Parkland - wo Landwirtschaft und Tourismus harmonieren
Dalwitz (dpa) - Mecklenburger Parkland - unter diesem Namen wächst seit zehn Jahren eine kleine, feine Tourismusregion jenseits der Urlauberströme an der Ostsee heran. Vor zehn Jahren hieß es von den Behörden noch: „Naturräume uninteressant, Tourismus nicht möglich.“
Zwischen den Kleinstädten Tessin und Laage, Teterow und Dargun im Herzen Mecklenburgs entwickelt sich eine kleine, feine Tourismusregion - das Mecklenburger Parkland. Schlösser, Guts- und Herrenhäuser, Dorfkirchen, Hünengräber, offene Gärten, eine ursprüngliche Flora und Fauna sowie die landestypische Gastronomie locken zu jeder Jahreszeit Urlauber an. Mehrere hunderttausend Übernachtungen wurden in diesem Jahr gezählt, wie die Projektmanagerin für das Mecklenburger Parkland, Maybritt Olsen, berichtet. Die Region ist ein Modellprojekt für die touristische Erschließung ländlicher Räume geworden.
Vor zehn Jahren sah es noch nicht danach aus. Initiator Heinrich Graf von Bassewitz kann sich noch gut an den Start erinnern: „Unser Entwicklungskonzept wurde belächelt und letztlich sogar weitestgehend von den Behörden abgelehnt“, berichtet er. „Naturräume uninteressant, Tourismus nicht möglich, hieß es seinerzeit“, erzählt der Chef auf Gut Dalwitz, das seit 1349 in Familienbesitz ist. Nachdem er viele Jahre in Südamerika lebte, pachtete der promovierte Landwirt das großelterliche Gut nach der Wende und stellte es auf ökologischen Landbau um. Er bewirtschaftet Acker- und Grünland, hält Rinder und Legehennen und züchtet Criollos, Westernpferde. Die Leidenschaft für sie hat er aus Südamerika mitgebracht. Zudem betreibt er 22 Ferienwohnungen und -häuser.
Gut Dalwitz ist einer von 200 Biohöfen in Deutschland, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium zu Demonstrationsbetrieben ernannt wurden. Sie ermöglichen Besuchern, sich selbst ein Bild vom Wirtschaften auf den Höfen zu machen. „Da das Interesse am Gut von Anfang an groß war, hatte ich die Idee, möglichst viele Nachbarn mit dafür zu gewinnen“, sagt Bassewitz. „Das ist uns bestens gelungen.“
Heute halten 35 Betriebe in der Region Türen und Tore für Gäste offen. Und weil viele länger bleiben, gibt es inzwischen 1100 Gästebetten zumeist in Schlössern, Guts- und Herrenhäusern, sowie eine ausgebaute touristische Infrastruktur mit Rad-, Wander-, Reit- und Wasserwegen, alle gut ausgeschildert. Auch an der A19 Berlin-Rostock verweist ein Schild auf das Mecklenburger Parkland.
„Eine tolle Entwicklung“, meint Edda Krüger. Die Hamburgerin hat vor 20 Jahren mit ihrem Mann das Gutshaus in Duckwitz gekauft und zum Firmensitz ausgebaut. Dort werden Kleinkläranlagen entwickelt und gebaut. In einem anderen Flügel des aufwendig sanierten Gebäudes lassen es sich Urlauber gut gehen, mit direktem Blick auf den See und die umliegenden Wiesen und Felder. „Die Landwirtschaft direkt vor der Haustür war weder für uns noch für unsere Gäste jemals ein Problem“, berichtet die Unternehmerin. „Hier gehen alle verantwortungsvoll mit der Natur und der Umwelt um. Bürgerproteste gegen Stallneubauten wie anderswo kennen wir kaum.“
„Die Ausgewogenheit ist das Entscheidende. Ein Zuviel ist hingegen immer Gift“, meint Parkland-Managerin Olsen. „Auch wir haben jetzt ein paar Windräder vor der Nase. Mehr wird es aber nicht geben“, sagt sie und verweist auf das Entwicklungskonzept für das Mecklenburger Parkland bis 2025, an dem sie gerade arbeitet. Darin wird detailliert festgeschrieben, was geht und was nicht, immer unter der Maßgabe, die Kulturlandschaft mit ihren Alleen, Baumhecken, Söllen, Bächen und Wäldern rund um die historischen Gutshäuser zu erhalten. „Nur das sichert Arbeitsplätze und eine weitere touristische Entwicklung.“
Zu den nächsten Zielen gehört die regional übergreifende Gartenroute quer durchs Mecklenburger Parkland hin zu den musischen Schlossgärten Westmecklenburgs, oder die Genusstour vom Darß ins Recknitztal. Verknüpft mit der Initiative „ländlichfein“ entwickelt sich hier das gastronomische Angebot mit regionalen Lebensmitteln, überzeugender Kochkunst und Esskultur.