Kulturhauptstadt 2010: Die Musik spielt im gesamten Ruhrgebiet
Treffpunkt Zeche Zollverein, Essen. Erwartungen und Hoffnungen vor dem Start ins Jahr der Kulturhauptstadt.
Düsseldorf. Der Countdown läuft. Noch drei Wochen, dann startet die Kulturhauptstadt Essen und damit das gesamte Ruhrgebiet offiziell in ein (auch für den Tourismus in der Region) richtungsweisendes Jahr. Essen steht synonym für Kulturhauptstadt, und der Förderturm von Zeche Zollverein gilt als "Eiffelturm des Ruhrgebiets".
Wir sprachen mit Prof. Dr. Ute Dallmeier (Geschäftsführerin Tourismus NRW) und Dipl.-Geograph Axel Biermann (Geschäftsführer Ruhr Tourismus) über Erwartungen und Hoffnungen vor dem Auftakt.
Das Land Nordrhein-Westfalen hat seinen Masterplan Tourismus vorgestellt. Vom Plan in die Praxis: Was macht das bevölkerungsreichste Bundesland für Reisende besonders attraktiv?
Dallmeier: Überraschungen! Wir haben eine lebendige Kulturlandschaft, sind ein Dorado für Aktiv- und Wellness-Urlauber in intakten Naturlandschaften und bieten eine exzellente Infrastruktur - neue und außergewöhnliche Hotelkonzepte mit hohem Standard und Service.
Biermann: Das wesentliche Alleinstellungsmerkmal, das uns von den anderen Bundesländern unterscheidet, ist die einzigartige Industriekultur - beispielsweise die Route der Industriekultur, durch die sich ein zusammenhängendes Angebot entwickelt hat, das sich durch die gesamte Metropole Ruhr zieht. Daneben ist das kulturelle Angebot in seiner Dichte und Qualität so mit keinem anderen Bundesland vergleichbar und kann sich durchaus mit Metropolen wie New York und London messen.
Einen fulminanten Start ins Kulturhauptstadt-Jahr erlebt die Metropole Ruhr am 9. und 10. Januar auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zollverein. Im Anschluss an den im ZDF live übertragenen Festakt mit dem Bundespräsidenten beginnt am Samstag das Kulturfest Ruhr 2010. Auf welche Höhepunkte während der zwölf Monate freuen Sie sich ganz persönlich?
Dallmeier: Natürlich das Eröffnungsspektakel mit Herbert Grönemeyer, dann die Neueröffnung des Museum Folkwang, und vor aktuellem Hintergrund besonders auf unseren Beitrag zum Weltklima im Projekt "Ruhr Atoll". Dann kommt man auf dem Baldeneysee mit dem Tretboot zu Inseln zeitgenössischer Kunst. Überraschendes halt. Auch die Biennale für Internationale Lichtkunst in Unna finde ich spannend, schließlich soll ja das Revier in neuem Licht erstrahlen.
Biermann: Zu den spektakulären Einzelveranstaltungen gehört die "Extraschicht", das Sommerfest der Kulturhauptstadt, und das Projekt "Schachtzeichen", das zum einen die historischen Wurzeln der Region beleuchtet und zum anderen in seiner Gesamtheit als touristische Attraktion ähnlich attraktiv ist wie seinerzeit die Installation von Christo.
Das Ruhrgebiet soll nicht nur 2010, sondern auch nachhaltig wirken. Wie viele Gäste erwarten Sie im Laufe des Jahres und was erhoffen Sie sich langfristig für den Tourismus in NRW?
Dallmeier: Wir gehen von einem Zuwachs in Höhe von 15Prozent aus. Wir glauben, dass die Kulturhauptstadt auch Anlass für Reisen aus dem Ausland sein wird - aus Belgien, England, Italien, Frankreich, Österreich. Längerfristig erhoffen wir uns einen Imagewandel für das Ruhrgebiet.
Biermann: Ruhr Tourismus erwartet bei Übernachtungsgästen rund 3,9 Millionen Ankünfte und 6,8 Millionen Übernachtungen. Besonders die langfristige Wirkung ist für uns interessant. Die meisten Übernachtungen kommen bislang immer noch durch Geschäftsreisende. Mit der großen Aufmerksamkeit, die wir durch die Kulturhauptstadt bekommen, können wir uns als attraktives Ziel für Städte- und Kulturreisende etablieren.
Was kommt nach dem Kulturhauptstadtjahr?
Dallmeier: Kultur bleibt einer unserer Hauptanziehungspunkte. Nicht nur die bildende Kunst, auch innovatives Design, Mode, Architektur und Szenekultur werden als Anlässe für Besucher aus dem In- und Ausland vermarktet.
Biermann: Wir sehen, dass durch das Projekt 2010 ein solides Fundament gelegt wird, um die Metropole Ruhr in den folgenden Jahren als attraktive Destination bei Reiseveranstaltern sowie Städtereisenden weiter zu profilieren und noch bekannter zu machen. In den kommenden Jahren wollen wir kontinuierliche Zuwachsraten bei den Übernachtungszahlen erreichen.
Essen Sie gern das Nationalgericht des Ruhrpotts - Currywurst mit Pommes rotweiß?
Dallmeyer: Nein, danke.
Biermann: Selbstverständlich! Und dazu am liebsten eine der vielen Bierspezialitäten des Ruhrgebiets.