Mounties, Hippies, First Nations: Das unbekannte Saskatchewan
Regina (dpa/tmn) - Kanada gehört zu den Lieblingszielen der Deutschen, aber das beschränkt sich auf ein paar Regionen. Saskatchewan gehört nicht dazu. Dabei bietet die Provinz atemberaubende Natur, menschenleere Gegenden und Begegnungen der ganz besonderen Art.
Ganz im Norden von Saskatchewan lebt Rick Stone. „Unsere Provinz hat mehr als 100 000 Seen, und die meisten davon sind in meinem Vorgarten“, sagt er und grinst durch seinen grauen Bart. In der ganzen Umgebung leben nur eine Handvoll Menschen, aber der Anteil der früheren US-Amerikaner ist überproportional: „Wer damals nicht nach Vietnam wollte, bekam zu hören: "Gehe nach Nordsaskatchewan. Da findet Dich niemand."“ Aus einem ähnlichen Grunde verirren sich Touristen hierher. Ein paar nur, die aber immer wieder. „Viele sind Deutsche, die für vier, fünf Wochen kommen“, sagt Rick. „Wenn ich sie nach dem Grund frage, sagen sie: Weil hier niemand, aber auch wirklich niemand ist.“
Big River liegt ziemlich in der Mitte von Saskatchewan. Der Ort wurde vor gut 100 Jahren von ein paar Holzfällern gegründet und hat nur etwas mehr als 600 Einwohner, aber immerhin ein halbes Dutzend Kneipen. Das „Third and Main“ liegt an der Ecke von Dritter Avenue und Hauptstraße, aber beide Namen sollte man nicht so ernst nehmen. Hier treffen sich bei Bisonwurst und Bier die Nachbarn — auch wenn zwischen den Häusern manchmal Meilen liegen.
Im Fernseher läuft Eishockey. Das ist Nationalsport. Aber heute ist es nur das zweite Thema. Wichtiger: Ein Mann aus Big River hat gerade den Lotto-Jackpot gewonnen. 30 Millionen Dollar - „dafür könnte man den Ort kaufen“, ruft ein Kneipengast.
Kein Mann und kaum eine Frau ist hier ohne Kopfbedeckung. Manchmal ist es nur eine Baseballmütze, zumeist ein großer Cowboyhut. Selbst in Restaurants wird der manchmal aufbehalten. „Das ist Rancherland“, sagt Keltjie, „ich wette, dass einige mit den Dingern sogar duschen.“ „Meiner hat 400 Dollar gekostet“, sagt Gord Vaadeland. „Aber ich trage ihn auch jeden Tag, ständig. Und dann muss es ein guter sein. Auf den hier kann ein Pferd treten. Dann macht es einmal "plopp", und er ist wieder da.“
Die Indianer nennt man hier First Nations. Sie leben von Casinos in ihren Reservaten. Oder sie verkaufen Handarbeit über Händler. Einer ist David, der in Big River einen kleinen Laden hat. Mokassins gibt es hier ebenso wie bemalte Adlerfedern, Bisonsteaks und Elchleder. Ein großes Einschussloch zeugt von der Originalität.
Saskatchewan hat auch Städte, aber größer sind nur zwei. Die Hauptstadt Regina hat etwas Einmaliges zu bieten. Hier wurden 1883 die legendären Mounties gegründet. Das Hauptquartier der rotberockten Polizeitruppe ist zwar inzwischen in Ottawa, aber Regina hat die Ausbildungskaserne, das Museum und vor allem die Tradition.
Etwas größer als Regina ist Saskatoon. In der Großstadt sind Biberspuren allgegenwärtig. Ein paar Gehminuten weiter ist die Mendel Art Gallery, die, kostenlos, die Kunst der Region zeigt. Die Vororte heißen Grünthal, Blumenthal, Schoenwald und Rheinland. Deutsche haben Kanada immer mitgeprägt. Karin Neumann kam 1950 mit fast der ganzen Familie nach Saskatchewan. Ihre Schwester Helga blieb daheim, ist aber regelmäßig da. „Es ist so wunderschön, dass man einfach immer wiederkommt. Ich jetzt zum 17. Mal“, sagt sie. Freundliche Menschen und eine überwältigende Natur: „Die Weite dieser Landschaft, das hat schon etwas von grenzenloser Freiheit.“