Sonne, Strand und mehr - Wohin die Deutschen verreisen

Berlin (dpa/tmn) - Deutschland, Spanien, Italien, Türkei, Österreich: Bei den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen verändert sich seit einigen Jahren kaum etwas. Doch der einzelne Urlauber ist sehr flexibel - und reagiert auf negative Schlagzeilen.

Irgendwie sind die Deutschen langweilig - zumindest was das Reisen angeht. Ein Drittel verbringt seit Jahren seinen Urlaub zwischen Garmisch-Partenkirchen und Flensburg, ein weiteres Drittel fährt nach Spanien, Italien, in die Türkei oder nach Österreich. Für alle anderen Teile der Welt entscheidet sich das letzte Drittel.

Allerdings: Knapp 40 Prozent der deutschen Urlauber waren 2012 zum ersten Mal überhaupt an ihrem Reiseziel. Der Einzelne ist also sehr flexibel, in der großen Masse verändert sich kaum etwas. Lediglich in einigen Ländern gibt es leichte, aber interessante Verschiebungen, wie die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) ergab, die auf der Reisemesse ITB in Berlin (6. bis 10. März) vorgestellt wurde.

Griechenland: Vor zehn Jahren hatte Griechenland noch einen Anteil von 3,5 Prozent an allen Urlaubsreisen aus Deutschland. 2012 waren es gerade noch 1,8 Prozent. „Der Rückgang hat also bei weitem nicht nur mit der aktuellen wirtschaftlichen Krise zu tun“, erklärt Ulf Sonntag vom NIT, dem Institut in Kiel, das die Daten für die Reiseanalyse erhoben hat. „Die aktuellen Ereignisse haben die Entwicklung aber noch einmal verstärkt.“

Doch wo liegen dann die weiteren Gründe? „Griechenland hat fast genau in dem Maße verloren, in dem die Türkei zugelegt hat“, so Sonntag. Viele Urlauber hätten sich offenbar in den vergangenen Jahren für das Nachbarland entschieden. Nicht zuletzt vielleicht auch deswegen, weil in Griechenland mancher Hotelier verpasst habe zu investieren. Und dennoch: „Das Land hat eine große touristische Tradition, die Infrastruktur ist vorhanden“, macht Sonntag Griechenland Hoffnung. Licht am Ende des Tunnels sehen für den anstehenden Sommer auch mehrere Reiseveranstalter. Der Deutsche Reiseverband (DRV) spricht sogar von einem Griechenland-Comeback. Es gebe teilweise Buchungszuwächse im zweistelligen Prozentbereich.

Spanien/Italien/Türkei: „Der klassische Urlaub am Mittelmeer ist nach wie vor der Renner“, sagt Torsten Schäfer, Sprecher des DRV. Das deckt sich mit Sonntags Beobachtung, dass Strand- und Badeurlaub weiterhin die beliebteste Urlaubsform der Deutschen ist. Spanien, Italien und die Türkei liegen deshalb in der FUR-Studie wie in den Vorjahren bei den Zielen im Ausland weiter unangefochten an der Spitze. Rund 13 Prozent aller Reisen der Deutschen gehen nach Spanien, 8,4 Prozent nach Italien und 7,3 Prozent in die Türkei. Vor allem Spanien und die Türkei hätten im vergangenen Jahr von den Krisen in Griechenland und Ägypten profitiert, sagt Sonntag.

Ägypten: Die guten Nachrichten zuerst: Nachdem Ägypten 2011 aus den Top Ten der beliebtesten Reiseziele der Deutschen gefallen war, taucht das nordafrikanische Land dort in der FUR-Analyse 2012 wieder auf. 1,7 Prozent aller Reisen aus Deutschland führten dorthin. Und: „Das generelle Interesse der Deutschen am Land ist weiter vorhanden“, so Sonntag. Sprich, wenn in Ägypten wieder Ruhe einkehrt und das Land aus den Schlagzeilen kommt, kann es auch schnell wieder bergauf gehen.

Deutschland: Rekord folgt auf Rekord: Deutschland hat 2012 als Urlaubsziel noch einmal zugelegt. Zum ersten Mal wurde die 400-Millionen-Marke geknackt. „Wir hatten noch einmal Zuwächse um 3,6 Prozent auf 407,3 Millionen Übernachtungen“, sagte Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Der DRV hat zwar einen Rückgang bei Reisen an die Ost- und Nordsee festgestellt. Dies sei jedoch durch den boomenden Städtetourismus aufgefangen worden.

Fernreisen: Die großen Reiseveranstalter sprechen von einem Boom auf der Fernstrecke. Die USA, die Karibik, der Indische Ozean mit den Seychellen und Malediven, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate verzeichnen laut DRV-Sprecher Schäfer hohe Wachstumsraten. Beliebtestes Fernreiseziel der Deutschen sind nach wie vor die USA. Für die Zukunft prognostiziert Sonntag aber eine Verschiebung in Richtung Asien. 6,3 Prozent der Deutschen können sich in den kommenden drei Jahren einen USA-Urlaub vorstellen. Das sind 31 Prozent mehr als 2005. Deutlich höhere Zuwachsraten gibt es jedoch in Asien: Bei Indien, Sri Lanka oder den Malediven liegt das Plus bei 61 Prozent, bei Japan, China oder Korea bei 78 Prozent, für Indonesien oder Thailand gar bei 119 Prozent.

Trendziele: Während zwei Drittel des deutschen Urlauberkontingents fest vergeben sind an die großen Fünf, gibt es beim restlichen Drittel immer mal wieder einige Newcomer und Trenddestinationen. Für Sonntag gehört dazu Kroatien. Das Land liegt mit 2,9 Prozent bereits auf Platz fünf der beliebtesten ausländischen Urlaubsziele. „Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben“, meint Sonntag. 2012 habe das Land von der Krise in Nordafrika und dem Rückgang in Griechenland profitiert.