Huckepack ans Ziel
Der eigene Wagen als „Reisegepäck“: 2010 feiert der Autozug seinen 80.Geburtstag.
Vorsichtig, ganz langsam rollt der Oldtimer über die Rampe auf den Transportwagen. Mitarbeiter der Bahn winken den Mercedes SSK auf seinen Platz, sichern das Auto sorgfältig.
Keine Angst: Das alte "Schätzchen" wird sanft gesichert - die Jungs sind absolute Profis. Schließlich transportieren die Autozüge der Deutschen Bahn rund 250.000 Fahrzeuge im Jahr.
Der Mercedes SSK, Baujahr 1930, hat eines gemeinsam mit dem Autozug: das Geburtsjahr. Denn am 1.April 1930 wurden die ersten Personenwagen in Deutschland mit dem Zug auf die Reise geschickt. 2010 feiert der Autozug also achtzigsten Geburtstag, und das mit vielen Aktionen, Gewinnspielen und Jubiläumsangeboten.
Im Jahr 1930 gab es weniger als 500.000 Automobile in Deutschland. Eine Zugreise mit dem Auto war ein absoluter Luxus, den sich nur wenige leisten konnten. Während die Fahrgäste in Nachtzügen ans Ziel reisten, wurden die Fahrzeuge meist separat in Eilgüterzügen transportiert. Die Reichsbahn benutzte normale Flachwagen. Mehr als 50 Bahnhöfe zwischen Stettin und Stuttgart standen für die Autoverladung zur Verfügung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schickte die Bundesbahn erst 1956 wieder Autoreisezüge mit den heute bekannten doppelstöckigen Autotransportwagen ins Ausland. 1960 konnten Autofahrer erstmals nach dem Krieg auch innerhalb der Bundesrepublik ihren Wagen auf dem Zug wieder mitnehmen.
Mit dem Wirtschaftswunder wurden Urlaub und Auto für die Mehrheit der Bürger wieder erschwinglich. In den 60er Jahren stieg die Zahl der Pkw in der Bundesrepublik von fünf auf knapp 14 Millionen. Die Straßen wurden voller und der Zug als Transportmittel für das eigene Auto immer attraktiver. Das Jahr 1973 ging mit 185.000 beförderten Autos als damaliger Rekord in die Bundesbahn-Chronik ein.
Auch in der DDR fuhr das Auto mit dem Zug: Die Reichsbahn brachte einen Trabant beispielsweise für 99,50 DDR-Mark von Dresden nach Budapest.
Heute fahren mehr als 450.000 Reisende mit rund 250.000 Fahrzeugen per Autozug bequem in zahlreiche Urlaubsregionen Europas. Rund 100 Verbindungen innerhalb Deutschlands sowie nach Frankreich, Italien und Österreich werden angeboten. Die längste Route führt über 1570 Kilometer von Hamburg nach Narbonne in Südfrankreich, auch ein ideales Sprungbrett für Spanien-Urlauber. Neben Motorradfahrern sind es besonders Familien und Senioren, die die Vorteile des Autozugs nutzen: Stress und Stau links liegen lassen, Sprit und Mautgebühren sparen, Urlaubstage gewinnen.
Und nicht zu vergessen die Besitzer von Oldtimern, wie dem Mercedes SSK Baujahr 1930, der inzwischen Richtung Süden fährt, während sein Besitzer ein paar Wagen weiter ganz entspannt die Tour genießt und seinem Ziel stetig näher kommt. Wenn morgens der Zugbegleiter mit dem Frühstück an die Tür klopft, ist die Fahrt fast geschafft. Urlaub von Anfang an.
Heute locken Spezialangebote zur erholsamen An- und Abreise
Mit dem Angebot "Autozug-Spezial" kostet eine innerdeutsche Fahrt ab 99 Euro. Hier sind der Fahrzeugtransport und eine Person im Liegewagen inklusive.
Internationale Strecken sind ab 149 Euro buchbar - jeweils pro Strecke und solange der Vorrat reicht. Weitere Mitfahrer zahlen bei diesem Angebot 60 Euro pro Person. Das Autozug-Spezial kann spätestens bis sieben Tage vor Abfahrt gebucht werden.
Alle Fahrpläne, Preise und zahlreiche Informationen enthält der Autozug-Katalog. Infos und Buchung bei der Service-Nummer der Bahn unter 01805/99 66 33 oder überall, wo es Fahrkarten gibt.