Dubai: Glitzer-City in der Wüste
Etwa sechs Flugstunden von Düsseldorf entfernt öffnet sich Reisenden eine glänzende Welt wie aus 1001 Nacht.
Dubai. Im Dunklen sieht die Stadt aus wie ein Meer aus tausenden Lichtern: In Dubai pulsiert auch nachts das Leben. „Tagsüber arbeiten die Menschen. Nach Sonnenuntergang gehen die Geschäftsleute aus. Dann ist ihre Zeit gekommen, um das Leben zu genießen“, erzählt Taxifahrer Shahid. Ein Teil dieser Nachtschwärmer trifft sich in der Neos Sky Bar.
Sie befindet sich hoch oben, im 63. Stock des Hotels „The Address Downtown Dubai“, erreichbar nur über zwei verschiedene Aufzüge. Sogar mitten in der Woche sitzen dort Gäste in Anzug und Cocktailkleid, um sich im Halbdunklen bei Longdrinks und Loungemusik zu unterhalten. Das angenehme Summen, zu dem sich die Geräusche verdichten, und der Blick aus dem rundum verglasten Gebäude auf Dubais nächtliche Lichter tief unten lassen alles andere für eine Weile vergessen.
Tagsüber lohnt sich eine Aufzugfahrt auf den Burj Khalifa. Das aktuell höchste freistehende Gebäude der Welt eröffnet Reisenden ein atemberaubendes Panorama, teils mit Sicherheitsglas, teils ohne auf den etwas dunstigen Horizont. Schon in den Morgenstunden scheint die Sonne heiß auf die Plattform. Dort oben fühlt man sich dem Himmelskörper noch ein Stückchen näher.
Im grellen Sonnenlicht lassen sich einige Sehenswürdigkeiten Dubais erkennen: zum Beispiel ein weißes Segel, aus dieser Höhe winzig klein und doch erhaben — das Burj Al Arab, 1999 als weltweit erstes Sieben-Sterne-Hotel eröffnet. Es thront am Rande von „The Palm Jumeirah“: eine seit 2001 künstlich errichtete, fast vollendete Insel, die in Form einer Palme mit Stamm und Palmwedeln vor der Küste gebaut wurde. Eine zweite Insel, „The Palm Jebel Ali“, entsteht derzeit, ebenso wie viele weitere ehrgeizige Projekte.
„Baustellen gehören hierhin wie einst das Öl“, sagt Taxifahrer Shahid. Doch hinter den Wolkenkratzern und den dicht bebauten Flächen breitet sich ockergelbe Wüste aus. Unerschlossenes Hinterland. „Die Geschäftsleute und Bauherren wollen in der ersten und zweiten Reihe mitspielen. Dahinter wird man nicht mehr gesehen“, erklärt Shahid. Er ist seit 15 Jahren einer der fast 1,9 Millionen „Expats“, die ihre Heimat verlassen haben, um in Dubai zu arbeiten. „Jetzt wird auch in die Wüste gebaut, wie an einer Wäscheleine.“
Imponieren, das schwingt in allen Projekten mit. Fast jedes Bauwerk hat seinen eigenen Stil, seine eigene Form, Dekoration und Beleuchtung. Die Skyline, die bei Sonnenuntergang von den Strandabschnitten des Jumeirah Beach besonders eindrucksvoll wirkt, lässt erahnen, mit welcher Geschwindigkeit Dubai seit den Ölfunden 1966 zu einem der heute spektakulärsten Reiseziele geworden ist.
Ein Grund dafür mag die Vielfältigkeit des Emirats sein, in dem Tradition, Moderne und rund 200 Nationalitäten nebeneinander existieren. Es ist wie ein Chamäleon — schillernd und enorm anpassungsfähig. Wer nach Dubai reist, hat zwölf Monate im Jahr Sommer, kann aber statt Strandurlaub, Shoppingtour, Marktbesuch und Wüstensafari auch Indoor-Skipisten herabsausen.
Neben Abenteuer und Prunk lockt Dubai mit Moscheen, Windtürmen und Souks: Märkten für Gewürze, Textilien und Gold. Eine Überfahrt in den historischen Stadtteil Deira dauert mit einem Abra wenige Minuten, und schon beim Betreten des dunkel-hölzernen Taxiboots spüren Reisende das Flair der alten Zeiten.
Wasser spritzt auf, während der Chauffeur das überdachte Boot zwischen den vielen weiteren auf dem Dubai Creek hindurch steuert. Am Rande liegen Dhows, traditionelle Handelsschiffe mit rostrotem Bug und hellblauen Aufbauten. Auf der anderen Seite drängen sich Menschen in riesigen Trauben in den engen Straßen. Viele handeln auf dem duftenden Spice Souk den besten Preis für getrocknete Limetten, Rosenblüten, Lavendel, Sternanis und Weihrauch aus, dargeboten in großen offenen Jutesäcken.
Andere sind unterwegs zum Gold Souk, in dessen kleinen Geschäften, so heißt es, täglich ein Goldwert zwischen acht und 15 Millionen Dollar gehandelt wird. Das derzeit bevölkerungsreichste arabische Emirat am Persischen Golf weiß, zu beeindrucken — mit seinen Gegensätzen ebenso wie mit seinen zahlreichen Superlativen, die Dubai einen Hauch von Einzigartigkeit verleihen. Die Autorin reiste mit Unterstützung von Dubai Tourism.