Mehr als die Schinkenstraße: Palmas Küche wandelt sich
Palma (dpa/tmn) - Mallorca hat kulinarisch mehr zu bieten, als billiges Fast Food auf der Schinkenstraße. Nur wenige Kilometer vom Ballermann entfernt blüht Palmas Restaurantszene auf. Der neue Trend: lässige Lokale mit Top-Küche zu erschwinglichen Preisen.
In Palmas Küchen tut sich was. Vorbei die Zeiten, in denen man in Mallorcas Hauptstadt nur bescheiden oder aber sehr teuer essen konnte. Die Restaurantszene rund um die Kathedrale blüht auf, viele Top-Köche eröffnen in der Altstadt unkomplizierte Bistros und verhelfen der traditionellen mallorquinischen Küche mit frischen Ideen zu neuem Aufschwung. Einer der Trendsetter der kulinarischen Avantgarde in Palma ist Starkoch Marc Fosh.
Bis 2009 stand er im Restaurant des Luxushotels „Reads“ in der Nähe von Palma am Herd. Dort erkochte sich der Engländer mit dem markanten Glatzkopf einen Michelin-Stern. Aber anstatt sich vom Gourmet-Establishment als einer der besten Köche der Insel feiern zu lassen, zog es ihn in die quirlige Altstadt von Palma.
„Ich wollte weg von der steifen Gourmetküche und einfach auf Top-Niveau zu erschwinglichen Preisen kochen“, erzählt Fosh. Sein Lokal nannte er folgerichtig „Simply Fosh“. Das Ambiente ist entspannt, der Service unprätentiös und die Küche kreativ, aber nicht überkandidelt. Schon nach kürzester Zeit war das „Simply Fosh“ im minimalistischen Hotel „Convent de la Missió“ ein Riesenerfolg.
Kurze Zeit später eröffnete er mit der Tapasbar „Tasca“ und dem „Misa“ einige Straßen weiter zwei noch einfachere Lokale mit modern interpretierten Traditionsgerichten. In diesem Mai kürte das Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ Fosh zum Koch des Monats. Sein 24 Stunden lang in einer orientalischen Gewürzmischung aromatisiertes Freilandhuhn ist legendär. Zwei Stunden gart er das Huhn im Vakuumbeutel in 60 Grad warmem Wasser, bevor es kurz im Backofen kross gebackenen wird.
Foshs Modell hat Schule gemacht, immer mehr Top-Köche zieht es in die Stadt. Erst vergangenen Herbst übernahm Benet Viçens den Yachtclub „Club de Mar“ und verwandelte ihn in eine Dependance seines gleichnamigen Restaurants in Sóller. Während man dort lange im Voraus einen Tisch bestellen und dann tief in die Tasche greifen muss, schlendert man beim „Béns d'Avall“ am Yachthafen einfach vorbei und zahlt für das Mittagsmenü 35 Euro - Meeresbrise und Stadtpanorama inklusive.
Für Genießer ist der neue Trend zu lässigen Lokalen mit Top-Küche zu erschwinglichen Preisen ein Glücksfall, zumal der neue Schwung in der Gastronomie auch die Hotellerie erfasst. In der Altstadt sind viele neue Boutiquehotels entstanden. Diese sind preislich weit von Nobelherbergen entfernt, wo das Doppelzimmer locker mal über 500 Euro kostet - pro Nacht wohlgemerkt.
Feinschmecker sparen gern bei der Unterkunft und geben ihr Geld lieber für einen Einkaufsbummel in der Markthalle Mercado de Olivar mit ihren grandiosen Fischständen oder für Weine von Miquel Binimelis aus. Dem mallorquinischen Winzer-Pionier ist es zu verdanken, dass Mallorca mittlerweile auch Top-Weine produziert, die mit den Tropfen vom spanischen Festland mithalten können.