Bus statt Bahn? Der Markt ist offen
Wer sich über die Deutsche Bahn oder die hohen Spritkosten ärgert, kann künftig auf Fernbusse umsteigen.
Düsseldorf. Seit Anfang des Jahres dürfen Busunternehmen Fernreisen in ganz Deutschland anbieten. Einige davon wollen nun der Konkurrenz auf der Schiene mit Kampfpreisen die Kunden abjagen. Wer die meist längere Reisezeit nicht scheut, kann viel Geld sparen. Die Anbieter versprechen eine angenehme Reise. Mobiler Internetzugriff über WLAN ist bei den meisten im Preis schon inbegriffen.
Primus auf dem Fernbusmarkt ist bislang ein Unternehmen der Deutschen Bahn. Berlin Linien Bus (BLB) verbindet mit aktuell mehr als 30 Linien vor allem Berlin mit dem Rest der Republik. Das stammt noch aus der Zeit, als Busse während der deutschen Teilung die Reiseverbindungen nach West-Berlin ergänzten. Die Konzerntochter hat derzeit das größte Netz und die größte Flotte — nahezu jede deutsche Großstadt ist angebunden.
Ausbauen will das Unternehmen das Netz vorerst nicht. Der Markt sei zu klein, und man könne zu wenig Geld damit verdienen. Dennoch hat der Konzern ein Konzept für ein großes bundesweites Fernbusliniennetz in der Schublade — sicher ist sicher.
Wer bei BLB früh, mindestens eine Woche vor Reiseantritt, online bucht, kann Aktionspreise nutzen. Von Berlin geht es dann zum Beispiel nach Hamburg, Dresden und Hannover schon für neun Euro. Nachteil: Die Reisezeit steht fest, einen Bus später nehmen geht nicht. Umbuchen und stornieren ist ebenfalls nicht möglich. Köln, Frankfurt und München erreicht man von Berlin aus im Aktionspreis für 33 Euro. Die Normalpreise fallen spürbar höher aus. Wer spontan fahren will, zahlt bis nach Hamburg 27 sowie nach Köln und München 48 Euro.
Die Deutsche Touring hat seit vielen Jahren Erfahrung mit Fernbusreisen quer durch Europa. Das Frankfurter Unternehmen bot auf den internationalen Strecken schon zu Beginn dieses Jahres Teilabschnitte zwischen deutschen Großstädten an, musste diese aber wegen fehlender Genehmigungen vorläufig wieder streichen. Dennoch: Das Unternehmen will kräftig mitmischen auf den deutschen Autobahnen.
Auf 41 Linien sollen 45 deutsche Städte miteinander verbunden werden. Die Preise starten für die einfache Fahrt bei neun Euro für Frankfurt-Stuttgart und München-Nürnberg, für 39 Euro kommt man von Frankfurt am Main oder Köln nach Berlin.
Auch bei DeinBus gibt es günstigere Preise bei frühzeitiger Online-Buchung. Von Frankfurt am Main nach Stuttgart oder München geht es schon für neun Euro. Wer erst beim Fahrer das Ticket zieht, zahlt nach Stuttgart 19 und München 40 Euro — wenn noch Plätze frei sind. DeinBus ist bislang vor allem in Südwestdeutschland unterwegs und bietet dort auch regionale Strecken an, etwa von Stuttgart nach Heilbronn oder Konstanz. Bis Ende des Jahres soll das Streckennetz flächendeckend auf Deutschland ausgeweitet werden.
MeinFernbus ist bislang vorwiegend ebenfalls in Südwestdeutschland vertreten, fährt aber auch schon von Frankfurt nach Leipzig. Ab Mitte Februar geht es dann auch zwei bis viermal täglich direkt von Frankfurt nach Berlin. Die einfache Fahrt soll im Sparangebot 22 Euro kosten, der Normalpreis liegt bei 49,50 Euro.
Im März will das Unternehmen auch Hamburg in das Streckennetz aufnehmen, noch vor Ostern sollen von Berlin aus acht neue Ziele angesteuert werden.
Das Unternehmen Flixbus aus München will ab Mitte Februar mit orange-blauen Bussen durch Deutschland rollen. Das Unternehmen kündigt Preise an, die im Schnitt 60 bis 80 Prozent unter denen der Deutschen Bahn liegen sollen. In den ersten Wochen werde das Netz auf mehr als 300 Verbindungen in Deutschland ausgebaut. Von Dortmund nach Köln kommt der Fahrgast dann für fünf bis neun Euro, von Köln nach Frankfurt für fünf bis 17 Euro.
Viel Aufsehen erregte auch die Ankündigung eines möglichen Großkandidaten. Die Deutsche Post plant in Zusammenarbeit mit dem ADAC ab Anfang 2014 ein deutschlandweites Netz, das nicht nur die Metropolen bedienen soll, sondern auch kleinere Städte ins Auge fasst. Zwar müssen die Gremien noch zustimmen, doch die beiden gelben Riesen könnten den Markt mit ihren Plänen mächtig durcheinanderwirbeln.
Auch ausländische Newcomer haben Interesse am deutschen Markt bekundet: Neben dem französischen Verkehrsriesen Veolia gehört auch der britische Marktführer National Express dazu. Bei Veolia wird nach Angaben einer Sprecherin noch geprüft, wo die Reise hingehen soll. Die Briten von National Express wollen im April mit zehn deutschen Städten starten.