Therapiehund Joschi: Mit Gelassenheit die Stimmung heben

Berlin (dpa) - Helfer auf vier Pfoten gibt es schon lange. In Berlin gilt das jetzt auch für die geschlossene Psychiatrie. In einer Klinik arbeitet Labrador Joschi als tierischer Therapeut.

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Wenn Joschi morgens zur Arbeit will, legt der braune Labrador Annika Jänsch seine Dienstkleidung schwanzwedelnd vor die Füße. Es ist ein leichtes Geschirr aus Stoff. Sobald Joschi es trägt, weiß er, dass nun sein Job beginnt. Keine leichte Aufgabe: Joschi arbeitet als Therapie-Begleithund in der Psychiatrie der Vivantes-Kliniken, auch in der geschlossenen Abteilung.

Genau genommen arbeiten Annika Jänsch und Joschi immer zusammen. Die 29-Jährige ist Ergotherapeutin am Wenckebach-Klinikum im Stadtteil Tempelhof und hat zusammen mit ihrem Hund im Januar eine einjährige zusätzliche Ausbildung abgeschlossen. Nun besitzt sie ein Zertifikat, dass die beiden ein Team für tiergestützte Therapien sind.

Für die Arbeit in der Psychiatrie musste der dreijährige Joschi viel lernen. Vor allem eines: Gelassenheit - was auch immer passiert. Für diese Eigenschaft hat der Labrador gute Gene: Seine Eltern sind beide als Therapie-Begleithunde an der Charité ausgebildet worden.

Noch sind „tierische“ Therapeuten an Berliner Kliniken die Ausnahme. An den neun Vivantes-Kliniken gebe es gerade mal drei solcher Hunde, berichtet Jänsch. Doch die Wirkung der Vierbeiner ist bereits aus Altenheimen oder Demenz-Wohngemeinschaften gut bekannt: Sie sind eine willkommene Abwechslung für Patienten und verbessern die Stimmung.

Annika Jänsch hat sich Joschi schon als Welpen ausgesucht, weil sie das Therapie-Konzept auch für die Psychiatrie überzeugend fand: Joschi kann mit seinem Hundeblick Menschen erreichen, die sonst nicht gern Kontakte pflegen. Im Ausnahmefall darf er sogar auf einem Bett liegen und sich an Patienten kuscheln, die sonst niemanden mehr haben. Die Klinik unterstützte ihre Idee von Anfang an, sagt die Therapeutin.

Schon mit vier Monaten ist Joschi, gerade stubenrein, durch die Klinikflure getapst und hat sich langsam an Krankenbetten, Rollstühle, Krücken und all die verschiedenen Gerüche und Geräusche in einem Krankenhaus gewöhnt. Anders als ein Blindenhund, der auf Herrchen oder Frauchen geprägt ist, „arbeitet“ Joschi mit allen Menschen, die das möchten.

„Dafür hat er einen siebten Sinn“, berichtet Therapeutin Jänsch. Um Menschen, die angespannt oder ängstlich wirkten, mache der Labrador rücksichtsvoll einen Bogen. Schizophrene oder depressive Patienten, die Hunde mögen, oder ein eher ungewöhnliches Verhalten von Patienten schreckten ihn dagegen nicht.

Das Angebot, mit Joschi zu spielen, ihn zu streicheln oder einfach nur anzusehen gilt für alle Patienten der offenen und geschlossenen Psychiatrie-Stationen. Jänsch kann sich vor Anfragen kaum retten, auch die Geriatrie hat sich schon gemeldet. Aber Joschi soll für die psychisch Kranken da sein. Wenn Annika Jänsch ihm abends sein Geschirr wieder abnimmt, genießt er den Feierabend. „Er ist oft völlig k.o.“, sagt sie.