Eine Luxus-Strafe hinter finnischen Gardinen
Helsinki. Reisende auf der Suche nach einem besonders ausgefallenen Quartier werden in Helsinki schnell fündig: Das ehemalige Katajanokka-Gefängnis der finnischen Hauptstadt ist jetzt ein First-Class-Hotel, das Best Western Premier Hotel Katajanokka.
Das denkmalgeschützte Backsteingebäude war 170 Jahre lang ein gefürchtetes Zuchthaus. Heute checkt man völlig freiwillig ein. Die lächelnden Empfangsdamen tragen zwar eine schwarz-weiß-gestreifte Kluft, aber an die harte Knastvergangenheit erinnern auf den ersten Blick nur noch die Stahltreppen auf dem Flur.
Statt Wasser und Brot in der Zelle gibt es feine Menüs im Restaurant „Jailbird“. Die 106 überaus komfortabel gestalteten Zimmer sind mit Klimaanlage sowie neuester Technik ausgestattet. Für Entspannung nach einem ausgiebigen Einkaufsbummel in der City sorgt — natürlich — die finnische Sauna im Keller.
Paare, die ihre Hochzeit in einer ungewöhnlichen Atmosphäre feiern wollen, können sich in der hoteleigenen Kapelle, der ehemaligen Gefängniskirche, trauen lassen — was nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass der Bund fürs Leben künftig keinen Freiraum ließe.
Auf einem Hotelrundgang kann der Gast auch noch eine Zelle im Originalzustand sehen. Und den Trakt, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg ranghohe finnische Politiker inhaftiert waren — der damalige Präsident Risto Ryti sowie sieben seiner Minister mussten lange Freiheitsstrafen verbüßen.
Marketing-Managerin Maija Hyötyläinen: „Die hohen Politiker aßen zwar in einem separaten Raum, aber sie erhielten keine spezielle Behandlung und mussten das Gleiche zu sich nehmen wie alle andern Strafgefangenen. Zum Frühstück gab es immer Haferbrei und als Hauptmahlzeit Hering aus der Ostsee, Kartoffeln und Brot.“
Nach dem Bau eines neuen Gefängnisses in Vantaa wurde Katajanokka im Jahr 2002 geschlossen. Nach einer sehr umfangreichen Renovierung konnte das Best Western Premier Hotel im Mai 2007 seine ersten unbescholtenen Gäste begrüßen.
Wer für ein paar Stunden den Annehmlichkeiten des Hotels entfliehen will, muss keinen Tunnel graben, denn vor dem Katajanokka befindet sich die Haltestelle der Straßenbahnlinie 4, die direkt ins Zentrum, ins Regierungsviertel, zur Uspenski-Kathedrale und in den Design District fährt.
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