Seelenheil statt Badespaß: Die Mönchsrepublik Athos
Ouranoupoli (dpa/tmn) - Auf den ersten Blick wirkt Ouranoupoli wie ein normaler griechischer Badeort. Aber in den Souvenirläden stehen Gruppen von Männern in schwarzen Gewändern, viele mit langen Bärten.
Denn Ouranoupoli ist Grenzstadt und Fährhafen zu den Klöstern der Mönchsrepublik Athos.
Dort leben seit hunderten Jahren orthodoxe Mönche nach strengen Regeln. Frauen ist der Zutritt grundsätzlich verboten. Anhängern anderer Religionen war der Zutritt lange Zeit ebenfalls verwehrt. Inzwischen bekommen bis zu zehn Ausländer täglich eine Einreisegenehmigung, das sogenannte Diamonitrion. Das Dokument muss man im Vorfeld beantragen und im Pilgerbüro in Ouranoupoli abholen.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt (und ein Mann ist), wird auf der rund zweistündigen Schiffspassage mit Ausblicken auf die schroffe Küste der Halbinsel und die Klöster belohnt, die wie mächtige Burgen mit Wehrtürmen und durch hohe Mauern geschützt sind. Dominiert wird die Szenerie von dem mehr als 2000 Meter hohen heiligen Berg Athos, der die Mönchsrepublik überragt und ihr den Namen gibt.
Alle Klöster sind zur Gastfreundschaft verpflichtet und nehmen Pilger wie neugierige Gäste kostenlos für bis zu drei Nächte auf. Dann muss man die halbautonome Republik wieder verlassen. Einer der wenigen ausländischen Besucher, die sich regelmäßig für ein paar Tage bewusst vom normalen Badeurlaub verabschieden und den heiligen Berg besuchen, ist der Berliner Sven Schramm. Seit elf Jahren kommt der 51-Jährige immer wieder hierher. „Jedes Kloster ist anders und jeder Mönch hat eine eigene Ausstrahlung.“
Im Kloster Dionysiou an der Westküste wird den wenigen Besuchern nach der Ankunft ihre kleine, karge Kammer zur Übernachtung zugeteilt. Dann ist jeder erst einmal für sich allein. Der einzige feste Termin ist ein gemeinsamer Gottesdienst mit den Mönchen. Während des anschließenden Abendessens wird nicht gesprochen, ein Mönch verliest religiöse Texte. Wer will, darf sich dann mit dem Abt die heiligen Reliquien des Klosters anschauen. In Kästchen sieht man hier angeblich die Handknochen von Johannes dem Täufer und ein Holzstück, das der Legende nach vom Kreuz stammen soll, an dem Jesus Christus hingerichtet wurde.
Der Höhepunkt eines Athos-Besuchs kommt für ungeübte Touristen etwas unvermittelt. Um 4.00 Uhr geht ein Mönch mit Holzstöcken durch die Klosteranlage, ruft mit einem rhythmischen Klopfen zum Frühgebet. In der dunklen Krypta singen die Mönche religiöse Verse, Weihrauch liegt in der Luft. Wenn die Gottesdienstbesucher nach draußen treten, empfängt sie der Sonnenaufgang. Wenig später kommt das Schiff und bringt die Klosterbesucher zurück in den Rummel des Badeorts Ouranoupoli. Schade eigentlich.