Für Nordafrika ziehen die Buchungen wieder an
Berlin (dpa/tmn) - Die Buchungen für Tunesien und Ägypten ziehen wieder an. Aber auch die Preise sind wieder gestiegen. Schnäppchen seien inzwischen die Ausnahme, sagt Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV).
Wie stehen Ägypten und Tunesien derzeit touristisch da?
Zeuch: „Die Buchungen ziehen an, für Ägypten noch stärker als für Tunesien. Am Roten Meer beginnt jetzt mit dem Winter die Hauptreisezeit. Und je kälter es bei uns ist, umso attraktiver sind Reisen dorthin.“
Wie war es in den vergangenen Monaten?
Zeuch: „Im Februar wurden die Reisen in die beiden Länder ausgesetzt, so dass sie praktisch nicht bereisbar waren. Die Buchungen gingen rapide zurück. Die Veranstalter haben die Flugkapazitäten daher auch für andere Ziele genutzt.“
Wie entwickeln sich die Preise?
Zeuch: „Im Frühsommer haben viele Hoteliers sehr günstige Angebote gemacht, weil sie wollten, dass wieder mehr Urlauber kommen und zu Hause von ihren Erfahrungen berichten. Auch jetzt gibt es noch manchmal Schnäppchen, aber nicht mehr im großen Stil.“
Haben die politischen Umwälzungen Auswirkungen auf den Tourismus?
Zeuch: „Die Revolution in Tunesien und Ägypten haben viele mit einer gewissen Sympathie beobachtet. Man reist jetzt mit einem anderen Gefühl dorthin, auch weil man den Volksaufstand über die Medien so nah miterlebt hat. Vielleicht haben manche, die vorher wegen der politischen Situation Vorbehalte hatten, durch die Demokratisierung nun keine Ressentiments mehr, dorthin zu fahren.“
Haben andere nicht auch Angst?
Zeuch: „Während der gesamten Unruhen gab es nie Angriffe auf Touristen. Die Touristen am Roten Meer zum Beispiel waren dort sicher, auch während der Proteste in Kairo, und es ist kein Tourist zu Schaden gekommen, so weit wir wissen.“
Wie sind die mittelfristigen Chancen für den Tourismus?
Zeuch: „Weil die Nachfrage anzieht, bauen die Veranstalter ihr Angebot wieder schrittweise aus. Die Chancen sind gut, dass es dort wieder einen richtigen Boom gibt. Die touristische Infrastruktur ist in beiden Ländern schon weit entwickelt.“
Was könnte die Entwicklung stören?
Zeuch: „Noch ist offen, wer politisch die Oberhand gewinnt und wie sich das auf den Alltag auswirken wird. Problematisch wäre sicher, wenn sich Touristen nicht mehr so frei bewegen können, wie sie es bislang gewohnt waren. Natürlich dürfen sie auch in Griechenland nicht mit Shorts in die Kirche gehen. Aber massive Einschränkungen durch religiöse Vorschriften akzeptieren viele Touristen nicht. Das kann dann bedeuten, dass sie sich lieber andere Ziele suchen.“