Wackelente und Ai Weiwei - Wie Duisburg Kunst zeigt
Duisburg (dpa/tmn) - Kultur im Pott - spätestens seit 2010, als das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt wurde, hat sich in der Kunstszene des Reviers viel getan. Damals entstand auch das Netzwerk der 20 „Ruhr Kunst Museen“.
Keine Stadt beherbergt so viele davon wie Duisburg.
Das dürfte man sich wohl in keinem anderen Kunstmuseum erlauben: „Wir haben die hier einfach mal nach Farben sortiert.“ Dirk Krämer steht vor einer kleinen Vitrine mit bunten Schälchen aus japanischem Porzellan. Ihre unterschiedlichen Pastelltöne entscheiden über ihren Platz in der Reihe. An der Wand neben der Vitrine: nichts. Kein Schild informiert über das Entstehungsjahr oder die Herkunft. Kaum ein Objekt im Museum DKM in Duisburg hat solche Informationen neben sich hängen - auch nicht die Namen der Künstler.
„Uns ist nicht so wichtig, wie der Künstler heißt, nicht der Marktwert ist interessant, sondern: Berührt uns das Werk, oder berührt es uns nicht?“ So erklärt Krämer sein Auswahlprinzip. Er und Klaus Maas sind Stifter des privaten Museums DKM, dessen Name sich aus den Initialen der beiden Kunstsammler zusammensetzt. Es ist eines der 20 „Ruhr Kunst Museen“, die sich auf 15 Städte verteilen. Duisburg hat 3 davon - so viele wie keine andere Stadt.
Das Museum DKM liegt in einer schmalen Seitenstraße zwischen unscheinbaren Mehrfamilienhäusern. Im Foyer wurden früher Elektroartikel verkauft. Die Stifter wollen dem Besucher keine Hintergrundinformationen über die Werke aufdrängen. Prominente stehen neben gänzlich unbekannten. Es gibt keine Rundgangzeichen. „Die Leute sollen sich einfach treiben lassen“, sagt Krämer.
So wie Krämer und Maas Kunst zeigen, so sammeln sie auch: Die glatt polierten Gelehrtensteine aus China stehen im Museum DKM, weil sich die Chinesen damit die Natur ins Wohnzimmer holen. „Und das fanden wir einfach faszinierend“, sagt Krämer. Ein paar Räume weiter stehen die „Coloured Vases“, die bunten Vasen des chinesischen Dissidenten und Künstlers Ai Weiwei. Es ist eine der Ausnahmen, bei denen die Stifter dann doch mal den Namen an die Wand schreiben.
Automatische Trommeln, sprechende Zimmer, rotierende Plastiktiere: Ein Kontrastprogramm aus moderner Kunst zeigt das Lehmbruck Museum am Immanuel-Kant-Park. „Es kann im Grunde alles eine Skulptur sein“, erklärt die Museumsdirektorin Söke Dinkla. Die Sammlung des Hauses besteht aus fast allen Werken des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) sowie zahlreichen Skulpturen der Moderne von internationalen Künstlern. Derzeit sind in der Ausstellung „Moving Sculptures“ ausschließlich Werke aus der Sammlung zu sehen, die sich bewegen.
„Was machst du hier? Wie kamst du hierher? Würdest du bitte wegsehen?“ Solche Fragen müssen sich Besucher von Lynn Hershman Leesons „Room of One's Own“ (Jemandes Raum) anhören. Das Werk ist eine große, schwarze Box mit Sehschlitz. Schaut man hinein, spricht es los. Zu sehen ist das winzige Modell eines Zimmers. Wer weit nach links schaut, sieht eine Live-Aufnahme seines Auges. Das Werk sei im Jahr 1993 entstanden, erklärt Dinkla. „Damals gab es noch diese große Euphorie über Interaktion mit der Technik.“
Wenige Kilometer vom Spektakel entfernt, am Duisburger Innenhafen, steht Walter Smerling im Foyer des Museums Küppersmühle für Moderne Kunst. Graue Slipper, grauer Anzug, graue Brille, graues Haar. Weißes Einstecktuch und raumfüllende Präsenz. „Wir sind hier auf einem fruchtbaren Acker“, sagt er zu Beginn seiner Führung.
Der Duisburger Innenhafen, in dem sich das Museum befindet, sei in den 90er Jahren grau und dunkel gewesen. „Aus den Häusern wuchsen Bäume“. Der Architekt Norman Foster nahm sich der Sache an. Er gestaltete die Seite mit den alten Speichergebäuden neu, auf der auch das Museum steht. Heute ist auf 2500 Quadratmetern die Sammlung Ströher ausgestellt, hauptsächlich deutsche Nachkriegskunst von Georg Baselitz über Anselm Kiefer bis Gerhard Richter.