Auf den Spuren der Pilger durch die Kroppacher Schweiz
Kroppach (dpa/tmn) - Hoch über dem Nistertal weht der Wind durch knorrige Buchen. „Oh, Du schöner Westerwald...“ - einer der Wanderer stimmt das bekannte Volkslied an. Die Gruppe ist unterwegs auf dem Marienwanderweg, der hier bei Marienstatt die gleiche Wegführung wie der Westerwaldsteig hat.
Der Marienweg führt auf etwas mehr als 20 Kilometern von Kloster zu Kloster durch die Landschaft der Kroppacher Schweiz, von der Abtei Marienstatt bei Hachenburg bis zum ehemaligen Franziskanerkloster Marienthal. Unterwegs geht es durch lichten Mischwald, zu düsteren Fichtenstücken, vorüber an Kuhweiden und Gehegen mit Damwild.
„Rucksackverpflegung ist angesagt: Brote, Obst und Getränke“, sagt Hans-Dieter Schmidt, Wanderführer und Wegpate des Westerwaldsteigs. Bis auf das hübsche Café am Wilhelmsteg bei Heuzert gibt es direkt am Weg keine Einkehrmöglichkeiten. „Außer Natur ist bei uns nichts los.“
Das stimmt so nicht. Helle Aufregung herrschte im November 1997 am Marienwanderweg nahe des Dorfes Limbach: Der Einstiegsschacht zum lange vergessenen Dachschieferbergwerk Assberg wurde wieder entdeckt. „16 Jahre lang hatte man danach geforscht“, erzählt Schmidt.
Der Marienwanderweg erinnert an die Tradition der Wallfahrt, bei der seit dem 16. Jahrhundert am Festtag Christi Himmelfahrt Jahr für Jahr fromme Menschen aus dem Westerwald von Marienstatt nach Marienthal pilgern: Gemeinsam betend, singend, meditierend und schweigend legen sie die Strecke zurück. „Schon als Kind bin ich die Wallfahrt mitgegangen. Das war eine Strapaze und gleichzeitig ein beeindruckendes Erlebnis“, erinnert sich Zisterzienserpater Dominikus in der Abtei Marienstatt.
Der Marienweg gehört zu dem gut ausgeschilderten Wanderwegnetz der Kroppacher Schweiz. Die Landschaft wird von Einheimischen auch Schmuckstück des Westerwaldes genannt. Bei Wanderern besonders beliebt ist die zwölf Kilometer lange Rundtour, die von Marienthal aus zunächst über den Westerwaldsteig führt und in den Weltende-Pfad bei Alhausen mündet. Die winzige Ortschaft im Tal der Nister hat nur 20 Einwohner und scheint in ihrer Abgeschiedenheit tatsächlich am Ende der Welt zu liegen.
Vom Sonnenberg führt der Weg den Waldhang steil hinab ins Tal. Plötzlich tauchen klobige Stufen auf, Stahlseile sichern die Wanderer an den Durchstiegen zwischen den Felsen. „Die Wanderung auf dem Weltende-Pfad ist kein Sonntagsspazierweg“, sagt Barbara Sterr, die zahlreiche Wanderstrecken im Westerwald betreut. „Der Trail ist zwar nur etwas über einen Kilometer lang, doch er hat alpinen Charakter“, sagt sie. Für weniger Geübte gibt es eine Umleitung.
Hachenburg hat verwinkelte Gassen mit vielen Fachwerkbauten. Auf dem Alten Markt steht das Denkmal des goldenen Löwen, der mit gefletschten Zähnen und gespaltetem Schwanz das Wappen der Grafen von Sayn bewacht. Die Adligen waren lange die Herrscher in Hachenburg. Sie ließen im frühen Mittelalter eine mächtige Burg oberhalb der Altstadt errichten. Im 18. Jahrhundert wurden die wehrhaften Bauten zu einem feudalen Barockschloss. Für Besucher bleibt es jedoch beim neugierigen Blick durch das schmiedeeiserne Eingangstor - die Burg ist heute eine Hochschule.