Planschen für die Gesundheit
Gestresst eintauchen, entspannt auftauchen: Das sind einige der schönsten Thermen Europas.
Draußen ist es dunkel und kalt. Jeder sehnt sich nach Licht und Wärme. Was gibt es da Schöneres als einen kleinen Urlaub zwischendurch im warmen Wasser? Schon die alten Römer ließen den Alltagsstress gern in warmen Quellen von sich abperlen. Heute ist die antike Lust am Planschen in edlen Badeanlagen in ganz Europa wieder en vogue. Wir haben eine Auswahl der schönsten Thermen zusammengestellt.
Das wäre echt eine Sünde: Im Winter nach Budapest fahren und in keinem der historischen Thermalbäder gewesen zu sein. Der berühmteste unter den Tempeln der Badelust ist das legendäre Gellért-Bad im gleichnamigen Hotel. In dem luftigen, mit Kacheln und Mosaiken verzierten Jugendstilbau lassen sich Wasserwonnen aller Art genießen.
Bei sonnigem Wetter wird das „Cabrio-Verdeck“ geöffnet. Das wohlig dampfende Thermalbecken lädt zu geruhsamen Sitzungen und Gesprächen ein. Ebenso prächtig wie im Gellért planscht es sich im Széchenyi-Bad, das von einer 70 Grad heißen Quelle gespeist wird und in dem es zum täglichen Ritual der Einheimische gehört, dort im warmen Wasser sitzend Schach zu spielen. Und im frisch renovierten türkischen Rudas-Bad aus dem 16. Jahrhundert ist sogar nachts was los: Einmal im Monat ist dort Disko bis fünf Uhr früh (Telefon 0036/1/45 245 00).
Die Sonne blickt ins Bad — genau auf die Köpfe der Badenden in der Therme Meran. Möglich macht es ein imposanter gläserner Kubus über den 13 Indoor-Pools. Er gibt dem Badegast den Blick auf die Südtiroler Bergwelt frei und bringt ihm den Himmel näher — eine von vielen ungewöhnlichen Ideen des Stararchitekten Matteo Thun. Der ließ auch sämtliche Hölzer und Steine der Therme so behandeln, als hätte Wasser über Jahrhunderte hinweg die Oberflächen geprägt.
Das Sonnenlicht bricht sich auf der Wasseroberfläche und reizt, die gesamte Thermenwelt zu entdecken: vom Solebecken mit Unterwassermusik über das Sprudelbecken bis zum Heubad und Caldarium.
Butterweich wird die Haut im Molkebad, porentief rein beim Apfel-Peeling. Apfel und Latschenkiefer sind auch Basis der thermeneigenen Kosmetiklinien, die natürlich völlig ohne künstliche Duftstoffe auskommen. Für Skifahrer gibt es vergünstigte Kombi-Tickets für das Skigebiet Meran 2000 und die Therme (Telefon 0039/0473/252 000).
Niederbayern mit einem Schuss Noblesse: Das ist Bad Griesbach, der fast schon italienisch anmutende Thermalbadeort auf einem grünen Hügel mit weitem Blick übers Rottal. Ein Luxus- und mehrere Komforthotels umsorgen die Gäste mit „Quellness“, was so viel sagen will wie Wellness von der Quelle. Tatsächlich badet man hier in echtem Thermal-Mineralwasser. Wer seine Schönheit einer Kur unterziehen will, der liegt in Bad Griesbach ebenso richtig wie alle, die endlich einmal zu schwitzen wünschen wie ein Großwesir. Im original morgenländischen Hammam kann sich der Gast vom Tellak, dem Badeknecht, nach allen Regeln der orientalischen Kunst durchkneten lassen. Ein Fest auch fürs Auge ist die neueste Griesbacher Errungenschaft: In der neuen Salzgrotte glitzern die Salzkristalle an Decke und Wänden in allen Regenbogenfarben — ein Raum für positive Gedanken und neue Kraft (Telefon 08532/79 240).
Was für ein Glück, dass in den 70er Jahren in der Oststeiermark kein Erdöl gefunden wurde, sondern „nur“ heißes Wasser. Sonst gäbe es heute wohl kaum Friedensreich Hundertwassers bewohnbares Gesamtkunstwerk, und die sanfte Hügellandschaft rundum wäre vermutlich von Bohrtürmen übersät. So aber wandeln die Urlauber in der Therme Bad Blumau durch eine Fantasie-Architektur von buntbemalten, knuffelig runden Mauern und vergoldeten Türmchen, wohnen in begrünten Häusern und freuen sich an Wellenbad und Vulkania-Heilsee.
Sie wandeln auf dem neuen Wahrnehmungsweg zwischen Ort und Bad und lassen sich mit Damaszener Rosenöl massieren. What a Peeling — ein Bad in Stutenmilch mit anschließendem Rubbeln gibt es ebenso wie einen Bachblütenlehrpfad und einen Räuchermeister, der zu Feuermeditationen einlädt (Telefon 0043/3383/51000).
Der New York Times war die Toskana-Therme im thüringischen Bad Sulza einen Eintrag in die Liste der 100 besten Bäder der Welt wert. Zu Recht: Denn die Stimmung unter der Kuppel aus spiegelndem Glas und weißem Holz bei buntem Laserlicht und sanfter Musik ist einfach eine Wucht. Und erst die Solebäder! In sieben Kaskaden-Entspannungsbecken und vier Whirlpools schweben die Gäste im Salzwasser und lauschen Unterwassermusik, im Strömungskanal lässt man sich einfach treiben. Liquid Sound nennt sich die einmalige Mischung aus Klang, Farbe und Licht.
Wer wollte nicht immer schon mal in der dunklen Jahreszeit unter einem Lichtwasserfall stehen? Jeden Freitagabend veranstaltet die Toskana Therme eine Sonderaufführung „Klassik unter Wasser“.
Am schönsten aber ist der Wellnesstempel im Weimarer Land bei Nacht. An jedem ersten Samstag des Monats bleibt die Therme bis zwei Uhr früh geöffnet, und über die Unterwasserlautsprecher perlt elektroakustische Musik von einem Wellness-DJ (Telefon 036 461/92 000).
Es gurgelt, es gluckert und wabert. Wohlig warm umfängt samtweiches, herrlich lebendiges Wasser die müden Glieder. Das Bergdorf Leukerbad im Wallis hat nicht nur exzellente Skipisten, sondern auch die reichsten Thermalwasserquellen Europas.
Statt dicht gedrängt in der Après-Ski-Bar schwitzen die Wintersportler hier lieber im Dampfbad und schauen vom Außenbecken auf die beeindruckenden Felswände des Daubernhornmassivs. Mehr als 130 Wellnessanwendungen in sechs öffentlichen Bädern wollen entdeckt werden.
Auf großzügigen 12 500 Quadratmetern offeriert allein das größte, die Walliser Alpentherme, zum Beispiel ein Römisch-Irisches Bad, ein Walliser Saunadorf, Ayurveda, Thalasso und Walliser Traubenkern-Wellness. Wer mag, der kann sogar ein Vollmondbad und Frühstück im Wasser ausprobieren. So lässt sich selbst der kälteste Winter aushalten (Telefon 0041/27/472 7171).