Kaffee mit Beinen: Speisen in Santiago de Chile
Santiago (dpa/tmn) - Santiagos Gastronomie hat für Touristen einige Überraschungen parat. In vielen Cafés der chilenischen Hauptstadt sind hübsche Beine für die Bedienung Pflicht. Als „Schop“ gibt es einen Schoppen Fassbier.
Und Meeresgetier wird mit Wurst serviert.
Chile produziert schon lange erfolgreiche Weine und süffige Biere. Doch bis vor etwa 20 Jahren gab es fast nur Pulverkaffee. Bis ein Geschäftsmann mit der Idee knapper Bekleidung und schöner Beine der Espressokultur auf die Sprünge half.
Und so staunen die Touristen über den Café con piernas - den „Kaffee mit Beinen“. Die bedienenden Damen tragen knappe enge Kleider oder Röcke. Sie stehen etwas erhöht an den langen, sich durch das Lokal windenden Tresen. Auch viele Spiegel sorgen dafür, dass die Beine gut zur Geltung kommen. Es ist hell und freundlich.
Die Bikini-, Flirt- und Fummel-Varianten der Cafés con piernas haben dunkel getönte Scheiben. Hier verschönern sich Regierungsbeamte, Banker und andere Señores Mittagspause und Feierabend. Die meisten der harmloseren Varianten stehen in den Fußgängerzonen.
Von dort ist es ein kurzer Spaziergang zur Plaza de Armas mit Kathedrale, Restaurants, Gauklern und Artisten. Vor allem zwischen November und März ist es hier angenehm, wenn die Sonne kräftiger scheint - man befindet sich südlich des Äquators. Eine autofreie Gasse führt vorbei an Straßenhändlern, Geschäften und Feinkostläden zum nahen Mercado Central.
In dem 1872 eröffneten und in den kühlen chilenischen Monaten nur spärlich beheizten Bau türmen sich bei den Händlern frischer Thunfisch, Muscheln, Krebse, Oktopus und vieles mehr. Die Gäste genießen die Köstlichkeiten unter einem Dach in einem der vielen Lokale, Bier- und Weintheken. Clowns und Musikanten mischen sich häufig unter die Gäste, ob in einem der noblen Restaurants oder in den volkstümlichen Lokalen wie „Tio Willy“ oder „Clarita“.
Junger Wein, der in Deutschland als Federweißer oder Rauscher und in Chile als Pepino bekannt ist, mundet gärungstrüb für rund 1,50 Euro pro Glas. Gefragter sind gängige einheimische Rot- und Weißweine. Die Fischspezialität Ceviche wird ab umgerechnet 4 Euro serviert, Fischsuppe ab 5 und Curanto - üppiges Stew aus Fisch, Muscheln, Fleisch, Wurst und Gemüse - für drei Personen ab etwa 22 Euro.
Chile war und ist ein beliebtes Land für deutsche Einwanderer. So hinterlässt Alemania auch in Santiagos Gastronomie Spuren. Manche Konditoreien locken mit „Cujen“ - Kuchen ausgesprochen - und „Apfelstrudel“. Und viele Lokale offerieren Cerveza (Bier) als „Schop“, also als Glas oder Schoppen vom Fass. Zu den alkoholischen Lieblingsgetränken der Chilenen gehört Pisco, ein Destillat aus Traubenmost, in vielen Variationen.
Wer Gastronomie mit deutschen Wurzeln mag, hat in Santiago eine große Auswahl: Gefragt sind unter anderem „Fuente Alemana“, „Lili Marleen“, „Starnberg“, „Elkika Ilmenau, „Los Vikingos“ und „Bierstube“. Wer bei einem Spitzenkoch speisen will, der geht zu Rodolfo Guzmán ins „Boragó“. Der nimmt nur einheimische Zutaten, gern die der Ureinwohner - und hat auch in Spanien und Deutschland Bewunderer.