Reise-Apps: Sofort ist das neue last minute

Berlin (dpa/tmn) - Ein Hotel per Mausklick am PC buchen? Wie altmodisch! Der moderne Urlauber sucht sich sein Zimmer unterwegs auf dem Smartphone aus. So kann er sich spontaner entscheiden und womöglich noch Geld sparen.

Die neue Technik steht aber noch vor Hürden.

Last minute buchen? Das war gestern. Wer wirklich spontan reisen will, bucht heute „very last minute“. Das Smartphone macht es möglich: Damit suchen sich Urlauber ein Hotelzimmer unterwegs aus statt vorher zu Hause. Das neue last minute heißt daher: jetzt und hier. Denn wer vor Ort über das mobile Internet ein Zimmer oder ein Mietauto sucht, will es in der Regel sofort haben.

Vor allem Hotelvermittler setzen darauf, wie auf der Reisemesse ITB in Berlin (6. bis 10. März) deutlich wurde. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Apps, die sich unter den Begriffen „very last minute“ oder „same day booking“ versammeln. „Das ist im Trend“, sagt Stefan Wagner von der Entwicklerfirma mvolution, die auf der ITB den „Mobil Travel App Guide“ vorgestellt hat.

Das Prinzip dabei: Zimmer, die in der Nacht sonst leer blieben, werden im Tagesverlauf zum Schnäppchenpreis unters Volk gebracht. Der Vorreiter Hotel Tonight verspricht dabei bis zu 70 Prozent Ersparnis gegenüber dem Normalpreis. In Deutschland hat er aber erst drei Städte im Angebot. Inzwischen gebe es viele Ableger, die auf den Zug aufgesprungen sind, erklärt Wagner. Sie heißen etwa Very Last Room, Hotel Same Day oder Reallylatebooking. Auch Hotelportale wie HRS und Booking.com haben nachgezogen und mit Hotels Now und Tonight Apps zum Buchen in allerletzter Minute herausgebracht.

Der Praxistest zeigt: Ein bisschen lässt sich mit diesen Apps in der Tat sparen. Ein preiswertes Hotelzimmer in Berlin während einer Messe wie der ITB finden? Das ist normalerweise schwierig. Per Handy findet sich aber immerhin ein Zimmer in einem Vier-Sterne-Hotel für 118 Euro - im Internet kostet es auf mehreren großen Buchungsportalen 138 Euro. Praktisch ist das Smartphone ebenfalls beim Buchen von Tickets, sagt Martin Eckart von der App-Entwicklerfirma MAD. Das betreffe zum einen Flüge und Zugfahrten, aber auch Veranstaltungen vor Ort.

Maurice Shahd vom Hightech-Verband Bitkom gibt ein Beispiel: Ein Urlauber fliegt nach Florenz und will von dort aus einen Ausflug nach Bologna machen. Das passende Bahnticket bucht er auf dem Weg zum Bahnhof per Smartphone und spart sich so das Anstellen am Schalter. Selbst das Ausdrucken wie bei der Online-Buchung am PC fällt weg. Nützlich sind dabei Apps wie Passbook für iOS oder Passwallet für Android: Sie bündeln Bord-, Eintritts-, Kundenkarten und Rabattcoupons. Das verhindert digitales Zettelchaos.

Das Smartphone bietet Urlaubern aber noch mehr neue Möglichkeiten am Urlaubsort. Die Zauberformel heißt: Location Based Services. Dank der Standortbestimmung des Handys zeigen Apps sofort Angebote in der Nähe an. „Es hat auch die Taxibranche revolutioniert“, sagt Michael Buller vom Verband Internet Reisevertrieb (VIR), der die deutschen Online-Reiseportale vertritt. „Stellen Sie sich vor: Sie stehen im Urlaub vor einer Disco und haben keine Ahnung, wie die Straße heißt, und keine Nummer von einem Taxiservice.“ Apps wie Mytaxi machen dann alles automatisch: Auf Knopfdruck zeigen sie Taxen in der Umgebung an und rufen eines herbei.

Die Entwicklung steckt aber noch in den Kinderschuhen, wie die aktuelle Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) zeigt. Die Zahlen darin zu Urlaubern mit mobilem Internetzugang klingen ernüchternd: Erst 4 Prozent haben in den zwölf Monaten vor der Befragung unterwegs ein Hotelzimmer oder Ähnliches per Smartphone gebucht. Vor der Reise haben dies immerhin 12 Prozent getan.

Eine Hürde seien immer noch die Kosten für das Surfen im Ausland, sagt Buller. Außerdem ist ein Handydisplay eben doch recht klein. Um etwa eine komplette Pauschalreise online auszusuchen, dürften viele daher einen richtigen Rechner oder ein Tablet verwenden.