Balzen, Singen, Bauen Tierische Frühlingsgefühle im Februar

Hamburg (dpa) - Noch sind die Wälder kahl und die Natur wirkt nach dem langen Winter wie erstarrt. Doch wer genau hinschaut, kann die ersten Frühlingsboten entdecken.

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„Obwohl es draußen noch kalt ist, haben die Vögel schon Frühlingsgefühle und suchen nach Nistmöglichkeiten“, sagte Eva Goris von der Deutschen Wildtier Stiftung.

„Das Liebesgeflüster der Vögel, die schon in den frühen Morgenstunden ihr Piep-Konzert starten, ist weniger von der Temperatur als vom Licht abhängig.“ Dabei singen Vögel nicht aus Freude am Singen: „Die Männchen wollen mit dem Gesang Weibchen anlocken, aber sie singen auch, um anderen Männchen gegenüber ihr Revier abzustecken“, sagte Goris.

„Das Licht bringt den Hormonhaushalt der kleinen Vögel in Schwung“, erklärte der Biologe Dieter Martin. Er sieht in einer Vogelhochzeit „durchaus komische Aspekte“. So zeigten die Männchen grundsätzlich ein typisches Angeberverhalten. „Herr Spatz wirbt mit monotonem Schilpen und dem sogenannten Spatzen-Tanz um das Weibchen.“

Meisen zeigten den Weibchen ihre Brust und schaukelten angeberisch mit dem Körper hin und her, sagte der Biologe. „Dann stellt der Meisen-Mann die Schwanzfedern auf und trippelt laut singend zur Seite, bis das Weibchen um Futter bettelt und damit signalisiert: „Mach mir ein Ei“.“

Entscheidend bei der Partnerwahl sei der Nistplatz. „Wer das schönste Haus besitzt, hat auch die größten Chancen.“ Dafür tragen Staren-Männchen sogar Halme und Blüten ins Nest. Zudem scheint die Liebe auch bei manchen Vögeln durch den Magen zu gehen: „Männliche Rotkehlchen füttern das Weibchen während der Balz“, sagte Martin.

Auch Insekten spüren den Frühling bereits: Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen seien die Hummel-Königinnen aus dem Winterschlaf erwacht, sagte Wildbienen-Experte Manuel Pützstück. „Hummeln können bereits bei einer Außentemperatur von zwei Grad fliegen.“ Als „Sprit“ nutzen sie eine Extraportion Nektar, den sie in ihrer Honigblase gespeichert haben. „Mit dieser Energiequelle zittert sich die Hummel warm, bis sich der kleine Körper auf 30 Grad erwärmt hat“, erklärte Pützstück.

Bienen wagten den ersten Ausflug erst bei Temperaturen von etwa zehn Grad, ergänzte der Biologe Peer Cyriacks. Auch Erdkröten erwachen dann aus ihrer Winterstarre und verlassen ihre Schlummerhöhlen. „Wenn die Temperatur mehrere Tage über fünf Grad liegt, wandern sie in ihre Laichgewässer“, sagte Cyriacks. „Unterwegs treffen die Kröten-Damen ihre Prinzen.“

Die Auserwählten zögerten nicht lange: „Ruckzuck klettern sie auf den Rücken der Weibchen und lassen sich von diesen zum nächsten Gewässer tragen“, sagte Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Dort beginnt die Fortpflanzung der Erdkröten. Nach dem Laichvorgang „gehen Herr und Frau Kröte wieder getrennte Wege“.

Auch die ersten Winterschläfer wie Igel und Feldhamster erwachen in diesen Tagen und verlassen ihre Schlafstätten. „Alle Winterschläfer haben vor allem eins: einen Bärenhunger“, sagte Eva Goris. „Im Schlaf haben sie jede Menge Körpergewicht verloren und müssen im Frühjahr kräftig zulegen.“ Das sei jedoch nicht einfach, da in der Natur derzeit noch wenig Futter zu holen ist.

10 000 Kilometer südlich in Afrika bekommen auch die Schreiadler in diesen Tagen „Frühlingsgefühle“. Rund 110 Brutpaare der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Greifvögel starten zum Rückflug in ihre Brutwälder in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wie der Biologe Andreas Kinser sagte. Der Rückflug der auch „Pommernadler“ genannten Greifvögel könne im Internet unter www.schreiadler.org verfolgt werden.