Winterberg im WM-Fieber: Talwärts im Bob mit Tempo 130
Winterberg (dpa/tmn) - Gleich zwei Weltmeisterschaften werden ab Ende Februar 2015 in Winterberg ausgetragen. Auf der Bobbahn messen sich die Weltbesten im Bob- und Skeletonsport. Auch Touristen können den Eiskanal befahren.
Manch einer steigt aus mit schlotternden Knien und ist für Momente bleich im Gesicht. „Im Taxibob die Winterberger Bahn herunterzufahren, ist ein ganz besonderes Erlebnis“, sagt Alois G. Schnorbus. Der Mann aus Winterberg muss es wissen: Bei der Winterolympiade 1980 in Lake Placid gehörte er zur deutschen Viererbob-Mannschaft, war Deutscher Meister im Viererbob und drei Mal Junioren-Europameister.
Der Taxibob in Winterberg wird gesteuert von erfahrenen Bobsportlern, jeweils drei Touristen können zusteigen. Alois Schnorbus beschreibt die Abfahrt: „Auf den ersten hundert Metern ist das Tempo noch maßvoll, aber ab der Kurve 8 nach dem Kreisel geht die Post so richtig ab.“ Mit bis zu 130 Stundenkilometern rast und rumpelt der Bob durch die Eisröhre, Kräfte der Querbeschleunigung zerren in den Kurven an Kopf und Nacken, etwa 60 Sekunden dauert die Tour.
Unter den 17 Bobbahnen auf der Welt gilt die Winterberger Kunsteisbahn als besonders schnell. Auf der Jagd nach Weltrekorden und Meistertiteln kommen zwischen dem 23. Februar und 8. März 2015 die besten Sportlerinnen und Sportler im Bob- und Skeletonsport zu den Weltmeisterschaften nach Winterberg. Mehr als 250 Athleten gehen an den Start.
„Wir erwarten die Weltbesten aus etwa 30 Nationen, darunter sind Japan, Südkorea und Australien“, sagt Petra Sapp, Geschäftsführerin der Bobbahn. Für Winterberg sind die doppelten Weltmeisterschaften 2015 das größte sportliche Ereignis seit 1995.
Die Bobbahn oberhalb des Winterberger Stadtzentrums am Berg Kappe liegt inmitten der Wintersportarena Sauerland. Die bedeutendste Wintersportregion nördlich der Alpen zwischen Brilon, Schmallenberg und Hallenberg reicht hinüber bis ins hessische Wintersportzentrum Willingen. Auch Freizeitrodler, Snowboarder und Winterwanderer kommen in die Stadt. So werden im Gebiet am zweithöchsten Berg des Sauerlandes, dem 841 Meter hohen Kahlen Asten, für die Skilangläufer bis zu 170 Kilometer Loipen gespurt.
Winterbergs Aufstieg zum Wintersportzentrum begann 1906 mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke aus dem Ruhrgebiet über Arnsberg und Meschede entlang der Ruhr. Zu den Anfängen des Wintersports im Hochsauerland führt ein Besuch im Westdeutschen Skimuseum Neuastenberg. Bei manchen Besuchern werden Erinnerungen an die ersten eigenen Pistenschwünge geweckt, wenn sie im Museum eine schwarz-weiß karierte Flagge entdeckten. Das Fahnentuch signalisierte in den 60er-Jahren auf den Bahnhöfen an Rhein und Ruhr: Am Wochenende rollen wieder Wintersportsonderzüge ins Hochsauerland.
Service:
Die Taxibob-Fahrten finden zwischen November und Februar statt. Die Betriebszeiten der Bobbahn sind täglich von 9.00 bis ca. 19.00 Uhr ab Ende Oktober bis Anfang März. Führungen an der Bobbahn werden zwischen April und November an mehreren Wochentagen angeboten, im Winter auf Anfrage.
Das Westdeutsche Wintersportmuseum hat am Samstag und Sonntag jeweils von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.