Einwanderer aus Nordamerika Waschbären breiten sich weiter aus

Sie sehen putzig aus, sind aber umstritten: Waschbären sind in immer mehr Regionen Deutschlands heimisch. Sie räubern aber auch Eier geschützter Vögel. Was tun?

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Berlin. Die Ausbreitung von Waschbären in Deutschland hält nach Einschätzung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) an. Die aus Nordamerika stammenden Kleinbären kommen inzwischen in 43 Prozent der teilnehmenden Reviere vor, wie aus einer Verbandsauswertung von Daten der Jahre 2006 bis 2015 hervorgeht.

Schwerpunktmäßig kommen die Tiere heute in einem Band vor, das von Hessen bis in den Nordosten Deutschlands reicht. Waren einst Hessen und Brandenburg Waschbär-Hochburgen, so sind die Tiere nun auch in der Mehrheit der Reviere in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen. Der DJV beruft sich auf Daten aus 24 000 Jagdrevieren. Beobachtet worden seien etwa 40 Prozent der bejagbaren Fläche.

In der Jagdsaison 2015/16 seien mit rund 128 000 Exemplaren so viele Waschbären wie noch nie von Jägern erlegt worden, hieß es. Der DJV fordert angesichts einer „rasanten Ausbreitung“ und zum Schutz der heimischen Artenvielfalt eine flächendeckende Bejagung - auch mit Hilfe öffentlicher Mittel, etwa in Form von Zuschüssen für Fallen.

Auch bei anderen Einwanderern wie Marderhund und Mink beobachten Jäger eine Ausbreitung - allerdings in geringerem Ausmaß als beim Waschbär. Der Marderhund sei in rund einem Viertel der Jagdbezirke nachgewiesen, der Mink in 7 Prozent. Die Lebensräume liegen vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Aus Sicht der Deutschen Wildtier Stiftung kommt es mit Waschbären lokal zu Problemen, weil sie sich etwa über Nester ohnehin schon gefährdeter Vögel hermachen. Zudem können sie gut schwimmen und geschickt klettern und mit ihren schmalen Tatzen selbst in Baumhöhlen nach Nestern greifen. Zum Schutz von Artenschutzprojekten befürworte auch die Stiftung eine intensive Bejagung, sagte Geschäftsführer Hilmar Freiherr von Münchhausen. Er sprach sich zudem für bundesweit einheitliche Regelungen zur Bejagung aus.

Wie viele Waschbären, Minks und Marderhunde in Deutschland leben, ist unbekannt. Die Zahlen ließen sich seriös auch nicht schätzen, hieß es beim DJV. Die DJV-Daten aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder sind aus Sicht der Wildtier Stiftung die besten verfügbaren.

Das Vorkommen von Waschbär und Co. in Deutschland geht auf Aussetzungen und Ausbrüche aus Pelzfarmen zurück. Die EU-Kommission hatte Waschbären im vergangenen Sommer auf eine Liste unerwünschter Tier- und Pflanzenarten gesetzt. Deren Ausbreitung soll in Europa bekämpft werden. dpa