Winterstille statt Ski-Zirkus
Die Hochebene der Ramsau bietet ideale Loipen für Langläufer.
Düsseldorf. „Was haben Sie denn da in dem Schlitten?“, fragt die ältere Dame mit der Strickmütze den Langläufer, der sie eben überholen will. „Ein Baby“, antwortet der lachend und lässt die bereits erschöpfte Anfängerin verblüfft mit ihrer Kursgruppe zurück. Ein paar Meter daneben zieht mit schnellen, kräftigen Zügen ein Team von Skating-Läufern vorbei.
Auf den Loipen, Wanderwegen und Pisten in der Ramsau in Österreich treffen die Generationen aufeinander. Ältere genießen die Ruhe in der Natur, Familien freuen sich über sanfte Hänge für Kinder, jüngere Sportler powern sich auf den anspruchsvollen Loipen aus.
Nördlich von Schladming in der Steiermark, jenseits der bekannten Skigebiete, schlängelt sich eine Serpentinenstraße durch steile, bewaldete Hänge. Nach der letzten Haarnadel-Kurve erreicht die Straße die Hochebene, der Blick öffnet sich auf die weitläufige Landschaft der Ramsau. Ihre geografische Lage macht die Ramsau schneesicher von November bis weit in den Frühling.
Die Häuser der Gemeinde sind über das gesamte Plateau verstreut. Die charakteristischen Alleen mit Ahornbäumen, die im Herbst in allen Rottönen leuchten, gliedern die Landschaft. Einzelne Höfe wechseln sich ab mit kleinen Siedlungen. Das Ortszentrum mit dem spitzen Kirchturm ist überschaubar: Ein paar Läden, ein Delikatess-Geschäft mit steirischen und internationalen Spezialitäten, wenige Cafés und kleine Restaurants, Sportgeschäfte und ein Tabakladen — das war’s.
Auf der Hochebene über dem Ennstal regiert die Ruhe. „Die landschaftlichen Gegebenheiten hier ziehen Menschen an, die sportliches Erlebnis als Naturerlebnis suchen“, sagt der Tourismusdirektor der Region, Heinz Prugger. Entsprechend bietet der Tourismusverband neben den langen Loipen mit Varianten für Anfänger wie Leistungssportler auch ein engmaschiges Wegenetz für Winter- und Schneeschuh-Wanderer oder Tourengeher. Und Alpinfahrer toben sich auf dem Dachsteingletscher aus.
Die familiäre Atmosphäre ist überall spürbar: So trifft man nach einem anstrengenden Aufstieg über die Rittisloipe in der Hütte die Pensionswirtin wieder. Und der freundliche Bauer, der mit Traktor und Seil den Wagen der Urlauberfamilie aus der Schneewehe zieht, entpuppt sich am Tag darauf als der Kutscher des Pferdeschlittens. Wem die Ruhe der Ramsau ein wenig zu viel wird, der kann immer noch mit dem Bus nach Schladming fahren, wo in der Skiwelt Amadé der Après-Zirkus tobt.