Beim Zeus! - Kochen wie die Minoer auf Kreta
Elounda (dpa/tmn) - Kulinarisch hat Griechenland Touristen viel zu bieten. Doch es gibt Leckereien, die den meisten Reisenden bisher verborgen geblieben sind: etwa die antike minoische Küche auf Kreta.
Touristen gehen dort auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.
Moussaka, Zaziki und Gyros sind die Klassiker der griechischen Küche. Doch in traditionell minoischen Restaurants auf Kreta finden Touristen weder diese Leckereien noch den typischen Salat mit Feta auf der Speisekarte. Auch Tomaten, Paprika oder Kartoffeln gibt es hier nicht, ebenso wenig wie Mais, Avocado oder Bananen. Denn die antiken Minoer auf der Mittelmeer-Insel hatten diese Produkte vor 3000 bis 4000 Jahren noch nicht entdeckt.
Stattdessen ernährten sie sich von Lammschmorbraten, Tintenfisch in Biersoße, einheimischen Gemüsesorten oder gegrilltem Thunfisch. Heute entdecken die Kreter die traditionelle Küche wieder. Dabei beleben sie auch verloren geglaubte Kochtechniken der Antike.
„Die Zutaten, die wir verwenden, basieren auf archäologischen Beweisen, Ökologie- und Umweltstudien, die auf Kreta durchgeführt wurden“, sagt Archäologin Jerolyn Morrison. Sie und ihre Kollegen, Töpferin Stefi Chlouveraki und der aus Jordanien stammende Chefkoch Jad Alyounis, leiten Minoiton Gefseis (Minoische Geschmäcker), ein Unternehmen, das sich auf antikes Kochen und Kochvorführungen spezialisiert hat.
Gekocht wird rund um eine Feuerstelle oder in steinernen Öfen. Sie gleichen jenen, die bei Ausgrabungen entdeckt worden sind, ebenso wie die verwendeten Tontöpfe, die Nachbildungen antiker minoischer Töpfe sind. Die Minoer hatten kein Metallbesteck, stattdessen nutzten sie ihre Hände oder flaches Brot, mit dem sie ihr Essen aufschaufelten.
„Wie gegart wird, hängt davon ab, welcher Brennstoff verfügbar und wie hoch die Ofentemperatur ist“, sagt Morrison, während sie in einem mit Linsensuppe gefüllten dreibeinigen Tontopf rührt. Dabei steigt der Duft von gestoßenen Koriandersamen, Kümmel, Zwiebel, Lauch und Honig auf. „Der Prozess ist nicht so genau wie beim modernen Kochen. Deshalb werden unsere antiken Gerichte langsam gekocht, mindestens fünf Stunden, damit die Nährstoffe erhalten bleiben und sich der Geschmack entfalten kann.“
Ihren Namen haben die Minoer von König Minos von Knossos, der Legende nach Sohn des Zeus. Die Ehefrau des Königs hatte laut griechischer Mythologie ein Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf geboren - den Minotaurus, der in einem Labyrinth gehalten wurde.
Umgeben von Europa, Afrika und Asien lebten und profitierten die Minoer vom Handel mit ihren Nachbarn und dem Export von Nahrungsmitteln - darunter Getreide und Olivenöl. Neben Weizen ernährten sie sich von Wildgemüse, auch Chorta genannt, von Bohnen, Kichererbsen, Lauch, Artischocken, Endivien-Salat, Rettich, Chicorée, Senf und Okra.
Auch das „Blue Palace Resort and Spa“ in Elounda im Nordosten Kretas nimmt seine Gäste mit auf eine Zeitreise. Dort können Hotelgäste die traditionellen Speisen verkosten, erzählt Chefkoch Alexis Lefkaditis.
„Die antiken Minoer liebten wildwachsendes Gemüse und konsumierten regelmäßig alle möglichen Hülsenfrüchte“, sagt er. „Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele der Gerichte nur vier Hauptbestandteile hatten: Olivenöl, Lauch, Zwiebel und Hülsenfrüchte in Form von Bohnen, Erbsen oder Linsen.“ Einige Gerichte essen die Einheimischen auf Kreta noch heute, erzählt er.
Auch von Fleisch ernährten sich die Minoer. Vor allem von Ziegen und Schafen, Schweinen und Hasen, erklärt Lefkaditis. Eines seiner Lieblingsgerichte heißt „Kleftico“. Dabei werden Lamm- oder Ziegenfleisch in einem Tontopf verschlossen, der dann zusammen mit heißen Kohlen in der Erde vergraben wird. Bis zu sechs Stunden muss das Gericht kochen. Auf dem Speiseplan der Minoer standen natürlich auch Meeresfrüchte - etwa Tintenfisch, Thunfisch und Meeresschnecken.
Mit Hilfe von Ikonographien fanden Forscher heraus, mit welchen Kräutern die Minoren ihre Speisen verfeinerten. Die Auswahl war groß: Safran, Salbei, Lavendel, Oregano, Minze, Fenchel und Thymian. „Unser Ziel ist es, zurück an die Wurzeln der Insel zu kehren“, sagt Morrison. „Etwa dadurch, dass wir Essen langsam in Tontöpfen kochen. Das sind Dinge, die wir in diesen modernen Zeiten verlernt haben.“