Bei den Small Five - Unbekannte Nationalparks in KwaZulu-Natal
Durban (dpa/tmn) - Bei Tieren, Safari und Südafrika denken die meisten an den Krüger Park. Der ist inzwischen teilweise ganz schön überlaufen. Deutlich ruhiger geht es in den Parks in der Provinz KwaZulu-Natal zu.
Und neben den Big Five gibt es dort auch die Small Five.
Nur wenige Meter hinter dem Parkeingang legt der Busfahrer eine Vollbremsung hin. Er deutet auf die Straße. Schon das erste Nashorn? „Nein, nur ein Mistkäfer“, ruft einer, der ganz vorne sitzt und gute Augen hat. Der kleine Käfer müht sich gerade damit ab, seine Kotkugel über die Straße zu rollen. Die Teleobjektive sind dennoch schnell in Position. Das erste Tier auf der Safari muss schließlich im Bild festgehalten werden. „Wir bremsen eben nicht nur für die Big Five, sondern auch für die Small Five“, sagt der Busfahrer.
Doch schnell werden die Tiere größer. Ein Warzenschwein kreuzt die Straße, eine Hyäne schleicht im Gebüsch umher. Und dann doch schon eines der Big Five: ein Nashorn. Gemütlich trottet es um ein Wasserloch, lässt sich auch von einem Vogel nicht stören, der auf seinem Rücken sitzt.
Während zu den Small Five neben dem Käfer Ameisenjungfern, Büffelweber, Elefantenspitzmäuse und Pantherschildkröten gehören, nannten in früheren Zeiten die Großwildjäger Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard und Löwe Big Five. Das „Big“ bezog sich nicht unbedingt auf die Größe der Tiere. Die Jagd auf sie war nur besonders gefährlich. Heute gehen die Touristen in Südafrika meist nur noch mit ihren Kameras auf Jagd.
Wer Big Five und Südafrika hört, denkt meist an den Krüger Nationalpark. Doch der ist mittlerweile an vielen Stellen schon ziemlich überlaufen. Das Hluhluwe-Imfolozi Game Reserve in der Provinz KwaZulu-Natal ist Kontrastprogramm. Anders als im Krüger Park gibt es nur wenige Unterkünfte.
Bei der Ankunft im „Hilltop-Camp“ stehen schon die Safari-Autos parat. 17.00 Uhr - perfekter Zeitpunkt für die Abfahrt. Vor allem in den Abend- und Morgenstunden sind die Tiere aktiv.
An der ersten Kreuzung biegt Guide Mahani vom asphaltierten Hauptweg auf eine Schotterpiste ab. Hinter der nächsten Kurve hat er eine Giraffe entdeckt. „Die sucht gerade nach ihrem Jungen“, erklärt er. „Richtig traurig sieht sie aus - vielleicht hat es ein Löwe gerissen“. Im Wagen herrscht betretenes Schweigen - erst jetzt wird so manchem Besucher bewusst, dass er nicht in einem Zoo ist, sondern in der freien Wildbahn.
Und dann: „Löwen in Sicht“, ruft Guide und Fahrer Mahani. Über Funk hat er den Hinweis eines Kollegen bekommen. In halsbrecherischer Fahrt rast er über die Schotterstraßen. Giraffe und Nashorn bleiben jetzt links liegen. Längst ist Mahani nicht mehr der Einzige, der den Tipp bekommen hat. Gleich fünf Safari-Fahrzeuge und ein paar Pkw stehen am Straßenrand. Alle Augen nach rechts gerichtet. Im hohen Gras liegt ein Löwe - selbst mit dem Fernglas kaum auszumachen. Mahani rollt ein Stück vor, legt wieder den Rückwärtsgang ein, doch so richtig will das Löwen-Weibchen nicht vor die Linse. „Wir probieren es später noch einmal“, sagt Mahani. „Wenn es dunkel ist, sind die anderen Autos weg. Und wenn der Löwe gerade nicht hungrig ist, bewegt er sich kaum vom Fleck.“
Und tatsächlich: Am Abend, es ist schon dunkel, liegt das Weibchen noch auf demselben Platz. Nur die anderen Autos sind verschwunden. Beleuchtet von den beiden Scheinwerfern gähnt es herzhaft - und erwartet offenbar Herrenbesuch. Denn wenig später trottet ein Männchen herbei, majestätisch mit seiner Mähne. Die Scheinwerfer sind nicht hell genug für die Teleobjektive. So kann der Anblick nur im Gedächtnis festgehalten werden.
Am nächsten Morgen beginnt die Jagd um 5.00 Uhr früh von neuem: Dieses Mal bremst Mahani nicht für einen Mistkäfer, sondern einen riesigen Haufen Mist. „Seht ihr? Das war ein Elefant. Ist aber schon von gestern“, lautet der fachmännische Kommentar. „Aber da vorne: Das ist frisches Nashorn!“ Und tatsächlich taucht wenige Meter später eine ganze Gruppe Nashörner auf - nur wenige Meter von der Straße entfernt. Sie vertreibt gerade eine Antilope, die sich ans gleiche Wasserloch getraut hat.
Eine weitere Besonderheit erleben die Safari-Gäste, wenn sie den Hluhluwe-Park verlassen und mit dem Safari-Jeep in Richtung Cape Vidal fahren: „Hier gibt es den einzigen Strand der Welt, den man mit einer Pirschfahrt erreicht“, erklärt Sabelo. Gut eine Stunde kurvt der Wagen durch sattes Grün, leichte Hügel. Schließlich - bevor man das Meer sehen kann - riecht die Luft salzig. Und dann scheint der Indische Ozean hinter Bäumen hervor. Ein paar Meter führen hinab zum breiten Strand. „190 Kilometer unverbauter Sandstrand“, sagt Sabelo. Im Hintergrund rauscht das Meer. Angekommen. Wer denkt jetzt noch an den Krüger Nationalpark.