Aufregend und lecker: Schlemmen in Dublin

Dublin (dpa/tmn) - Für Haute Cuisine ist Irland nicht berühmt. Eher für seinen milden Whiskey und das deftige Irish Stew. Aber das ist nicht einmal die halbe Wahrheit: Auf der grünen Insel hat sich viel getan.

In Dublin übertrumpfen sich viele Köche mit ganz neuen Ideen.

Irland und gutes Essen - glaubt man alten Klischees, passt das nicht zusammen. Doch nicht zuletzt die Hauptstadt Dublin hat sich kulinarisch enorm gewandelt. Dort hat sich in den vergangenen Jahren eine aufregend-vielseitige Gastronomie-Szene entwickelt.

„Viele denken bei der irischen Küche vor allem an den Eintopf Irish Stew und an Speck, Kartoffeln und Kohl“, erzählt Eveleen Coyle, gebürtige Dublinerin, die mit ihren „Fabulous Food Trails“ seit einigen Jahren kulinarische Stadtführungen durch die irische Hauptstadt anbietet. Tatsächlich hatte Essen in Irland lange nur einen Zweck zu erfüllen: die Menschen vor dem Verhungern zu retten.

Doch mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahrzehnte kam die Lust am Essen. Allerdings nicht an der irischen Küche, sondern an der französischen, italienischen, asiatischen, wie Eveleen berichtet. Mit der jüngsten Rezession wurde das Geld wieder knapp. „Doch wir hatten gelernt, Essen zu genießen, das wollten wir Iren uns nicht mehr nehmen lassen.“

Irische Köche und Gastronomen fingen daher an, sich auf eigene Stärken zu besinnen: Auf den Tisch kommen frische, heimische Produkte. „Die moderne irische Küche besteht aus einem Touch Nostalgie - indem sie Gerichte aus unserer Vergangenheit wie Stew und Kartoffeln nimmt - und zahlreichen neuen Ideen, Zutaten und Kochstilen“, fasst Mark Matanes, Manager des „Eden Restaurant“ zusammen. Colin Kelly, Koch und Küchenchef im „One Pico“, ergänzt: „Unsere heutige Küche ist eine Mischung der französischen, italienischen und asiatischen mit irischen Produkten.“

Sich auf Bewährtes besinnen und das mit Genusslust und Experimentierfreude - ein gutes Beispiel dafür ist das „O'Connells Restaurant“. Schon die Vorspeisenkarte verrät, was das O'Connells kann: in Irland hergestellte, würzige Chorizo-Wurst, gewürfelte, zarte Rote Beete aus der Region, hauchdünne Scheiben eines vor Cork gefangenen Lachses.

Im Zentrum der Hauptstadt ist das „Pepper Pot Café“ zu finden, wo die junge Dervla ihren Traum von einem eigenen Café mit selbsthergestelltem Gebäck, belegten Bagels und Bioprodukten verwirklicht. Oder das „Blazing Salads“ nahe der uralten Markthalle Georges Street Arcade, in dem Familie Fitzmaurice vegetarisches Bio-Fast-Food anbietet. Während die Fitzmaurices mit die ersten in dieser Gegend waren, ist das „Cocoa Atelier“ gegenüber eine der neuesten Entwicklungen. Neben feinsten Schokoladen liegen hier bunte Macarons in der Auslage.

Im „Sheridans“ geht es dagegen um eine urirische Tradition: die Käseherstellung. Einige sind cremig, andere eher fest. Einige bestehen aus Kuhmilch, andere aus Ziegenmilch, doch alle sind aus Produkten von irischen Farmern. Noch eine Spezialität ist aus Dublin nicht wegzudenken: Guinness. Am besten probiert man das Bier in einem der zwölf typisch viktorianischen Pubs der Stadt. Wie im „The Swan“, wo noch immer der alte Mosaikboden, die einstige Kassenhütte und die urigen Zapfhähne erhalten sind.