Zappeln, kratzen, beißen: Tiere beim Arzt richtig festhalten
Bochum (dpa/tmn) - Tiere halten bei einer ärztlichen Behandlung in der Tierarztpraxis nur selten freiwillig still. Gut, wenn dann der Halter mit anpacken kann und die richtigen Griffe kennt.
Ein Besuch beim Tierarzt steht bei den meisten Vierbeinern ganz unten auf der Favoritenliste. Das zeigen Hund, Katze und Co. zum Teil sehr deutlich. Auch zu Hause können die Tiere äußerst widerborstig werden, wenn man ihnen zum Beispiel die Ohren säubern will. Die beiden Regeln für den Tierhalter lauten: Ruhe bewahren und das Tier richtig festhalten. Hier einige Tipps für den richtigen Griff.
Hunde: Wird ein großer Hund vom Tierarzt untersucht, kann der Besitzer dessen Kopf so von unten umfassen, dass er in der Armbeuge liegt. Die andere Hand liegt auf dem Kopf des Tieres und hält ihn sanft in der Armbeuge. Außerdem drückt der Besitzer mit seinem Ellbogen den Hundekörper an sich. „Bei einem kleinen Hund macht man das ähnlich. Dann liegt der Kopf aber nicht in der Armbeuge, sondern in der Hand“, erklärt Tierarzthelferin Nicole Josten-Ladewig vom Verband medizinischer Fachberufe in Bochum.
Bei einigen Untersuchungen muss der Hund auf der Seite liegen. Dabei sollten die beiden unten liegenden Beine mit den Händen festgehalten werden, rät Michael Hartmann, Fachtierarzt für Kleintiere. Außerdem kann man mit den Unterarmen den Körper des Tieres auf den Tisch drücken. Gibt es einen weiteren Helfer, hält der am besten den Kopf des Hundes fest und krault ihn.
Muss der Besitzer dem Tier zu Hause ein Medikament geben, setzt oder stellt sich der Besitzer hinter den Hund, so dass dieser nicht ausweichen kann. Dann umfasst er den Unterkiefer mit einer Hand und zieht den Kopf etwas nach hinten. Soll etwas ins Maul verabreicht werden, spritzt oder schiebt er es an den Zähnen vorbei hinein. „Der Hund öffnet automatisch bei einer Flüssigkeit das Maul und fängt an zu schlabbern und zu schlucken“, sagt Josten-Ladewig.
Katzen: Diese vierbeinigen Diven reagieren allergisch auf Zwang. Wer klug ist, tut daher beim Tierarzt alles, um sie bei Laune zu halten. So empfiehlt der Fachtierarzt für Kleintiere, Thomas Steidl aus Tübingen, sie hinter den Ohren zu kraulen und dabei locker am Körper zu halten. Hilfreich könne es auch sein, ihnen ein Handtuch über den Kopf zu legen. „Wenn sie nicht ansehen müssen, was mit ihnen geschieht, sind sie oft entspannter.“
Wer ein verträgliches Tier hat, kann versuchen, ihm zu Hause Tropfen, Salben oder andere Medikamente zu verabreichen. Das Vorgehen ist das Gleiche wie beim Hund.
Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster: Vorsicht bei Kaninchen - sie können sich beim Tierarzt so gebärden, dass sie sich die dünnen Knochen brechen. „In Panik können sie so stark strampeln, dass eine Fraktur der Lendenwirbelsäule entsteht“, sagt der Tierarzt Hartmann. Er empfiehlt, das Tier beim Herausheben aus dem Käfig mit einer Hand am Nacken und mit der anderen unbedingt am Hinterteil festzuhalten.
Gerne gesehen sind in den Tierarztpraxen die freundlichen Meerschweinchen, sie gelten als äußerst unkomplizierte Patienten. Bei einer Behandlung werden sie nur locker gehalten, am besten an beiden Schulterblättern.
Auch Hamster machen den Tierärzten das Leben oft leicht - denn als nachtaktive Tiere verbringen sie manch eine Behandlung im Reich der Träume. Wachen sie jedoch auf, können sie sehr verärgert mit ebenso kräftigen wie schmerzhaften Bissen reagieren. Der Tierarzt Hartmann empfiehlt, die wendigen Tierchen direkt hinter den Ohren festzuhalten.
Literatur:
Thomas Steidl et al.: Praxisleitfaden Kleintierassistenz, Schlütersche Verlagsgesellschaft, 256 Seiten, 29,90 Euro, ISBN-13: 3877066976