"Fietsen en Genieten": Bravo, Emmy und Cara!
Kräftig strampeln, zuerst die Landschaft und dann die Leckereien genießen.
Düsseldorf. Schluss jetzt! Irgendwo zwischen dem Hotel-Restaurant „Koekoeshof“ und der „Gasterij het Geeserveld“ hat Emmy (8 Jahre) die Nase voll vom Radfahren. Sie wirft ihr Mountainbike um und tritt voller Wut gegen einen Reifen. „Doofes Rad. Das verkauf’ ich“, sagt sie. Tränen kullern über ihre Wangen. Zum zweiten Mal ist sie mit dem Fuß von der Pedale abgerutscht und hat sich die Haut am Knöchel aufgeratscht.
Während Emmy von ihrer Mutter getröstet wird, sagt ihre Schwester Cara (6), dass sie jetzt auch keine Lust mehr hat, weiter zu fahren. „Wann sind wir endlich da?“, will sie nur wissen.
Achselzucken. Wir haben gerade einmal die Vorspeise unseres Fünf-Gänge-Menüs erradelt.
Zwischen Melone mit Schinken und der Tomatensuppe, dem zweiten Gang, liegen zu diesem Zeitpunkt bestimmt 25 Kilometer. Zwar haben wir eine detaillierte Beschreibung mit auf den Weg bekommen — aber ob wir noch auf dem richtig Weg sind?
„Radfahren und Genießen“ in der holländischen Provinz Drenthe — das hatte die Familie sich etwas anders vorgestellt.
Die 45 Kilometer lange Tour durch Weiden und Felder, durch Moore und Heidelandschaft, durch die Ortschaften Orvelte, Meppel und Gees ist nicht nur für die Mädchen, sondern auch für die Großen eine echte Herausforderung.
Wir erzählen den Kindern Geschichten, um sie abzulenken, singen mit ihnen Lieder und schaffen so Kilometer für Kilometer — bis zur Tomatensuppe. Endlich Pause. Die weichen Sitzkissen auf den Korbstühlen des Restaurants sind Balsam für die strapazierten Pobacken.
Nach einer halben Stunde geht es weiter Richtung Hauptgang. „Jetzt ist es nicht mehr so weit“, sagen wir den Kindern — und uns selbst. Und, Gott sei dank, es stimmt. Alle Strapazen sind vergessen, als wir am ehemaligen Bahnhof „Het Tramlokaal“ in Meppen ankommen. Knarrender Dielenboden, Weichholzmöbel und Kerzenschein — ein schöneres Lokal für den Hauptgang könnte es jetzt gar nicht geben. Die Apfelschorlen sind riesengroß und das Bier ist herrlich kühl.
„Was denn? Alles mit die Kinderen gefahren?“ fragt die nette Kellnerin in gebrochenem Deutsch, als wir ihr den Bon „Fietsen en genieten“ für den Hauptgang unseres Menüs geben. Wir nicken und sind schon ein wenig stolz. Nach einer wunderbaren Mahlzeit — Schweinefilet mit Rosmarinkartoffeln, gegrilltem Gemüse und einer herrlichen Erdbeer-Meerrettichsoße — lehnen Emmy und Cara meinen Vorschlag ab, dass ich allein die letzten sechs Kilometer mit dem Rad fahre und das Auto hole. Sie wollen tatsächlich auch noch zum süßen Nachtisch radeln.
Müde und froh, es geschafft zu haben, kommen wir mit bleischweren Beinen und schmerzendem Po am Startpunkt, dem Landal Ferienpark Orveltermarke, an. Es ist bereits stockfinster. Zum kulinarischen Finale gibt es eine Creme brulée. Und danach geht’s sofort ab ins Heiabettchen.
Es war eine wunderschöne Tour durch Wald und Heide, durch Dörfer so schön und schnuckelig wie in einem Freilichtmuseum, mit reetgedeckten, roten Backsteinhäuschen und herrlichen Gärten. Es war so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Nur: Etwas kürzer hätte die Tour ruhig sein dürfen. Und dann schlafen alle. Tief und fest wie die Murmeltiere. Im gemütlichen Ferienhaus vom Landal Parc Orveltermarke.