Wann Vogelfreunde mit der Fütterung beginnen sollten, darüber gehen die Meinungen unter Experten auseinander. „Nur bei hartem Frost und einer geschlossenen Schneedecke“, empfiehlt Magnus J. K. Wessel, Leiter Naturschutzpolitik und -koordination beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Denn solange kein Schnee liegt, finden heimische Wildvögel in der Natur genug Futter.
Nach Meinung von Marius Tünte spricht nichts dagegen, schon früher anzufangen: „Man kann durchaus ganzjährig füttern.“ Zwar sei das nicht notwendig, schade den Tieren aber auch nicht. Lars Lachmann empfiehlt dagegen, erst Ende November mit der Fütterung zu beginnen und die Vögel bis Ende Februar regelmäßig mit Futter zu versorgen.
Wer einmal damit angefangen hat, sollte auf jeden Fall dranbleiben. Denn die Vögel stellen sich auf das Futterangebot ein. Sind die gewohnten Fressplätze im tiefsten Winter plötzlich leer und ist keine Ausweichmöglichkeit vorhanden, kann das für die Tiere gefährlich werden.
Dem einzelnen Vogel können Körner und getrocknete Beeren den Winter erleichtern. Ob eine Art überlebt oder vom Aussterben bedroht ist, darauf hat das zusätzliche Futter aber keinen Einfluss. „Der Bestand der Tiere ist nicht an das Füttern durch die Menschen gekoppelt“, sagt Tünte. Hier spielen andere Faktoren eine Rolle: Große landwirtschaftliche Flächen, aber auch sterile Gärten bieten den Vögeln kaum Lebensräume.
Tünte empfiehlt daher, den eigenen Garten möglichst naturnah zu gestalten. Wer vertrocknete Blumenstauden im Winter stehenlässt, einen Komposthaufen anlegt oder Reisighaufen aufschichtet, schafft natürliche Futterplätze für Wildvögel. Der Umweltschützer Magnus J. K. Wessel geht noch einen Schritt weiter: Lebensmittel aus biologischem Anbau zu kaufen, sei ein guter Beitrag zum Vogelschutz. „Denn wenn wir eine Veränderung in der Landwirtschaft bekommen, haben die Vögel in der freien Natur deutlich mehr zu fressen.“