Mallorca will weg vom „Ballermann“-Image - Umbauplan für Strand
Palma de Mallorca (dpa) - Die Gegend um den „Ballermann“ auf Mallorca sollte mal die „Copacabana Europas“ werden. Davon ist in den jüngsten Umbauplänen für den Strand bei der Inselhauptstadt Palma keine Rede mehr.
Die Planer sind bescheidener geworden.
Neuer, schöner, besser: Der Strand von Palma de Mallorca, eines der beliebtesten Ferienziele in Europa, soll ein neues Gesicht bekommen. Vier- und Fünf-Sterne-Hotels sollen ein zahlungskräftiges Publikum in die Gegend um den „Ballermann“ locken, die bislang vor allem für trinkstarke Party-Touristen bekannt ist. Die Urlauberhochburg auf der spanischen Ferieninsel soll neue Grünanlagen und Fußgängerzonen erhalten, öffentliche Plätze sollen verschönert werden.
Dies sieht ein umfassender Umbauplan vor, den das zuständige Konsortium für die Playa de Palma nach jahrelangen Debatten billigte und der noch in diesem Jahr von der Inselregierung offiziell verabschiedet werden soll. Das Vorhaben hat allerdings nur noch wenig mit jenen hochtrabenden Plänen zu tun, die bis vor wenigen Jahren für das sechs Kilometer lange Strandgebiet vor den Toren der Inselhauptstadt verfolgt worden waren.
Damals hatten die Planer die Playa de Palma - nach dem Vorbild der berühmten Strände von Rio de Janeiro oder Miami - in eine „Copacabana Europas“ oder eine „Mallorca Beach“ verwandeln wollen. Eine Straßenbahn sollte die Playa mit der Stadt Palma verbinden, alte Wohngebäude und Hotels sollten abgerissen werden. Von Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro war die Rede. Das pharaonisch anmutende Projekt scheiterte jedoch, weil Anwohner gegen Abrisse protestierten und in den öffentlichen Kassen das Geld fehlte.
„Bei den früheren Plänen tat man so, als müsste man an der Playa de Palma bei Null anfangen“, sagte der Chef des Playa-Konsortiums, Alvaro Gijón. „Das jetzige Vorhaben dagegen geht von den bestehenden Realitäten aus.“ Die Investitionen werden nun nur noch auf 469 Millionen Euro in zehn Jahren beziffert, von denen 104 vom Staat kommen soll.
Das Konsortium, dem das spanische Tourismusministerium, die Regionalregierung der Balearen, die Inselverwaltung von Mallorca und die betroffenen Kommunen Palma und Llucmajor angehören, will mit dem Umbauplan dazu beitragen, dass das Strandgebiet von seinem Ballermann-Image wegkommt. Ein ähnliches Ziel hatte die Stadtverwaltung von Palma mit den umstrittenen „Benimmregeln“ verfolgt, die im Juni für das Strandgebiet eingeführt wurden.
An der Playa de Palma, die einst die Wiege des Massentourismus in Spanien war und im Jahr über eine Million Touristen anlockt, sollen nach dem Umbauplan billige Unterkünfte nach und nach verschwinden. In zehn Jahren soll es am Ballermann keine Hotels mit einem oder zwei Sternen mehr geben. Um diesen Prozess zu fördern, erhalten die Hoteliers, die die Qualität ihrer Hotels verbessern und sich mehr Sterne zulegen, die Erlaubnis, ihre Häuser nach oben zu erweitern und zusätzliche Etagen aufzustocken. Auf freien Grundstücken dürfen keine Wohngebäude, sondern nur Luxushotels, Restaurants und andere touristische Einrichtungen errichtet werden.
„Der Tourismus hat Vorrang“, betonte Gijón. Der Umbauplan zeigte bereits vor seiner Verabschiedung Wirkung. Nach Angaben des Konsortiums stiegen in den vergangenen drei Jahren 27 Hotels in eine höhere Kategorie auf. Zudem wurden vier Projekte zum Bau neuer Vier- und Fünf-Sterne-Hotels vorgelegt.
Mallorca strebt schon seit Jahren nach mehr „Qualitätstourismus“ und nach einer Ausdehnung der Reisesaison auf das ganze Jahr. Die Wirklichkeit sah in letzter Zeit jedoch anders aus. Nach einem Bericht der Zeitung „Diario de Mallorca“ verdankt Mallorca seine Zunahme der Urlauberzahl vor allem dem Zustrom von Touristen, die mit Billigreisen auf die Insel kommen. „Es gibt immer mehr Touristen, aber jeder einzelne gibt immer weniger aus“, schrieb das Blatt. Auch im Bemühen, die Saisonzeiten zu entzerren und mehr Urlauber im Herbst oder Winter anzulocken, kommt Mallorca nicht voran. Im Gegenteil: Die Zahl der Wintertouristen auf der Insel ist rückläufig.