Brauereien-Besuch Von Seidla zu Seidla - Bierwanderwege in Franken
Aufseß (dpa/tmn) - Das Glück leuchtet bernsteinfarben, schmeckt malzig und süffig und kostet nur 2,40 Euro. Oben auf dem Hügel thront das Schloss Unteraufseß, unten im Biergarten des Braugasthofs „Rothenbach“ genießen die Gäste die Juli-Sonne - und das gute Bier von der Privatbrauerei.
Das Wirtshaus ist nicht das einzige in der Gegend, wo noch das eigene Bier verkauft wird. Mit vier Brauereien hält Aufseß mit seinen umliegenden Dörfern den Weltrekord für die Gemeinde mit der größten Brauereidichte pro Einwohner. Auf einem 14 Kilometer langen Wanderweg kann man sie entdecken und erschmecken — und während eines Kurzurlaubs obendrein die Fränkische Schweiz kennenlernen.
Die Region liegt im Norden Bayerns zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg. Mit Hügeln, Felsen, Höhlen, kleinen Flüssen und mehr als 70 Burgen und Schlössern hat sie alles zu bieten, was eine verwunschene Gegend braucht. Das handwerklich hergestellte Craft-Beer, das in Großstädten seit einigen Jahren vermehrt gebraut wird, kennt man hier seit Jahrhunderten: Mehr als 200 Brauereien gibt es in Oberfranken, etwa 70 allein in der Fränkischen Schweiz.
Nachdem eine bereits getestet wurde, ist jetzt die zweite dran. Das nächste Seidla, so heißt der halbe Liter Bier in Franken, muss man sich verdienen: Auf fünf Kilometern geht es von Aufseß immer den Wegweisern nach Richtung Sachsendorf.
In Neuhaus ragen beeindruckende Felsen in die Höhe. Am Ortsausgang versuchen sich ein paar Familien mit Kindern professionell gesichert daran, diese zu erklimmen. Und nicht nur da: Klettern gehört zur Fränkischen Schweiz genauso dazu wie das Landbier. Von Neuhaus ist es nicht mehr weit bis Sachsendorf. In der Ortsmitte sind die Bierbänke vor dem Brauereigasthof „Stadter“ schon gut gefüllt.
Die Preise in der „Fränkischen“ muten gerade für Großstädter paradiesisch an: Das Bier von Stadter, mild und süffig im Geschmack, kostet gerade einmal 2,20 Euro. Und auch beim Essen wird es selten zweistellig. Für 7,90 Euro gibt es bei „Stadter“ am Wochenende Schäufele, das fränkische Leibgericht aus der Schweineschulter.
Die zweite Etappe des Aufseßer Brauereienwegs führt von Sachsendorf nach Hochstahl und erstreckt sich wie das erste Teilstück auf etwa fünf Kilometern. Es geht an Weizen- und Maisfeldern entlang, später bekommen Besucher im Sommer auch Sonnenblumen zu Gesicht. Schließlich geht es noch durch ein Waldstück, bevor man schon kurz nach dem Ortseingang von Hochstahl den Brauereigasthof „Reichold“ erreicht. Dort können die Wandersleute auf ihrer Rast zwischen vier verschiedenen Bieren und zahlreichen Braten wählen.
Nach zehn Kilometern in den Beinen und anderthalb Litern Bier im Bauch freut man sich auf der dritten Teilstrecke, die längeren Etappen hinter sich zu haben. Durch Wald und Wiesen führt der zwei Kilometer lange Weg in das kleine Dorf Heckenhof. Hier liegt sehr idyllisch die „Kathi-Bräu“, benannt nach der langjährigen Brauereichefin Kathi Meyer. Das alte Bauernhaus ist mit Efeu bewachsen. Im Biergarten sitzt man gemütlich unter Bäumen. Das dunkle Lager schmeckt auch als Radler hervorragend.
Für die letzte Etappe geht es zwei Kilometer lang zurück nach Aufseß. Man nähert sich dem Dorf von oben — und erhält so noch einmal einen schönen Ausblick auf das Schloss aus dem 11. Jahrhundert. Die Tour endet da, wo sie begann: am Brauereigasthof „Rothenbach“.