Natur erleben auf dem Fluss Biber, Flieger und Wikinger - Bootstour auf der Peene

Stolpe (dpa/tmn) - Gleich wird es zu dunkel sein. Wie lassen sich jetzt noch Biber aufspüren? „Keine Bange“, sagt Carsten Enke. „Die Dämmerung ist die beste Zeit.“ Seit 17 Jahren arbeitet der 51-Jährige als Naturführer und zeigt Besuchern seine Heimat - vom Wasser aus.

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Es ist die schönste Art, den Naturpark Flusslandschaft Peenetal zu entdecken. Er ist eines der größten zusammenhängenden Niedermoorgebiete Mitteleuropas. Auf mehrtägigen Touren geht es vom Kummerower See in der Mecklenburgischen Schweiz zur Mündung in den Peenestrom östlich von Anklam. Oder Besucher gehen auf eine abendliche Bibersafari im Kanu.

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Rund 1000 Biber leben entlang des unbegradigten Flusses. Eben haben die Boote eine knapp 30 Zentimeter breite Schneise durchs Schilf passiert - ein Biberpfad. „Nur Geduld“, sagt Enke. Und tatsächlich: Ein runder Kopf mit kleinen Ohren und dunklen Kulleraugen bewegt sich dicht am Schilf durch das Wasser - und ein paar Meter dahinter ein zweiter. Fast fünf Minuten lang lassen sich die Tiere begleiten.

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„Biber habt ihr jetzt gesehen“, sagt Enke. „Aber haltet auch tagsüber die Augen auf, nach Fischottern und anderen Flussbewohnern.“ Denn bei Sonnenschein sind Tiere viel leichter zu entdecken. Auch von Urlaubern aus der Stadt, wie sich am nächsten Tag zeigt.

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Im zuckelnden Solarboot - ein von Sonnenkollektoren angetriebenes Gefährt - geht es den Fluss entlang. Fischreiher und Eisvögel lauern im Schilf auf Beute. Zwischen Seerosen duckt sich ein Kormoran. In Menzlin legt das Boot an. Rainer Vanauer sagt, er sei Wikinger - und sieht auch so aus. Denn wenn der vollbärtige Hobbyarchäologe, der nahe des Ortes einen Bootsverleih betreibt, Gäste durch das „Alte Lager“ führt, trägt er ein langes Leinenhemd mit Messer am Gürtel. So wie das Volk, das hier von Anfang des 8. bis 10. Jahrhundert gesiedelt hat: die Wikinger.

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Die Lage am Fluss mit direktem Zugang zur Ostsee war perfekt für einen Seehandelsplatz. „Rund 300 Menschen haben hier damals gelebt“, sagt Vanauer und läuft eine sandige, von Kiefern bewachsene Anhöhe hinauf. „Ein magischer Ort.“ Vanauer zeigt auf eine Ansammlung von Steinen, die ellipsenförmig zusammengelegt wurden. Eines von mehr als 30 skandinavischen Frauengräbern, die Archäologen hier freigelegt haben. „Die Steine sollen die Form eines Schiffes nachahmen“, erklärt Vanauer. „Ein Schiff, auf dem die Toten die Reise ins Jenseits am anderen Ende des Meeres antreten konnten.“

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Übers Wasser führt der Weg auch an diesem Tag weiter, zum Glück nicht ins Jenseits, sondern über die Peene weiter nach Anklam, wo die Backsteintürme der mittelalterlichen Kirchen St. Marien und St. Nikolai in den Himmel ragen. Seeadler aufzuspüren, ist eine Spezialität von Günther Hoffmann, einem Naturführer mit geschultem Blick. Er führt Besucher durch das Anklamer Stadtbruch, Deutschlands größten Moorwald, der im Mündungsgebiet der Peene liegt.

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„Jahrhundertelang wurde hier Brenntorf gewonnen“, erklärt Hoffmann, ausgerüstet mit Cowboyhut und Spektiv - einer Art Superfernrohr. Nach der Wende wurden Stadtbruch und Peenetal renaturiert. Heute sind Torfstiche und Feuchtwiesen ein Mekka für Vogelfreunde. Denn mit der Überflutung des vormals trockengelegten Gebiets siedelte sich hier die größte Kormorankolonie Deutschlands an. Und damit kamen auch die Adler. Tatsächlich kreist ein Raubvogel in der Luft. Aber kein Seeadler, sondern ein Fischadler, wie Hoffmann sofort erkennt.

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Und die Seeadler? „Kein Problem“, sagt Hoffmann und zeigt auf einen Baum. In der Krone thront der Horst, darin hockt ein Seeadlerpaar. „Wer hier spazieren geht, hat fast schon Seeadlergarantie. Und wo hat man das in Deutschland schon?“ Wahrscheinlich nur hier an der Peene, Heimat von Seeadlern, Bibern und Wikingern.