Stress beim Sicherheitscheck - Flugpassagiere oft ahnungslos
Dresden (dpa) - Wenn der Metalldetektor piept oder Flugpassagiere zur Nachkontrolle gebeten werden, ist die Vorfreude auf Ferien schnell getrübt. Manche tappen ziemlich ahnungslos in die Falle.
Rein sicherheitstechnisch ist die Sahnetorte mehr als nur eine Kalorienbombe. „Streuselkuchen geht, Eierschecke nicht“, sagt Bundespolizist Matthias Ritscher. Sprengstoff könne cremig aussehen. Deshalb fällt an der Sicherheitskontrolle am Flughafen Dresden alles durch, was nach Gelee und Creme ausschaut - auch wenn es die Deckschicht der berühmten Dresdner Eierschecke ist. Selbst die Oma, die ihrem Enkel eine Kartoffelsuppe im Flieger mitbringen wollte, fand bei den Kontrolleuren keine Gnade. Vor allem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA begann auf den Flughäfen in aller Welt ein neues Zeitalter. Seither werden die Sicherheitschecks immer mehr verfeinert.
Die Branche muss sich zwangsläufig dem technischen Fortschritt anpassen. Ritschers Kollege Jens Schubert - auf dem Flughafen Dresden für die Sicherheitstechnik zuständig - verweist auf die Entwicklung der Funktelefone vom handtaschengroßen Gerät zu Beginn der 1990er Jahre bis zum Smartphone unserer Tage. „Als irgendwann mal Kerzen mit LED-Licht in einem Koffer gefunden wurden, löste das einen Fehlalarm aus“, berichtet der 46 Jahre alte Polizeihauptmeister: Die Kollegen hätten so etwas vorher noch nie gesehen. „In einem elektrischen Gerät kann man einfach eine Sprengstoffplatte unterbringen“, sagt Ritscher. Deshalb werde in Dresden mit einem kleinen Staubsauger Luft aus dem Gerät angesaugt. Ein Teststreifen gibt Klarheit, ob sie „rein“ ist.
Schubert hat bei den Reisenden verschiedene Verhaltensweisen ausgemacht. Vielflieger würden vor den Detektoren von allein ihre Gürtel abschnallen und alles in die Schale legen. „Wer häufig in den USA zu tun hat, zieht sogar noch die Schuhe aus - obwohl wir das gar nicht verlangen.“ Wer dagegen nur alle zehn Jahre mal fliege, komme schon weniger gut vorbereitet auf den Flughafen. Schubert rät daher allen, die nicht so häufig in den Lüften unterwegs sind, sich schon vorher über das Reisebüro, Bekannte oder im Internet zu informieren. Dass Feuerzeuge nicht in den Koffer gehören, scheint noch immer kein Allgemeinwissen. Allein in Dresden müssen deshalb täglich bis zu 50 Koffer wieder ausgepackt werden.
Nach der Gepäckabgabe am Check-In folgt für Koffer, Taschen und Rucksäcke eine mehrstufige Kontrolle. „Clear Or Not Clear“ heißt die große Frage nach der Stufe 1. Ein Röntgenapparat durchleuchtet die Koffer hier. Wo Klarheit herrscht, geht es sofort in die Verladung. Die unklaren Stücke gelangen in die weitere Kontrolle. Immerhin sind 40 Prozent der Gepäckstücke nach dem ersten Augenschein unklar. Letztlich gelangen davon aber nur zehn Prozent bis zur Kontrollstufe 3. Sie führt das Gepäck und den Passagier wieder zusammen. In Anwesenheit von Kontrolleuren muss der Reisende dann seinen Koffer öffnen und den fraglichen Gegenstand herausnehmen. Explosive und entzündbare Stoffe oder Flüssigkeiten stehen auf dem Index ganz oben.
Aber auch die Gaskartusche für den Campingkocher ist tabu. Wer damit in den Patagonien-Urlaub abdüsen wolle, habe Pech, sagt Schubert. Damit die Kontrolleure ein scharfes Auge behalten, ist jeden Monat Übungszeit reserviert. Alle drei Jahre gilt es eine Prüfung zu absolvieren. Mitunter werden an deutschen Flughäfen auch gezielt Koffer mit brisantem Inhalt in Umlauf gebracht - um zu testen, ob die Kontrollen funktionieren. Selbst Tiere müssen zum Sicherheitscheck. In Dresden hatten es die Bundespolizisten einmal sogar mit einem Weißen Tiger zu tun. Er reiste als Star einer Zirkustruppe ins Ausland.