Handel und Wandel in Bremen - Hansestadt mit Tradition
Bremen (dpa/tmn) - Hanse, Hafen, Handel: Seit dem Mittelalter lebt Bremen im ständigen Wandel. Alte Wirtschaftszweige verschwinden, neue entstehen. Die Zeugnisse von Geschichte und Veränderung finden sich überall im Stadtbild - vom Roland bis zum Satellitenhersteller.
Bremen ist stolz auf seine Kaufmanns- und Industrietradition. Doch die Stadt hat sich über die Jahrhunderte gewaltig gewandelt. Wo früher der Hafen war, vergnügt man sich heute in Biergärten. Wo einst Werftenlärm dröhnte, steht heute ein Einkaufscenter. Nicht mehr Schiffe, sondern Satelliten und Autos sind die Bremer Exportschlager. Handel ist das durchgehende Markenzeichen der Stadt an der Weser. Strukturwandel und Krieg haben nicht alle Zeugnisse der stolzen Tradition zerstört.
Jörn Brinkhus vom Staatsarchiv fasst seine Vorschläge für einen Tag in Bremen so zusammen: „Erkunden Sie auf eigene Faust die Bremer Handelshäfen. Erleben Sie eine markante Industriearchitektur wie den Speicher XI, das Kaffee-HAG-Ensemble oder die Tabakbörse.“ Aber auch imposante Wohnungsneubauten und die abwechslungsreiche Nachnutzung alter Hafenbauten sollten sich Besucher ansehen. Beides - Wohnen und Industrie - verrate viel über die Bremer Wirtschaftsgeschichte und die Stadtplanung der Gegenwart.
Der Reihe nach: Start der Entdeckungstour ist der Marktplatz mit dem Welterbe Rathaus und dem Roland. „Das ist als ein Zeichen des Selbstbewusstseins gebaut worden“, sagt der Bremer Tourismus-Chef Peter Siemering über das Rathaus mit seiner Fassade im Stil der Weserrenaissance. Der Roland ist das Symbol für Bremens Handelsrechte. „Unser Mister Liberty“, wie Siemering sagt. Natürlich steht auf dem Rathausplatz auch eine Statue der berühmten Bremer Stadtmusikanten.
Eine Spur aus glänzenden Nagelköpfen im Boden führt durch die Innenstadt, wo sich auch das wirtschaftliche Zentrum der Hansezeit befand. Hier hatte Bremen seinen ersten bescheidenen Hafen. Die Balge, ein längst zugeschütteter Nebenarm der Weser, führte fast bis zum Marktplatz. Für die Nagelkopf-Route gibt es einen Audioguide.
Das Haus Schütting (gebaut 1537), heute Handelskammer, gehört ebenso zu den historischen Schätzen wie das Haus Spitzer Giebel (um 1400), das letzte mittelalterliche Bürgerhaus Bremens. Auch die Stadtwaage (1586) ist einen Besuch wert. Lüder von Bentheim entwarf das Haus, er gab auch dem ehemals gotische Rathaus seine heutige Fassade.
Weserabwärts liegen die Schauplätze des Industriezeitalters: riesige Hafenbecken, die kläglichen Reste der Großwerften und die alten Speicher. Von der AG Weser ist kaum mehr geblieben als der Straßenname „Use Akschen“, unsere Aktiengesellschaft, wie die Bremer ihre Werft nannten. „Das Wahrzeichen der Werftenzeit, der große Kran der AG Weser, ist nicht mehr“, bedauert Siemering.
Was ist aus Bremens Häfen geworden, die noch bis in die 70er Jahre voller Frachter lagen? Die „Fairland“ brachte 1966 den ersten Container in den Bremer Überseehafen, der inzwischen zugeschüttet und Teil der Überseestadt ist. Mehr als fünf Millionen Standardcontainer werden heute im Land Bremen umgeschlagen - allerdings in Bremerhaven an der Wesermündung. „Der Container hat alles revolutioniert“, erklärt Siemering und empfiehlt einen Besuch im Hafenmuseum. Das riesige Gelände entwickelt sich gerade zu einer Mischung aus Wirtschaft, Wohnen und Freizeit mit Marina, Kultur und Gastronomie.