Willkommen im Club - Viele Kreuzfahrer sind Stammgäste
Hamburg (dpa) - Was man toll findet, möchte man immer wieder machen. Das gilt auch für Kreuzfahrten. Jede Reederei hat ihre Stammkunden, darunter unglaublich hartnäckige Wiederholungstäter. Repeater heißen sie in der Fachsprache.
Es gab sie schon immer. „Aber ihre Zahl nimmt zu“, sagt Gabi Haupt von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten.
Den Reedereien kann gar nichts Besseres passieren. Was gibt es Schöneres als Kunden, die von selbst immer wieder kommen? Heinz Goller ist so einer, ein Repeater, wie er im Buche steht: einer, der auf Kreuzfahrten schwört, bevorzugt solche auf Cunard-Schiffen. Mehr als 30 Törns hat er in den vergangenen 20 Jahren gemacht mit insgesamt gut 450 Seetagen. „Die erste mit Skatfreunden auf der „Elizabeth 2“ von Southampton nach New York“, erzählt der 75-jährige Stuttgarter. „Wir haben gedacht, an Bord haben wir viel Zeit zum Kartenspielen, aber dann war es so aufregend und unterhaltsam, dass wir gar nicht dazu gekommen sind.“
Seitdem ist Goller mit dem Kreuzfahrtvirus infiziert und reist fast immer mit derselben Reederei. „Wenn man an Bord kommt, betritt man eine andere Welt und lässt Sorgen und Probleme an Land zurück“, sagt er. An Cunard schätzt er besonders die „englische Seefahrtstradition“ und einen gewissen Stil: „Zum Abendessen kommt man im Jackett. Der Steward trägt ja schließlich auch Anzug, ein Gast im Hawaii-Hemd passt da nicht.“
Ähnlich wie Cunard hat auch Hapag-Lloyd Kreuzfahrten seine Stammgäste. Für die Reederei aus Hamburg fahren vier Schiffe, die MS „Europa“ etwa, von Kreuzfahrtikone Douglas Ward und dem von ihm herausgegebenen „Berlitz Guide“ bereits 15 Mal nacheinander als 5-Sterne-plus-Schiff ausgezeichnet mit Platz für 400 Passagiere. Und die MS „Europa 2“, auf der 500 Gäste mitfahren können. Wie andere Reedereien weiß Hapag-Lloyd Kreuzfahrten Repeater zu schätzen und zeigt das auch: Gäste, die 75 Tage an Bord waren, bekommen eine silberne Nadel, bei 150 gibt es eine goldene.
Wer ein ganzes Jahr voll hat, erhält die Brillant-Variante. Das ist nur eine symbolische Form der Anerkennung. „Aber den Gästen ist das schon wichtig“, erzählt Gabi Haupt, Leiterin Produktmanagement MS „Europa“. Bei 1000 Tagen lädt die Reederei zu 14 Reisetagen auf Kosten des Hauses ein, bei 1500 zu einem Abendessen in Hamburg im Kreis der Geschäftsführung samt Übernachtung im Hotel „Vier Jahreszeiten“.
Die Größenordnung ist nicht so unrealistisch, wie sie vielleicht zunächst klingt: „Wir hatten 2014 ein Ehepaar, von denen jeder schon 3000 Tage auf der „Europa“ war, das sind fast zehn Jahre“, sagt Haupt. Ehepaare mit jeweils mehr als 2000 Tagen gibt es gleich mehrere. Kreuzfahrtenthusiasten bekommen schnell einige Bordtage zusammen: Eine Weltreise dauert schon mal 160 Tage. Und Gabi Haupt kennt mehrere Gäste, die jedes Jahre eine machen.
Auch bei Cunard kennt und schätzt man Kunden, die immer wieder kommen: „Es gibt Gäste, die machen ihre erste Kreuzfahrt auf der „Queen Mary 2“ und bleiben danach für immer dabei“, sagt Cunard-Sprecher Ingo Thiel. „Andere wollen zwar den Cunard-Style, wechseln aber die Schiffe. Die Zahl der Repeater wächst jedenfalls, genau wie der Gesamtmarkt.“ Und auch bei Cunard sind die Rekordzahlen beachtlich. Thiel weiß von Passagieren mit 2700 Bordtagen - fast siebeneinhalb Jahre - „mehr als so manches Besatzungsmitglied“.
Die Repeater bei Sea Cloud Cruises sind eine Klasse für sich: Windjammerliebhaber, die auf Urlaub unter Segeln schwören. „Wir haben einen hohen Anteil an Stammpublikum auf unseren beiden Schiffen“, sagt der Geschäftsführer Daniel Schäfer. „Ich sehe viele Namen immer wieder“, sagt Schäfer. „Die beiden Windjammer sind ja auch prädestiniert dafür, sich damit zu identifizieren.“
Was für Sea Cloud Cruises gilt, gilt für Star Clippers Kreuzfahrten auch: Die Passagiere auf dem Fünfmaster „Royal Clipper“- dem größten Segelschiff der Welt - und den beiden viermastigen Schiffen „Star Clipper“ und „Star Flyer“ mögen es gern etwas langsamer. Gerade bei den Crossings seien die Gäste eine eingeschworene Gemeinschaft, sagt Reederei-Sprecher John Will. „Da liegt die Repeaterquote auch bei über 80 Prozent. Wenn ich mal an Bord bin, treffe ich immer jemanden, den ich schon kenne.“
Heinz Goller war erst im vergangenen Herbst im Mittelmeer unterwegs, Anfang Mai rund um Irland. Aber es gibt noch ein paar andere Törns, die er gerne noch machen würde: von Neuseeland nach Singapur beispielsweise. Luft nach oben sieht Goller mit seinen gut 450 Seetagen auf jeden Fall. Er hat eine hochbetagte Bekannte, die ihm weit voraus ist: „Sie hat 149 Kreuzfahrten und rund 2500 Seetage hinter sich“, sagt er. „Und sie träumt schon von der nächsten.“